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Hatschepsut - Eine Frau als Königin von Ägypten

Hatschepsut: Eine Frau als König von Ägypten

Autor: Marianne Schnittger


Seiten: 150 | Verlag: Philipp von Zabern Erscheinungsjahr: 2008 | ISBN: 3805338104 | Rezensiert von: Carina Felske

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Die Königin Hatschepsut ist eine der faszinierendsten Frauengestalten des alten Ägypten. Eigentlich nur als „Große Königsgemahlin“ neben ihrem Halbbruder Thutmosis II. vorgesehen, schwingt sie sich mit Hilfe der Amun-Priester auf den Thron Ägyptens und wird Herrscherin über das Land am Nil. In diesem Buch ist sie jedoch nicht die machtgierige Regentin, als die sie in manch älterer Publikation dargestellt wurde. Während der nur 3-jährigen Regierungszeit von Thutmosis II. lässt sie sich noch bescheiden hinter ihrem Gemahl abbilden. Nach seinem frühen Tod übernimmt sie die Regentschaft für ihren unmündigen Stiefsohn Thutmosis III., bis sie sich zwischen dem 2. und 7. Regierungsjahr dieser Regentschaft entschließt, nicht nur inoffiziell sondern auch offiziell die Regierungsgeschäfte zu übernehmen und sich als Königin auf den Thron Ägyptens setzt. Zwei Pharaonen regieren nun Ägypten, wobei Hatschepsut die Vormachtrolle übernimmt, bis ihr Stiefsohn die Volljährigkeit erreicht hat. Der erste Teil des Buches beschäftigt sich mit der Herkunft und dem Aufstieg Hatschepsuts, beleuchtet das Königtum sowie die Rolle der Königinnen, benennt die wichtigsten Götter zu ihrer Zeit und erklärt ihre Königstitulatur.

Ein großer Teil des Buches behandelt nicht die Person Hatschepsuts an sich, sondern ihre Bauwerke und somit ihr Wirken und Schaffen. Sie erweiterte u.a. den Amun-Tempel von Karnak, baute die Rote Kapelle, in der sich die heilige Barke des Amun befand, und erschuf den schönsten Tempel Ägyptens – den Terassentempel in Deir el Bahari. Anhand der Reliefdarstellungen der Roten Kapelle erfährt der Leser viel Wissenswertes über Hatschepsut und ihre Zeit. Dazu gehören verschiedene Götterfeste, wie das Sed-, das Opet- und das Talfest, aber bspw. auch das Tempelgründungsritual und andere Rituale, die der Verehrung Amuns dienten. Hochinteressant sind auch die verschiedenen Abbildungen, insbesondere aus der Roten Kapelle, die nicht nur ausführlich erklärt, sondern die sogar größtenteils sogar übersetzt werden. Im Anhang befinden sich zudem noch die Umschriften zu den einzelnen Hieroglyphentexten.

Am Ende des Buches steht wieder die Person Hatschepsut im Vordergrund. Die Autorin geht nun auf die Bildnisse der Hatschepsut ein und erklärt deren Charakteristika, wie die Herzform ihres Gesichtes und den leicht lächelnden Mund. Auf die Frage, ob Hatschepsut wirklich usurpiert hat, wird ebenfalls noch einmal näher eingegangen. Vor wem wollte sich die Königin rechtfertigen, als sie den so genannten Geburtsmythos, der ihre göttliche Zeugung durch Amun und ihre sterbliche Mutter zeigt, auf Tempelwände einmeißeln ließ? Kein Untertan außer den dortigen hochrangigen Priestern bekam diese Darstellungen zu Gesicht.
Nach einem kurzen Abstecher zu ihren Vertrauten Senenmut und ihre Tochter Neferure, greift die Autorin die Frage auf, ob es wirklich eine Verfemung von Thutmosis III. gegen seine Stiefmutter gegeben hat, weil sie ihn nicht an die Macht ließ. Rache und Hass können es nicht gewesen sein, denn erst 20 Jahre nach ihrem Tod begann die Auslöschung ihres Namens. Doch was waren dann die Gründe?

Auch dieses Buch bietet natürlich keine Antworten auf die vielen rätselhaften Fragen über die Person Hatschepsut. Es enthält aber viele interessante Ansätze und Lösungsvorschläge, aufbauend auf den neusten archäologischen Funden und Erkenntnissen.
Manchmal wirkt das Buch ein wenig unsortiert, wenn die Autorin einen gerade aufgenommen Faden fallen lässt und auf ein späteres Kapitel des Buches verweist, was aber nicht allzu störend ist.

Durch dieses Buch erhält der Leser nicht nur viele wissenswerte Informationen über die Königin Hatschepsut, sondern auch einen faszinierenden Einblick in das Königtum, den Glauben und die Rituale der alten Ägypter. Die Texte sind dabei leicht verständlich und driften nie zu sehr ins Wissenschaftliche ab, so dass auch interessierte Laien mit den Texten gut zurechtkommen werden.

Marianne Schnittger hat mit „Hatschepsut – Eine Frau als Königin von Ägypten“ ein wundervolles, sehr gut recherchiertes und interessantes Buch herausgebracht, das jeder, der sich für Hatschepsut und ihre Zeit interessiert, im Regal stehen haben sollte.

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