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Einführung in die Hieroglyphenschrift

Einführung in die Hieroglyphenschrift

Autor: Hartwig Altenmüller


Seiten: 194 | Verlag: Buske Erscheinungsjahr: 2. überarbeitete und erweiterte Auflage 2010 | ISBN: 9783875485356 | Rezensiert von: Carina Felske

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Ziel dieses Buches, das 2010 in einer zweiten, überarbeiteten und erweiterten Neuauflage erschienen ist, liegt darin, „das ägyptische Schriftsystem zu erklären, Grundkenntnise der ägyptischen Schrift zu vermitteln und eine Anleitung zum Lesen von altägyptischen Schriftzeichen zu geben“, so der Autor in seiner Einleitung.
Während die ersten beiden Punkte die Erwartungen mehr als übertreffen, muss man letztgenannten wirklich wörtlich nehmen. Mehr als eine „Anleitung“ ist dieses Buch zum Erlernen der Hieroglyphen nicht. Aber all jene, die mehr über Schrift und Sprache der alten Ägypter wissen möchten und sich schon einmal mit Hieroglyphen befasst haben, liegen mit diesem Buch goldrichtig.

Der erste Teil des Buches umfasst eine ausführliche Einleitung zur Geschichte der Entzifferung der Hieroglyphen. Schon im 1. Jh. v. Chr. versuchten Griechen, die der altägyptischen Sprache nicht mächtig waren, die Hieroglyphen zu verstehen – mit mäßigem Erfolg. Erst Champollion schaffte 1800 Jahre später den Durchbruch.

Beispiel

An dieser Stelle folgt bei den meisten Hieroglyphen-Büchern das Einkonsonantenalphabet. Altenmüller geht aber schon davor sehr konkret auf das ägyptische Schriftsystem ein und erläutert die Funktionen der Hieroglyphen. Darunter gehören die Logogramme (auch unter dem Namen Ideogramme bekannt = die Hieroglyphe heißt genau das, was sie darstellt), die Phonogramme (= ägyptologische Transkription) und die Determinative (= nicht gesprochenes Deut- oder Zusatzzeichen), bis er schließlich zu den Ein- und Zweikonsonantenzeichen kommt. Diese werden nicht nur mit ihrer Transkription (Phonogramm) und Bildbeschreibung tabellarisch aufgelistet, sondern auch gleich mit passendem Logogramm und entsprechendem Code der Gardiner-Liste (siehe Bild).

Zu einem späteren Zeitpunkt wird noch ausführlicher auf das Einkonsonantenalphabet eingegangen. Die koptische, demotische und hieratische Schreibweise der jeweiligen Hieroglyphen werden gegenübergestellt und auf die Aussprache wird näher eingegangen. Neben der ägyptologischen Behelfsaussprache geht der Autor bei einigen Zeichen auch auf die altägyptische Aussprache ein (die natürlich, wie der Autor auch betont, nicht gesichert ist). Außerdem werden die Hieroglyphen bezüglich ihrer Schreibweise und ihres menschlichen, tierischen, usw. Vorbildes analysiert. In zwei Tabellen werden nun Zweikonsonantenzeichen mit dem jeweiligen Laut vorgestellt und Leseübungen zur Verfügung gestellt, in denen sich die Hieroglyphe oder der Laut befindet. Ausführlicher kann eine Hieroglyphe nicht beschrieben werden. Bevor es mit der Grammatik weitergeht, werden noch 230 Hieroglyphen vorgestellt, die wieder neben Phonogramm und Bildbeschreibung mit Logogrammen und Gardiner-Code aufgelistet werden. Die Grammatik ist recht kurz gehalten und soll nur einen kurzen Einblick gewähren. Am Ende befinden sich hieroglyphische und hieratische Lesestücke, die aus einem entsprechenden Text mit Transkription und Übersetzung bestehen, ohne weiterführende Erklärungen aber schwer zu übersetzen/nachzuvollziehen sind.

Dafür punktet das Buch aber, wie bereits erwähnt, durch seine Fülle an Informationen rund um das Thema Hieroglyphen. Hier erweist es sich als wahre Fundgrube. Ausführlich beschreibt der Autor die Entwicklung von Schrift und Sprache. Hartwig Altenmüller gibt ausführliche Einblicke in die verschiedenen Schriftformen hieratisch, kursiv, demotisch, koptisch und sogar über die relativ unbekannte protosinaitische Schrift, die im Hathor-Tempel im Sinai entdeckt wurde. Anhand einer Gegenüberstellung stellt der Autor die These auf, dass griechische Buchstaben von den Hieroglyphen abstammen. Zusätzlich finden sich aber auch themenverwandte Bereiche, wie Schreiber, Schulausbildung und Schreibgeräte in diesem Buch.

Leser, die Hieroglyphen nach dem Schema Hieroglyphe+Transkription+Aussprache gelernt haben, wird die Aufteilung in Phonogramme und Logogramme zuerst verwirren. Einige Textstellen in dem Buch sind wegen der Verwendung von Fachtermini und verschachtelten Sätzen nicht einfach zu verstehen. Hilfreich sind hier die vom Autor aufgeführten Beispiele, die sehr zum Verständnis beitragen.
Ein Lob an des Autors Vorliebe für Tabellen, die für ein übersichtliches und aufgelockertes Gesamtbild sorgen.

Ein Buch für Fortgeschrittene, mit dem sich so manche Wissenslücke rund um das Thema Hieroglyphen schließen wird.

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