Dieser Roman schildert uns das Leben der Königin Hatschepsut von der Kindheit bis zu ihrem Tod. Beide Brüder, die ihr zum Gatten gegeben werden, sterben früh und der nächste männliche Nachfolger, Menkherperrê (Thutmosis III.), ist noch ein kleines Kind. So übernimmt Hatschepsut nicht nur die Regierungsgeschäfte, sondern lässt sich sogar als weiblicher Pharao krönen. Unter ihrer friedlichen Herrschaft blüht das Land auf – bis Schicksalsschläge sie schwer treffen.
Erhard Bauers Roman bemüht sich um Authentizität. Es werden stets die altägyptischen Namensformen verwendet und man spürt, dass der Autor die Lebensgeschichte Hatschepsuts genau recherchiert hat. Zusätzlich werden einige altägyptische Inschriften, Formeln und Weisheiten zitiert. Aus historischer Sicht kann das Buch also punkten. Und auch das Begleitmaterial (eine Landkarte, ein Personenregister, ein umfangreiches Glossar und eine Jahreszeiten- und Monatsübersicht) lässt nur wenig Wünsche offen.
Erhard Bauers Schreibstil ist eingängig und farbenfroh. Seine detaillierten Beschreibungen der Kleidung, Orte oder Zeremonien vermitteln dem Leser ein lebensechtes Bild der jeweiligen Szenerie. Doch leider kann die Geschichte inhaltlich mit all den vorgenannten Pluspunkten nicht mithalten. Sie ist weder spannend noch anrührend. Hatschepsuts Leben verläuft einfach zu glatt. Alles, was sie anfasst, gelingt ihr. Die Bevölkerung liebt sie und alle Hofbeamten stehen hinter ihr. Die unerhörte Tat, dass sich eine Frau nicht nur zur Regentin sondern sogar zum Pharao aufschwingt, verursacht keinerlei Probleme. Auch der aufwachsende Mitregent Thutmosis III. begehrt nie auf, sondern liebt sie ebenfalls. Es gibt keine Widersacher oder Intrigen zu bestehen. Erst ganz am Ende taucht mit dem Priester Hapuseneb ein Gegenspieler auf, dessen Intervention zwar schmerzlich, aber sehr kurz ist. Und nur ein einziges Mal ist Hatschepsuts Leben in Gefahr, als eine Löwin sie angreift; aber nach einmal Umblättern ist sie bereits gerettet. Der Leser muss also nie wirklich um die Heldin bangen, kann nicht mit ihr durch schwere Zeiten leiden, sieht sie nie für ferne Ziele kämpfen – und so baut sich auch kein Band zwischen dem Leser und der Hauptfigur auf.
Dennoch ist dies ein gutes Buch. Es ist flüssig geschrieben, gut recherchiert und vermittelt viele Informationen über Hatschepsuts Leben und die beschriebene Epoche. Eine Prise Gefahr, Tränen oder Intrigen hätten der Geschichte jedoch gut getan.