Der Ägyptologe und Sportwissenschaftler Wolfgang Decker hat mit „Sport am Nil“ nun sein zweites Buch zum Thema Sport im alten Ägypten herausgebracht. Das 1987 erschienene Buch „Sport und Spiel im Alten Ägypten“ ist schon seit Jahren fester Bestandteil meines Bücherregals und ist mir eine wertvolle Hilfe bei der Bearbeitung meines „Sport und Spiel“ Themas gewesen. Umso mehr freute ich mich darüber, dass der Autor nun mit „Sport am Nil“ ein Buch mit selbigem Thema herausgegeben hat, in dem er „Texte aus drei Jahrtausenden ägyptischer Geschichte“ behandelt.
Wie der Untertitel schon erkennen lässt, liegt der Schwerpunkt auf antike Texte, die einen Überblick über die sportgeschichtliche Kultur im alten Ägypten liefern sollen. Das Buch deckt hierbei vier große Epochen der ägyptischen Geschichte ab.
- Die Pharaonenzeit, in der sportliche Großtaten der Pharaonen im Vordergrund standen, um die Stärke und Macht des Königs zu unterstreichen.
- Die Ptolemäerzeit, wo insbesondere der Pferdesport, ganz im Sinne der griechischen Tradition, sehr beliebt war.
- Die römische Kaiserzeit, in der Kampfsportler wie Superstars verehrt wurden.
- Und schließlich die byzantinische Epoche mit ihrer Mischung aus griechisch-römischen Sportarten.
Wie es sich für ein gutes Buch mit historischen Quellen gehört, finden sich unter jedem Text weitere Hintergrundinformationen, die in „Kommentare“ und „Historische Einordnung und sporthistorische Würdigung“ unterteilt sind. Hier erhält der Leser weiterführende Informationen, wie die Erläuterung von Begrifflichkeiten (Götter,-Königs,-Ortsnamen,…) oder eine ausführliche Bewertung der geschichtlichen und kulturellen Hintergründe.
Die Textauswahl reicht von kleinen Zweizeilern bis hin zu mehreren Seiten (z.B. „Die Sphinx-Stele Amenophis II.“) Besonders in der pharaonischen Epoche hätte ich mir mehr Texte gewünscht (was wohl auch mit meinem besonderen Interesse an der pharaonischen Kultur zu erklären ist). Dafür befinden sich in der griechisch-römischen Epoche teilweise gähnend langweilige Texte, die nur eine Ansammlung von Sportlern und Siegen sind. Gut, dass die Kommentare und Erläuterungen von Wolfgang Decker den langweiligsten Text doch noch irgendwie interessant machen…
Neben den Texten aus der pharaonischen Zeit, die von einfachen Texten über Schwimmunterricht am Königshof über den Zweikampf des Sinuhe bis hin zu einem Wettkampf zwischen Horus und Seth reichen, fand ich insbesondere die Texte und Ausführungen über das Thema „Doping“ in griechisch-römischer Zeit faszinierend. „Doping“ bestand in antiker Zeit aus Flüchen gegen den Gegner oder positivem Zauber für sich selbst und wurde mit empfindlichen Geldstrafen geahndet.
Wer einen allgemeinen Überblick über den Sport der alten Ägypter erhalten möchte, der sollte lieber zu dem bereits oben erwähnten „Sport und Spiel im Alten Ägypten“ greifen, in dem die einzelnen Teilbereiche schön hintereinander abgehandelt und einzelne Sportarten im Detail beschrieben werden. „Sport am Nil“ bietet dem Leser einen Überblick über die historischen Quellen und er erfährt mehr über die Geschichte des Sports im alten Ägypten. Und durch die teils sehr persönlichen Texte erfährt man auch mehr über den Sportler selbst und seine Verehrung als Superstar der Antike. Freunde historischer Texte oder Leser, die eine weiterführende Literatur zu „Sport und Spiel im alten Ägypten“ suchen, können hier getrost zugreifen.