Im abschließenden dritten Teil seiner Trilogie um den Ermittler Rahotep wählt Nick Drake als Thema die sogenannte Dahamunzu-Affäre. In einem auf Tontafeln erhaltenen Brief bat eine kinderlose ägyptische Königswitwe den feindlichen Hethiterkönig Schuppiluliuma darum, ihr einen seiner Söhne zu schicken, der dann ihr Gemahl und Pharao von Ägypten werden sollte. Ob diese Königin eine der drei Witwen Echnatons oder aber Tutanchamuns Gemahlin Anchesenamun war, ist bis heute umstritten. In diesem Roman macht sich Rahotep im Auftrag der Königin Anchesenamun auf, den brisanten Brief in die Hauptstadt des Hethiterreiches zu bringen.
Obwohl der Wahrheitssucher Rahotep seiner Frau nach seinem letzten lebensgefährlichen Fall versprochen hatte, die Familie nie wieder allein zu lassen, kann er sich diesem Auftrag, der ihn monatelang von Ägypten fernhalten wird, nicht entziehen. Und er will diesen Auftrag auch gar nicht ablehnen, wurde doch erst kurz zuvor sein Freund Kheti bestialisch ermordet, und die Reise nach Hattuscha bietet Rahotep die Möglichkeit, eventuell die Hintergründe dieses Mordes aufzudecken. Für diese Chance, am Mörder seines Freundes Rache nehmen zu können, setzt er das Wichtigste aufs Spiel, das er hat: das Glück seiner Ehe und Familie.
Auch in diesem dritten Teil der Trilogie muss man Nick Drake bescheinigen, dass er wieder ein interessantes Thema gefunden und ausführliche Recherche dazu betrieben hat. Das wird auch in seinem Nachwort deutlich, in dem er einige Erläuterungen zur historischen Faktenlage gibt.
War schon der zweite Teil etwas gewalttätiger als der erste, so ist dieser abschließenden Teil nun noch deutlich düsterer und brutaler geworden. Wenn Gefangene reihenweise brutal abgeschlachtet werden und abgeschlagene Köpfe am Sattel befestigt herumgetragen werden, dann trifft das sicher nicht Jedermanns Geschmack.
An manch anderer Stelle ist die Geschichte dafür leider etwas zu langatmig geworden. Über mehr als 100 Seiten erzählt der Autor die Reise der ägyptischen Delegation in die hethitische Hauptstadt Hattuscha. Während dieser Reise passiert nichts wirklich Spannendes, dafür beschreibt Drake die verschiedenen Städte, durch die gereist wird, die Landschaften, das Wetter, bis hin zu den Blattformen, welche die fremdländischen Pflanzen haben. Hier hätte ich mehrmals gerne einfach vorgeblättert, bis wieder etwas passiert. Richtig gut und spannend ist der Roman nur am Anfang und am Ende, wenn die Geschichte in Ägypten spielt.
Die vielen modernen Fremdworte, die ich in den ersten beiden Bänden kritisiert hatte, haben mich in diesem dritten Band nicht mehr so gestört (obwohl sie natürlich da waren: Inbsubordination, Warlords, Nonchalant…). Vielleicht hatte ich mich inzwischen aber auch einfach nur daran gewöhnt. Ebenso ägypten-untypisch ist die Anleihe an den Crocodile Dundee Film: „Das nennst Du eine Messer? DAS HIER ist ein Messer!“
Positiv dagegen die unterschwellige Einarbeitung des Themas Homosexualität, von dem wir in kaum einem Ägyptenroman lesen können, obwohl es sie doch in jeder Epoche der Menschheit gegeben haben muss.
Ganz schwach fand ich auch die Auflösung des Mordfalls. Der böse Killer ist am Ende eine Person, der man das nun überhaupt nicht zugetraut hätte. Und diese Überraschung wird auf den vorangegangenen 400 Seiten auch mit keiner Silbe vorbereitet, sondern Bums, da ist sie! Das hätte man wirklich besser machen können.
Erfreulich ist, dass der Autor der Versuchung widerstanden hat, ein Happy End zu basteln. Die Geschichte endet mit einem bitteren Beigeschmack, weil wohl jeder Süchtige, der für seine „Droge“ alles aufs Spiel setzt, letztlich als Verlierer dasteht.
Trotzdem: Wegen der vielen „überflüssigen“ Seiten, auf denen nur gereist und beschrieben wird, und wegen der unglaubwürdigen Auflösung des Bösewichts ist dies für mich, trotz des gelungenen, zu Herzen gehenden Endes, der schwächste Teil der Rahotep-Trilogie.