Das Buch erzählt die Geschichte der ganz besonderen Beziehung zwischen König Djeser und seinem Wesir und besten Freund, Imhotep, der eigentlich Akhenaten heißt. Eine Freundschaft, die schon in der Kindheit zwischen dem Prinzen Djeser und Akhenaten, dem Sohn des Wesirs, entsteht. Beide Söhne werden nach einer sorglosen Kindheit zunehmend von ihren Vätern auf ihre zukünftigen Aufgaben vorbereitet und in getrennte Ausbildungen geschickt, wodurch sie sich lange nicht sehen können. Aber Akhenaten erträgt seine Ausbildung im Tempel nicht. Zwar findet er hier seine erste große Liebe, aber er glaubt nicht an die Götter und den Dienst an ihnen. Als sein Freund Djeser verheiratet wird, flieht er aus dem Tempel und verlässt heimlich die Stadt. Er macht sich auf in den Süden, um herauszufinden, wo die alljährliche Flut des Nils ihren Ursprung hat.
Nach langen Jahren – Djeser ist inzwischen glückloser König eines niedergehenden Reiches – treffen beide wieder zusammen und Akhenaten, der sich nun Imhotep nennt, kehrt mit seinem Freund in die Hauptstadt Men-nefer zurück. Gemeinsam wollen sie versuchen, das Land zu retten.
Der Roman hat starke und schwache Seiten. Stark ist der Grundgedanke der Geschichte: zwei Freunde, von Kindesbeinen an bis in den Tod. Gut auch der formale Aufbau: Nach der gemeinsamen Kindheit teilt sich die Geschichte durch die Trennung der beiden Freunde in zwei unterschiedliche Erzählstränge auf, die sich erst mit dem Wiedertreffen der beiden Hauptfiguren wieder vereinen. Sehr gelungen sind auch die Darstellungen der Gefühlswelten der beteiligten Personen und die Charakterzeichnungen der Hauptfiguren.
Nicht so gelungen finde ich das seltene Abgleiten ins Mystische, wenn z.B. Akhenaten nach einem langen, beschwerlichen Weg zur „Quelle“ des Nils den letzten Teil der Reise nur als Vogel beenden kann, weil sich nach einem körperlichen Zusammenbruch seine Seele als Eule in den Himmel emporschwingt und zu dem großen See und seinen Zuflüssen fliegt.
Oder wenn nach der „Erfindung“ der Hieroglyphenschrift durch Imhotep diese Schrift angeblich so verständlich ist, dass selbst einfache Bauern sie lesen und verstehen können, dann schießt der Autor hier meines Wissens nach weit über das Ziel hinaus. Der Beruf des Schreibers war ja auch deshalb so angesehen, weil das gemeine Volk eben nicht Lesen und Schreiben konnte – weder die Hieroglyphen, noch eine andere Gebrauchsschrift.
Schwach auch die wirklich vielen grammatischen Fehler dieses Buches, die meinen Lesegenuss doch etwas trübten, sowie das Fehlen eines Nachwortes, in dem man Fakten und Fiktion voneinander hätte trennen können.
Unverständlich war für mich auch der Sinn mancher sexueller Szene. So kam z.B. die Vergewaltigung einer Dienerin durch den eigentlich freundlich dargestellten Djeser, der sich auch sofort anschließend dafür schämt, für mich völlig unvermittelt und hinterließ ein großes Fragezeichen in meinem Kopf. Auch den Sinn der homoerotischen Neigungen Djesers habe ich nicht verstanden, die zwar nur sporadisch auftauchen, aber nie wirklich thematisiert werden und deshalb für mich auch nicht nötig gewesen wären. Nur die inzestuöse Beziehung eines Priesters zu seiner Nichte macht – zumindest am Ende des Romans, wenn die wahre Beziehung der beiden offengelegt wird – wirklich Sinn.
Dennoch ist dies kein schlechtes Buch. Es ist mit viel Fachwissen, originalen Ausdrücken für Orte, Personen und Titel und mit spürbarer Recherche der damaligen Lebensumstände geschrieben. Mit dem Namen seiner Hauptfigur liegt der Autor allerdings ziemlich daneben. Akhenaten bedeutet: „Der Aton dient“ – aber den Gott Aton gab es im Alten Reich, zur Zeit Djosers und Imhoteps, noch gar nicht; er taucht erst einige Jahrhunderte später, im Mittleren Reich, erstmals auf. Da Akhenaten – im deutschsprachigen Raum sagen wir Echnaton – ja nun auch nicht irgendein Name, sondern ein sehr berühmter ist, ist diese Namenswahl ein für mich unerklärlicher Fauxpas!
Ein Spannungsbogen hätte dem Roman, der hauptsächlich als Geschichtserzählung mit Charakterstudie angelegt ist, auch sehr gutgetan. So fiel es mir doch allzu leicht, das Buch für eine ganze Weile aus der Hand zu legen.
Imhotep war Baumeister, Heilkundiger, Schriftgelehrter, Erfinder und Staatsmann – wohl ein Universalgenie. Der Autor wollte diesem großen Ägypter, der von der Nachwelt noch Jahrhunderte lang fast wie ein Gott verehrt wurde, und seinem König Djoser, dessen Name heute noch durch seine Stufenpyramide in Sakkara weltbekannt ist, mit diesem Buch wohl ein kleines Denkmal setzen – und das ist für mich nur halbwegs gelungen.