Bücher&Co

Buchcover »Der Pharao und der heimliche Gewinner«

Der Pharao und der heimliche Gewinner

Autor: Horst Hustert


Seiten: 349 | Verlag: Principal Verlag Erscheinungsjahr: 2020 | ISBN: 3899692402 | Rezensiert von: Jolly Thews

Jetzt kaufen bei

Er wacht mit einer riesigen Verletzung im Gesicht und ohne Gedächtnis in einer Hütte in Retjenu auf. Angeblich haben ihn ägyptische Soldaten hier vor ein paar Tagen abgeladen mit dem Verbot, jemals wieder einen Fuß auf ägyptischen Boden zu setzen, da er ein verurteilter Schwerverbrecher sei. Thotmes, wie ihn die Leute, die ihn pflegen, genannt haben, kann das alles nicht glauben. Aber um die Wahrheit über sich selbst herauszufinden, müsste er unerkannt zurück nach Ägypten reisen, wo ihn der sichere Tod erwartet. Thotmes entschließt sich dennoch dazu und erfährt immer ein Stückchen mehr über sich selbst und sein früheres Leben, bis er schließlich im Königspalast steht und weiß, dass er auch hier schon früher einmal war.

Obwohl die Geschichte inhaltlich an den zweiten Band des Zweiteilers »Der Rivale des Pharaos Bd.2« anschließt, handelt es sich hier um einen eigenständigen Roman, für den man die „Vorgeschichte“ nicht kennen muss. Das kam mir sehr zupass, da es schon ein paar Jahre her war, dass ich diese beiden Bücher gelesen hatte und ich deren Geschichte nicht mehr ganz präsent hatte. Man macht sich also sozusagen zusammen mit dem Helden, der sich ja ebenfalls nicht an sein früheres Leben erinnert, daran, Licht in dieses Dunkel zu bringen.

Schnell merkt man, dass es dem Autor auch in diesem Buch wieder gelungen ist, ein Abenteuer an das nächste zu reihen und so nie Langeweile aufkommen zu lassen. Dass dabei viele glückliche Zufälle bemüht werden, damit Thotmes immer genau dort ist, wo etwas Wichtiges passiert und dass er nicht erkannt wird, obwohl er eine unübersehbare Narbe im Gesicht hat und die Karriereleiter immer ein Stückchen weiter hinauf klettert, nimmt man als Leser in Kauf, weil es die Geschichte eben spannend und abwechslungsreich macht.

Dennoch stießen mir einige unlogische Passagen etwas sauer auf, wenn z.B. eine Schmugglerkarawane Thotmes einfach so als Passagier mitnimmt und man ihn auch die heimlich transportierten Waren auf- und abladen lässt, oder wenn ein von Sklavenhändlern mehrfach vergewaltigtes Mädchen nach ihrer Rettung durch Thotmes unbedingt mit diesem schlafen will, oder dass ein Bewohner des sagenumwobenen Landes Punt sich Gott als gütigen Mann mit langem, weißen Bart vorstellt. Ich erinnerte mich daran, dass ich die beiden ersten Bände mit großer Freude gelesen und dabei nie an der Logik der Geschichte gezweifelt hatte, wie ich es nun hier tat. Ebenfalls ist die große und unerschütterliche Liebe, die in den ersten Bänden die gesamte Geschichte trug, hier nicht mehr vorhanden. Obwohl der Held auch hier, trotz seines durch eine riesige Narbe entstellten Gesichts, immer noch ein Womanizer ist, in den sich Frauen schnell verlieben, lässt der Autor seinen Helden Thotmes keine wahre Liebe mehr erleben. Und als er Merit, die große Liebe aus seinem früheren Leben, endlich wiedertrifft, ist diese für ihn unerreichbar und hat ohnehin ihre Prioritäten neu gesetzt.

Dieser Folgeroman kommt daher an die Qualität der ersten beiden Bücher nicht mehr heran. Noch immer ist der Autor ein guter Erzähler, der eine interessante Geschichte ausbreitet, die viele Abenteuer enthält und bei der das Lesen nie langweilig wird, aber die Geschichte geht nicht mehr so zu Herzen, lässt keine Tränen in die Augen steigen und keine Liebe mitempfinden. Diese große Stärke des Autors aus seinem früheren Roman ist hier nicht mehr zu erkennen. Im Gegenteil: Da wird eine Beziehung zwischen Thotmes und einer Prinzessin langsam und wirklich gekonnt aufgebaut und man freut sich als Leser, wie das wohl weitergehen wird und erfährt dann mitten im Roman, dass diese Prinzessin bei einem Ausflug getötet wurde. Weg ist sie – und der Leser erlebt ihren Tod nicht einmal mit! Wozu dann die mühsame Entwicklung dieser wirklich spannenden Figur und ihrer Beziehung zum Romanhelden? Und auch das Ende des Buches fühlt sich, obwohl sich gleich zwei Frauen um den inzwischen alten Thotmes kümmern, der inzwischen weiß, dass er nicht Thotmes sondern eigentlich Sen heißt, eher bitter als versöhnlich an.

Wer die ersten beiden Romanteile von »Der Rivale des Pharaos Bd.1« nicht kennt, kann gerne zu diesem Buch greifen. Es liest sich leicht und wird nie langweilig. Aber wer, wie ich, von den ersten beiden Büchern begeistert war, wird hier unweigerlich merken, dass Horst Hustert diese Qualität im vorliegenden Roman leider nicht halten konnte.