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Cover des Buches Göttliche Kleopatra

Göttliche Kleopatra

Autor: Michel Peyramaure


Seiten: 492 | Verlag: Fackelverlag Erscheinungsjahr: 1961 | ISBN: B001E6F67G (ASIN) | Rezensiert von: Jolly Thews

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Kleopatra ist 14 Jahre alt, als ihr Vater stirbt. Für die Thronfolge unterstützen die Minister ihre beiden jüngeren Geschwister Arsinoe und Ptolemaeus. Als Kleopatra sich weigert, den Traditionen folgend ihren Bruder zu heiraten, kommt es zwischen den Geschwistern zur offenen Auseinandersetzung um den Thron. Ein Streit, der nur durch Rom entschieden werden kann. Caesar entscheidet zugunsten Kleopatras. Weil sie intelligent ist und Ehre besitzt — und auch deshalb, weil sie ihn als Frau interessiert. Aus beiden wird ein Liebespaar. Die Vereinigung von Roms Stärke und Ägyptens Reichtum lassen Caesar viele erfolgreiche Schlachten schlagen und er vergrößert das römische Weltreich erheblich.

Trotzdem wächst in Rom das Misstrauen gegen einen Führer, der mehr in Ägypten als im heimischen Rom weilt. Deshalb ziehen Kleopatra und Caesar nach Rom um. Die Begeisterung des Volkes ist groß und Caesar vergrößert seine Macht stetig. Er denkt sogar daran, sich als Monarch krönen zu lassen. Aber dazu ist die Republik Rom dann doch nicht bereit und unter den Senatoren wächst der Widerstand gegen Caesar. Dies bekommt auch Kleopatra zu spüren, die als Hauptgrund für Caesars „unrömisches“ Verhalten angesehen wird. Als Caesar sich aber nicht von Kleopatra distanzieren oder gar trennen will, wird er schließlich im Forum erdolcht.
Nach ihm teilt sich ein Triumvirat die Macht, dem auch Marcus Antonius angehört. Er stand stets treu zu Caesar und will dessen Politik fortsetzen. Die zweite wichtige Kraft in diesem Triumvirat ist Octavian, der insbesondere Kleopatra kritisch gegenübersteht. Kleopatra unterstützt daher Antonius und verliebt sich auch in diesen römischen Führer. Aber die Geschichte wiederholt sich: Kleopatras Einfluss auf Antonius wird trotz großer außenpolitischer Erfolge in Rom nicht gern gesehen. Und als Antonius Kleopatra immer mehr verfällt, kommt es schließlich zum Bruch zwischen Octavian und Antonius und zum Krieg zwischen Rom und Ägypten. Nun geht es für Kleopatra um alles: Sie will Caesarion, Caesars und ihren gemeinsamen Sohn, auf den ägyptischen Thron setzen und verhindern, dass Ägypten eine römische Provinz wird. Aber kann sie zusammen mit Antonius der römischen Streitmacht totzen?

Das Buch lässt sich leicht und flüssig lesen und erzählt das interessante Leben der Kleopatra mit vielen historischen Details. Leider vermochte mich die Geschichte selbst aber nicht zu fesseln. Ich musste mich sogar ab und zu selbst ermuntern, weiterzulesen, weil ich ja zum Ende kommen wollte.
Kleopatra wird als schöne, stolze und intelligente Frau dargestellt, die es über Jahrzehnte hinweg schafft, Ägypten einen herausragenden Platz im römischen Weltreich zu sichern. Hierzu trägt neben ihrer Intelligenz auch ihre erotische Ausstrahlung bei. Diese zwei Eigenschaften prägen die Titelfigur und dennoch fügen beide Eigenshaften sich in diesem Buch nicht schlüssig in die Handlung ein. Denn trotz ihrer Intelligenz steuert Kleopatra am Ende direkt in den eigenen Untergang, indem sie durch ihr Verhalten einen Keil zwischen Antonius und Rom treibt. Und obwohl ihre Berater sie auf diesen Fehler hinweisen, erkennt sie nicht, dass dies der Untergang Ägyptens sein wird. Dies passt so gar nicht zu der klugen und strategisch denkenden Kleopatra des Romananfangs und erschloss sich mir auch nicht aus dem Handlungsverlauf.

Ebenso hatte ich Schwierigkeiten mit der Vielzahl ihrer Liebschaften. Denn in dieser Geschichte setzt sie nie ihren Körper wirklich absichtlich als Instrument ein, um sich einen Mann „gefügig“ zu machen oder ihren Willen durchzusetzen. Es ist immer Liebe oder zumindest Leidenschaft, die sie für den jeweiligen Mann empfindet. Aber wenn das wirklich so ist, wie können dann die Männer so problemlos und nahtlos aufeinander folgen? Zum Beispiel: Als sich die große Liebe zu Caesar mit der Zeit etwas abgekühlt hat, verliebt sie sich in einen Bildhauer, der ein Statue von ihr anfertigen soll. Auch diese Beziehung wird uns als wahre Liebe geschildert. Diese Beziehung endet allerdings jäh, als Ceasar den Nebenbuhler ermorden lässt. Und was macht Kleopatra? Nun gut, liebt sie eben wieder Caesar! Und dies nicht aus strategischem Kalkül oder einer machtpolitischen Notwendigkeit heraus, auch hier ist es angeblich wieder tief empfundene Liebe!?! Und nach Caesars Tod verliebt sie sich in Antonius, mit dem sie im übrigen auch schon vor Caesar eine Liebesbeziehung hatte. Und es werden noch eine ganze Reihe weiterer Männergeschichten beschrieben. Dass keine dieser Affairen und Beziehungen als bewusst eingesetztes Mittel zum Zweck dargestellt wird, sondern der Autor mühevoll versucht, uns alles als große Liebe zu präsentieren, ist m.E. ein weiterer Schwachpunkt dieses Buches.

Im Zusammenhang mit der kleinen Zeittafel, die im Anhang des Buches die groben historischen Daten aufzeigt, ist das Buch als unterhaltsame Geschichtslektion über eine interessante Epoche und ihre schillernden Figuren wohl geeignet. Aber für mich ist es trotz anerkennenswerter Mühe nur eine schwache Geschichte und daher kein gutes Buch.

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