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Die verbotenen Gräber in Theben

Die verbotenen Gräber in Theben

Autor: Zahi Hawass


Seiten: 288 | Verlag: Philipp von Zabern Erscheinungsjahr: 2009 | ISBN: 380534077X | Rezensiert von: Carina Felske

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In der Nähe des Tals der Könige in Luxor erstreckt sich auf einer weiten Fläche das Tal der Noblen. Über 400 Gräber der Mittel- und Oberschicht aus der 18. – 20. Dynastie sind hier zu finden. Teilweise sind sie für Besucher zugänglich, doch der Großteil von ihnen sind „verbotene Gräber“, die den Blicken der Öffentlichkeit verschlossen bleiben. Rund 80 dieser, teilweise auch zugänglichen, Gräber werden in „Die verbotenen Gräber in Theben“ gezeigt. Im Einzelnen vorgestellt werden sie nicht, wie man bei dem Titel vielleicht zuerst vermuten könnte. Doch aus unzähligen Abbildungen aus dem Inneren der Gräber und den dazugehörigen Erläuterungen erfährt der Leser viel Wissenswertes darüber, wie sich das religiöse und kulturelle Leben vor 3500 Jahren abspielte.

Wichtige Hintergrundinformationen über die Architektur, die Menschen der damaligen Zeit, ihre Geschichte und den Sinn des z.T. immensen Aufwands ihrer Begräbnisse sind die Inhalte der ersten Kapitel. Was waren die Beweggründe der alten Ägypter, prächtig ausgestattete Gräber anfertigen zu lassen? Wer waren die Menschen, die sich mit so großer Intensität um ihr Leben nach dem Tod sorgten? Wer waren die Arbeiter, die für den Bau und die Ausschmückung der Gräber zuständig waren? Mit welchen Materialen und mit welcher Technik arbeiteten sie an den Wohnstätten der Ewigkeit?

Nach diesen Erläuterungen beschäftigt sich das Buch detailliert mit dem Totenkult der alten Ägypter. Wir erfahren, wie wichtig für sie ein sorgenfreies Leben nach dem Tod war. Alles, von der Architektur des Grabes, über die Ausschmückung, die Grabbeigaben, bis hin zur perfekten Mumifizierung und der Ausführung des Totenkultes, war wichtig für die sich immer wiederholende Wiederauferstehung und Umwandlung des Toten in ein göttliches ach-Wesen.

Die Grabbilder mit Szenen des Totenkultes, wie die Mundöffnungszeremonie oder Darstellungen aus den Totenbüchern, zeigen uns ein klares Bild von ihrem Glauben an ein Leben nach dem Tod. Aber im Gegensatz zu den Königsgräbern, die sich hauptsächlich mit Darstellungen der Totenliteratur schmücken, sehen wir in den Beamtengräbern auch viele Szenen aus dem alltäglichen Leben. Der Grabherr bei der Jagd, auf einem Festbankett, Darstellungen aus dem Bereich der Landwirtschaft, des Handwerks oder der Versorgung der Truppen,… – je nach Vorliebe und Beruf des Grabherrn. Aber die Bilder haben eine viel größere, mystischere Bedeutung als die Präsentation des irdischen Lebens des Grabinhabers. Auch darauf wird in diesem Buch ausführlich eingegangen. Und sie sind eine Fundgrube für unser Wissen über den Alltag und den Jenseitsglauben der alten Ägypter. Nicht verwunderlich also, dass die bildlichen Darstellungen in den Gräbern, eingeteilt in die Kapitel „Szenen des irdischen Lebens“, „Zwischen Tod und ewigem Leben“ sowie „Kultrituale, Opfermähler und Bankette“ den größten Teil des Buches einnehmen.

Das Buch endet mit einer Übersicht über Konservierungen und Restaurierungen einiger Gräber sowie Entdeckungen der letzten Jahre. Im Anhang befindet sich eine Chronologie, Karten von den geografischen Lagen der Gräber und des Arbeiterdorfes Deir el Medinah sowie Grabnummern und Umrisse von 81 Gräbern und ihrer Grabherrn.

Der Leser erhält viele faszinierende Einblicke in die Welt des Jenseitsglaubens der alten Ägypter. Umfassend und interessant erklärt von keinem Geringeren als Zahi Hawass, dem wegen seines oftmals rigorosen Auftretens teilweise umstrittenen ehemaligen Leiter der ägyptischen Altertümerverwaltung, dessen Fachkompetenz unter den Wissenschaftlern jedoch unumstritten ist (übersetzt ist das Buch übrigens von dem bekannten Ägyptologen und Autor Michael Höveler-Müller). Die Ausführungen über den oftmals komplizierten Totenkult der alten Ägypter sind für den Laien verständlich und interessant aufbereitet. Und auch Leser, die sich mit diesem Thema schon mal befasst haben, werden nicht enttäuscht. Wenngleich dieses Buch keine ausführliche Abhandlung über das Leben nach dem Tod beinhaltet, erfährt der Leser in „Die verbotenen Gräber in Theben“ doch viel Wissenswertes über eines der faszinierendsten Themen des alten Ägypten. Und so sollte man nicht der Versuchung erliegen, sich nur staunend die wunderbaren Farbfotografien von Sandro Vannini anzuschauen, auch wenn diese Bilder wirklich herausragend sind, von unglaublicher Detailschärfe und teilweise sogar doppelseitig aufklappbar.
Fast 2 1/2 kg schwer, 288 Seiten, 300 Farbabbildungen, 20 Klapptafeln und trotz des hohen Preises jeden einzelnen Cent wert.

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