Hathor – Göttin der Liebe und der Frauen

Hathor war insbesondere bei den Ägypterinnen sehr beliebt, denn sie wurde in Liebesdingen angerufen und galt als Schutzgöttin der Empfängnis, Niederkunft und Wehen.

Die Hauptgemahlin des jeweiligen Pharaos war ab der 4. Dynastie gleichzeitig auch Oberpriesterin der Hathor und galt als Inkarnation der Göttin auf Erden. In Verbindung mit dem Königtum sehen wir sie zudem als Beschützerin des Pharaos und als göttliche Amme, die den König säugt.

Hathor
Das Gesicht der Göttin Hathor war ein beliebtes Motiv für Säulenkapitelle.
Heiligtum der Hathor im Tempel
von Deir el Bahari, Theben West
Neues Reich, 18. Dynastie

Hathor im Totenkult

So wie die Männer nach ihrem Tod mit Osiris gleichgesetzt werden wollten, strebten Frauen die Gleichsetzung mit Hathor, der „Herrin des Westens“ an, denn die Göttin spielte auch im Totenkult eine große Rolle. Spätestens seit der 18. Dynastie wurde sie als Schutzgöttin der thebanischen Nekropole verehrt.

„Herrin der Sykomore“

Als „Herrin der südlichen Sykomore“ wurde sie als Baumgöttin dargestellt, die dem Verstorbenen Speisen und Getränke darreichte. Sie begrüßte den Verstorbenen in der Unterwelt mit reinigendem und erfrischendem Wasser. Der Tote hoffte außerdem darauf, dass Hathor die untergehende Sonne in sich aufnimmt und ihm so Licht und Wärme spendete, wenn es Nacht wurde in der Unterwelt.

Die Göttin Hathor als Kuh leckt die Hand der Königin Hatschepsut Tempel von Deir el Bahari Neues Reich, 18. Dynastie
Die Göttin Hathor in der Gestalt einer Kuh leckt die Hand der Königin Hatschepsut
Tempel von Deir el Bahari
Neues Reich, 18. Dynastie

Hathor und der Sonnengott

Hathor war fest mit dem Sonnengott Re verbunden, dessen Sonnenscheibe sie zwischen den Hörnern trägt. Sie galt als „Auge des Re“ und als seine Tochter. Als feuerspeiendes Sonnenauge wurde sie auch „Herrin des Schreckens“ genannt, die in einem Mythos wegen ihrer Blutrünstigkeit fast die gesamte Menschheit ausrottete.

Herrin der Trunkenheit

Ein Sistrum der Göttin Hathor
Ein Sistrum der Göttin Hathor

Als „Herrin des Schreckens“ sollten die Feste, die ihr zu Ehren gefeiert wurden, nicht nur Freude ausdrücken, sondern auch die Göttin besänftigen. Sie war aber auch bei allen anderen Festen gegenwärtig, denn auch Freude, Glück, Musik und Tanz waren eng mit der Göttin verbunden. Ihr Abbild zierte Gefäße für Wein und Bier, denn sie galt auch als Herrin der Trunkenheit. Das Sistrum, eine Art Rassel, das wahrscheinlich eher bei Kulthandlungen denn zum Musizieren genutzt wurde, war ihr geweiht.

Verehrung über die Landesgrenzen hinaus

Nicht nur in Ägypten, sondern auch in vielen anderen Ländern wurde Hathor verehrt. In Byblos erkannten die Ägypter schon in früher Zeit die dort ansässige Ortsgöttin als ihre Hathor wieder. Die Einwohner von Byblos übernahmen im Laufe der Zeit diese Ansicht und so wurde auch im weit entfernten Byblos (im heutigen Libanon) die ägyptische Göttin Hathor verehrt. Im Sinai war sie die Schutzpatronin der dortigen Arbeiter und der Bergwerke, in denen Türkis, Malachit und Kupfer abgebaut wurde. Sie galt als die „Herrin von Punt“ (eventuell das heutige nördliche Eritrea) und im südlich gelegenen Nubien war die Göttin ebenfalls bekannt und beliebt.

'Hathor als "Die Herrin ded Westens" hält Pharao Thutmosis IV. ein Ankh-Zeichen für ewiges Leben an die Nase Tal der Könige, Theben West Neues Reich, 18. Dynastie
‚Hathor als „Die Herrin des Westens“ hält Pharao Thutmosis IV. ein Ankh-Zeichen für ewiges Leben an die Nase
Tal der Könige, Theben West
Neues Reich, 18. Dynastie

Darstellung

Die Göttin Hathor wurde entweder in Frauengestalt oder als Kuh dargestellt. Am häufigsten sehen wir sie als Frau mit einem Kopfschmuck, der aus einem Kuhgehörn mit Sonnenscheibe besteht. Es ist der gleiche, den die Göttin Isis trägt und daher können wir die beiden oft nur anhand ihres Namens voneinander unterscheiden. Im Totenkult kann Hathor auch die Hieroglyphe für „Westen“ – eine Stange, auf der ein Falke hockt – tragen.

Wenn Hathor frontal abgebildet ist (z.B. bei Säulenkapitellen) hat sie in der Regel Kuhohren und trägt eine gescheitelte Perücke, deren Seiten über jeweils eine Schulter hängen.
Selten sehen wir sie in anderen Tiergestalten wie Löwin oder Schlange. Hathor kann sogar als Papyruspflanze oder Sykomoren-Baum dargestellt werden.

Der Name Hathor

Der Name bedeutet „Haus des Hor“ (Horus)

Hathor in Hieroglyphen

Hathor in Hieroglyphen

Weitere Namensformen

keine bekannt

Erste Erwähnung des Namens

Hathor wurde schon in den Pyramidentexten des Alten Reiches erwähnt, doch wahrscheinlich wurde sie schon viel früher verehrt.

Familie

Die Göttin war die Gemahlin des Horus. Seltener wurde sie auch als Mutter von Horus gesehen, doch die Göttin Isis verdrängte sie in Laufe der Zeit fast vollständig aus dieser Rolle. Gemeinsamer Sohn von Hathor und Horus war Ihi, in Dendera auch Harsomtus. In Kom Ombo war sie Gemahlin von Sobek und Mutter von Chons. Hathor galt zudem als Tochter des Sonnengottes Re.

Orte/Zeiten der Verehrung

Die Göttin Hathor war in allen Bevölkerungsschichten und zu allen Zeiten der altägyptischen Geschichte sehr beliebt. Es wurden zahlreiche Amulette der Göttin gefunden (auch wenn man oft nicht weiß, ob nun Isis oder Hathor abgebildet ist) und viele Gegenstände, die zur Schönheit und Pflege genutzt wurden (z.B. Spiegel und Kosmetikartikel) waren mit dem Abbild der Göttin verziert.

Die Tempel der Hathor

Hathor-Tempel existieren in Aftih (das von den Griechen Aphroditopolis genannt wurde, denn ihre Göttin Aphrodite wurde aufgrund der ähnlichen Eigenschaften mit Hathor gleichgesetzt), Kusae, in der Arbeitersiedlung Deir el Medinah und der wohl berühmteste Tempel der Göttin liegt in Dendera. Der kleinere Tempel von Abu Simbel war sowohl Ramses‘ II. Gemahlin Nefertari als auch der Göttin Hathor geweiht.