Bes – Beschützer vor bösen Mächten

Bes war eine Schutzgottheit, dessen Fratze die bösen Geister und Mächte, aber auch gefährliches Getier, wie Schlangen und Skorpione, erschrecken sollte.

Der Gott Bes tanzend und Harfespielend Tempel von Philae Griechisch-römische Zeit
Der Gott Bes tanzend und harfespielend
Tempel von Philae
Griechisch-römische Zeit

Daher sieht man das Abbild des Gottes auch auf vielen Alltagsgegenständen, wie Betten und Kopfstützen zum Schlafen, an Spiegeln und an Kosmetikartikeln, wie Salben und Schminke. Hier sieht man ihn oft zusammen mit Taweret, einem weiteren sehr beliebten Hausdämon unter den Privatleuten.

Mit lauter Musik und Tanz sollte er die bösen Geister vertreiben sowie den Menschen nicht zuletzt auch wegen seiner grotesk-witzigen Erscheinung Freude und Spaß schenken.

Schutzgott der Schwangeren

In seiner Eigenschaft als Schutzgott der Schwangeren, Gebärenden und der Kinder war Bes bei der Geburt immer zugegen. Kinder trugen Amulette von ihm zu ihrem Schutz. Fehlgeburten wurden in kleinen hölzernen Bes-Figuren beigesetzt.

Das Geheimnis der „Beskammern“

Statue des Bes
Ptolemäische Zeit
Archäologisches Nationalmuseum Florenz

Während der Ptolemäerzeit wurden so genannte „Beskammern“ in Sakkara gebaut. An den Wänden standen bis 1 1/2 m große Bes-Figuren, die in Begleitung einer nackten Göttin (oder einfachen Tänzerin?) und phallischen Figuren waren. Die genaue Bedeutung dieser Kammern ist unbekannt. Es ist aber wahrscheinlich, dass sich die Pilger dort über Nacht aufhielten und sich heilendeTräume erhofften, die ihre Manneskraft erhöhte oder wieder zum Vorschein brachte.

Als Bes-Sopdu „der die Asiaten schlägt“ wurde die Gottheit auch als Kriegsgott verehrt, weshalb die Griechen und Römer ihn in vollgepanzerter Rüstung und mit Bewaffnung darstellen ließen.

Darstellung

Bes wird zwergenhaft, mit kurzen Beinen und großem Kopf dargestellt. Eine Löwenmähne umringt seinen Kopf, weshalb dieser zusammen mit seiner flacher Nase, den zottigen Augenbrauen und ausladenden Ohren an den eines Löwen erinnert.

Im Laufe der Zeit wird die Mähne immer mehr zu einem zotteligen Bart. Seine Gesichtszüge sind auf einigen Darstellungen so zerklüftet, wie die eines Greises und können erschreckend, freundlich oder einfach nur belustigend wirken, letzteres vor allem, wenn er dem Betrachter die Zunge rausstreckt. Ein hoher Kopfschmuck ziert manchmal sein Haupt.

Bes
Bes
Tempel von Dendera
Griechisch-römische Zeit

Bes hat wahrscheinlich ursprünglich ein Löwenfell getragen, das später mit seinem Körper verschmolz und letztlich nur die Löwenmähne und der Löwenschwanz übrig blieb. Auf einigen Bildnissen trägt er ein Pantherfell, dessen Kopf um seine Schultern geschlungen ist. Sonst ist sein Körper nackt oder nur mit einem Lendenschurz bekleidet. Bes ist ebenfalls mit dickem Bauch und mit Brüsten zu sehen (in seiner Eigenschaft als Schutzgott für Schwangere und Gebärende).

Bes mit Messer und als „Schlangenwürger“

In seinen Händen kann er erwürgte Schlangen oder Messer tragen, doch auch ungefährlichere Dinge, wie ein Musikinstrument oder das schützende sa-Zeichen.
In der 18. Dynastie wird Bes manchmal mit Flügeln auf dem Rücken oder mit einem Flügelpaar an den Füßen abgebildet.

Verschiedene Bes-Statuen
Neues Reich – Spätzeit
Rijksmuseum van Oudheden

Bes als Fabelgestalt

Aus späteren Epochen kennen wir Mischwesen, die den Kopf oder den Körper von Bes besitzen. Diese Fabelgestalten können mehrköpfig, mehrarmig und geflügelt sein.
In griechisch-römischer Zeit wird Bes mit Schwert und Schild und sogar in Legionärsrüstung abgebildet.

Der Name Bes

Der Name könnte sich eventuell vom altägyptischen
„besa“ = schützen ableiten.

Bes in Hieroglyphen

bes_hieroglyphen

Erste Erwähnung des Namens

Im Alten Reich

Familie

Seine Gattin kann Taweret (Thoëris) oder auch Beset sein.

Verbindungen mit anderen Göttern

Bes könnte auch als Synonym für alle zwergengestaltigen Götter genommen werden. Sie wurden in vielerlei Weise dargestellt. Da wären einmal die bewaffneten Krieger, dann die musizierenden und tanzenden Zwerge und letztendlich die, welche mit bloßen Händen Schlangen erwürgen oder andere Tiere, die mit bösen Mächten in Zusammenhang stehen, vernichten. Laut Wilkinson (siehe Quellen) gibt es 10 verschiedene Gottheiten, die ähnlich dargestellt wurden und ähnliche Charakterzüge besaßen: Aha, Amam, Bes, Hajet, Ihti, Mafdet, Menew, Segeb, Sopdu und Tetenu.

Durch seine Beliebtheit und seine bedeutenden Eigenschaften wird Bes mit vielen anderen Gottheiten, die ähnliche Eigenschaften besitzen, vermischt. Dazu gehören u.a.: Amun, Horus, Min und Sopdu.

Orte/Zeiten der Verehrung

Besonders bei dem einfachen Volk war Bes sehr beliebt. In den Häusern stellten die Menschen kleine Altäre auf, die Statuetten des Gottes aus Terrakotta oder Keramik beinhalteten. Von keinem anderen Gott fand man so viele Amulette, wie von Bes. Aber auch die Pharaonen schmückten ihre Wände mit der Gottheit, so z.B. Amenophis III. der sich durch die Abbildung des Bes im Schlafzimmer seines Malkatta-Palastes Schutz erhoffte.

Bis nach Vorderasien

Doch auch außerhalb Ägyptens wurde er verehrt. Seine Figuren und Abbildungen fand man in Vorderasien und in der gesamten ägäischen Welt.

Orakel und Traumdeuter

Trotz seiner Beliebtheit ist kein ihm geweihter Tempel bekannt. Aber in griechisch-römischer Zeit beschützte er die Mammisi (Geburtshäuser) von Tempeln und neben den „Beskammern“ in Sakkara errichteten die Ägypter im Grabtempel Sethos I. in Abydos ein Orakel des Bes. Die Pilger konnten dort übernachten und am nächsten Tag ihre Träume deuten lassen. Bis ins 4. Jh. n. Chr. soll dieses Orakel benutzt worden sein.