Der Wettkampf
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Der Kampf der Nilpferde
Das Gericht wurde in die westliche Wüste verlegt. Re und der Göttervater Atum äußerten sich kritisch gegenüber der Götterneunheit, denn sie hatten es bisher noch nicht geschafft, ein Urteil zu fällen. Sie würden nur dumm herumsitzen und dabei zusehen, wie die beiden ihr ganzes Leben weiter gegeneinander streiten würden.
Also beschlossen jetzt Re und Atum, Horus die Krone Ägyptens zu überlassen. Das erzürnte Seth natürlich sehr. Er erhob Einspruch dagegen und forderte Horus auf, in einem Wettkampf seine Kraft unter Beweis zu stellen.
Seth schlug vor, dass sich beide in Nilpferde verwandeln und drei Monate unter Wasser bleiben sollen. Wer eher wieder auftauchte, sollte den Anspruch auf den Thron verlieren. Horus war einverstanden. Und so verwandelten sich beide in Nilpferde und tauchten unter.

Im Tempel von Edfu befinden sich Szenen aus dem Horus-Mythos. An diesem Ort wurde sein Sieg über Seth jedes Jahr gebührend gefeiert. In dieser Szene harpuniert Horus zusammen mit dem König ein Nilpferd, das Seth symbolisiert. Vor Horus kniet seine Mutter Isis, die ihm aufmunternde Worte zuruft und ihn bestärkt, nicht nachzugeben, falls Seth um Gnade flehen sollte.
Die Gesichter wurden wahrscheinlich einige Jahrhunderte später von Christen zerstört.
Tempel von Edfu
Zeit Ptolemaois X. Alexander I. (um 100 v. Chr.)
Isis macht einen Fehler
Nach einer Weile sorgte sich Isis so sehr um ihren Sohn, dass sie eine Harpune anfertigte. Sie ging zu der Stelle, an der die beiden untergetaucht waren, nahm ihre Harpune und warf sie ins Wasser. Unglücklicherweise traf sie ihren Sohn. Horus schrie entsetzt auf und forderte seine Mutter auf, die Harpune wieder von ihm zu entfernen. Erschrocken beschwor sie die Harpune, von ihm abzulassen.
Der zweite Wurf traf dann endlich Seth. Er heulte auf uns bat Isis ebenfalls darum, ihn zu verschonen. Waren beide denn nicht Bruder und Schwester? Isis empfand Mitleid mit ihrem Bruder Seth und entfernte die Harpune.
Horus schlägt seiner Mutter den Kopf ab
Das erzürnte Horus so sehr, dass er aus dem Nil auftauchte und ihr den Kopf abschlug. Er klemmte ihn unter den Arm und verschwand mit ihm ins Gebirge. Isis Leichnam verwandelte sich daraufhin in eine Statue aus Feuerstein und als Re sie so sah, war er voller Zorn und schwor, Horus zu finden und ihn für seine Tat zu bestrafen.

In anderen Fassungen dieses Mythos, riss Seth Horus das linke Auge heraus.
Grab des Maya
Neues Reich, 18. Dynastie
Das “Auge des Horus”
Die Entscheidung
Viele weitere Jahre vergingen und die Streitigkeiten hörten nicht auf. Nachdem der Streit zwischen Horus und Seth 80 Jahre gewährt hatte, schlug Thot vor, einen Brief an den Totengott Osiris zu schreiben, damit dieser eine Entscheidung fälle. Natürlich fiel die zugunsten von Horus aus und Osiris empörte sich darüber, dass man seinem Sohn all die Jahre so übel mitgespielt hatte. Wäre er, Osiris, nicht derjenige, der die Götter mit Weizen und Gerste ernährte? Hatte deswegen nicht sein Sohn berechtigten Anspruch auf den Thron?
Re aber behauptete, es gäbe auch Gerste und Weizen ohne ihn. Osiris wiederum unterstrich seine Macht dadurch, dass früher oder später alle in sein Totenreich einkehren müssten. Nachdem Thot diese Worte von Osiris der Götterneunheit und Re vorgelesen hat, stimmten sie ihm zu.
Horus ist der Sieger
Seth hatte sich auf eine Insel zurückgezogen und in seiner Abwesenheit entschieden sie zugunsten von Horus. Seth wurde von Isis gefesselt vor Gericht gebracht und er stimmte aufgrund seiner misslichen Lage zu, dass der Thron Horus gehörte. Die Götter jubelten, weil nun endlich eine Entscheidung getroffen war und ein neuer König auf dem Thron Ägyptens saß. Seth erhielt als Entschädigung von Re einen Platz im Himmel, wo er den Donner hervorrufen und nun alle Welt Furcht vor ihm haben konnte.