Heute war Ausflugstag! Und dann gleich drei Stätten, die wir alle bisher noch nicht zu Gesicht bekommen haben. Unser erstes Ziel war el-Kab, das frühere Necheb und eines der ältesten Städte des antiken Ägypten.
Vor unserem Hotel wartete unser Reiseleiter Mohamed und unser liebgewonner Abdul. Letzterer ein Araber wie er im Buche steht. Über den stockenen Verkehr fluchend und schimpfend wie ein Rohrspatz ging es über staubige Straßen, vorbei an kleinen Geschäften und wunderhübsch bemalten Häusern an Felshängen.
Leider hatten Nadine und ich mal wieder zu viel Tee getrunken. Also hielt Abdul an einer „Raststätte“ und zeigte uns, hilfsbereit wie immer, die Toiletten. Vielleicht war Toiletten nicht unbedingt das richtige Wort für das stinkende Loch im Boden was uns da anlachte. Aber der Druck war größer.
El-Kab – Graffiti und Staub
In El-Kab angekommen ging es über eine steinige Straße, die diese Bezeichnung nicht im entferntesten verdient hat. Ich flehte im Stillen, dass die Reifen nicht platzen würden als unser Gefährt in Schrittempo über die Buckelpiste holperte.
Klein aber fein war der Amenophis-Tempel. Wir erfreuten uns an den wenig erhaltenen Reliefs und ärgerten uns über die zahlreichen Verewigungen früherer Besucher.
Über Stock und über Stein
Auf die Frage Mohameds, ob wir gut zu Fuß seien, antworteten wir natürlich mit einem inbrünstigen „Ja!“, was aber aufgrund unseres Muskelkaters vom gestrigen Tag eine glatte Lüge war. Aber die berühmten Grafitti von el-Kab wollten wir uns nicht entgehen lassen
Also schleppten wir uns durch die Steinwüste zu jeweils zwei großen Felsen, die voller, dieses Mal antiker, Grafitti waren. Hieroglyphen wie von Kinderhand gezeichnet in den Stein gemeißelt von den antiken Arbeitern (?) des alten Necheb. Wir stolperten über zahlreiche Steine und kraxelten auf den steilen Felshängen herum. Jetzt war ich doch froh, dass es zu dieser Jahreszeit nicht allzu heiß ist
Little Italy in Egypt
Der ptolemäische Tempel war nett anzuschauen aber geflasht haben uns die Gräber mit wundervollen Szenen aus dem Alltag und Totenkult der Beamten. Besonders das Grab des Paheri hatte es uns angetan.
„Wie heißt der? Rimini?!“ Und so war auch das Grab des Renini für uns unvergesslich.
Auf der Mauer, auf der Lauer…
Vor der Weiterfahrt wollten wir noch einen Blick auf die eigentliche antike Stadt Necheb werfen, die hinter einer 15m hohen und 10m breiten Mauer versteckt ist. Das Gelände darf man wegen Ausgrabungsarbeiten nicht betreten aber wenn man schon mal da ist… Leider lag eine Bahnstrecke und ein Fluss zwischen uns und dem Eingang. Die Bahnstrecke war kein Problem aber der Baumstamm über den Fluss war es. Ich sah mich schon vor meinem inneren Auge samt Kamera und Handy im Fluss liegen…
Also über die Gleise entlang der Bahnstrecke zur Brücke. „Beeilt euch, der Zug kommt.“ Wenn das meine Mutter liest… Abdul bestand zurecht darauf, dass wir zur Brücke fahren.
Ist da nicht ein eine kleine Lücke in der großen Mauer auf der Westseite? Ok, ein Versuch ist’s wert und könnte uns etliche 100m Fußweg bis zum „offiziellen“ Eingang ersparen. Wir hievten uns die eingestürzte Mauer hoch, bis wir oben auf der Mauer standen.
Und wie wir sahen, sahen wir nix. Vor uns eröffnete sich ein weite Steppenlandschaft, ohne jegliche Ruinen. Nur in der Ferne erhob sich ein einsamer Teil des alten Eingangstores. Gut, dass wir dafür nicht die Abkürzung über den Baumstamm gewagt hatten…
Moalla – Kein Bakschisch?!
Etwas enttäuscht stiegen wir wieder ins Taxi und fuhren weiter nach Moalla, wo uns eine weitere Enttäuschung erwartete. Dass nur ein Grab offiziell geöffnet war, war uns bekannt, wir hofften aber, mit etwas Bakschisch das zweite besichtigen zu können.
Als ich außerhalb zur Kamera griff, kam schon der nervös wirkende Wächter auf Mohamed zugelaufen und gab ihm zu verstehen, dass wir auf keinen Fall in dem Grab fotografieren dürften. Das war uns so auch noch nicht passiert.
Noch irritierter waren wir als uns zwei Wächter im Grab auf Schritt und Tritt verfolgten. Völlig verwirrt waren wir, als der zweite Wächter von uns kein Bakschisch annehmen wollte.
Des Rätsels Lösung kam mit der Übersetzung von Mohamed. Der jüngere der beiden Wächter war gar kein Wächter, sondern der Inspektor der Gräber von Moalla höchstpersönlich. Dass wir das zweite Grab nicht mehr besichtigen konnten, versteht sich von selbst.
Es war einmal… der Month-Tempel in el-Tod
Unser letzter Stopp war der Tempel in el-Tod. Wir waren überrascht, dass das Heiligtum des Kriegsgottes Month mitten in einer Wohngegend liegt.
Es steht nicht mehr viel, dafür liegt umso mehr. Abertausende an Steinblöcken, in Reih und Glied aufgebaut, begannen in einem schmalen Eingangsbereich. Ein riesengroßes Puzzle, das darauf wartet zusammengesetzt zu werden.
Sollte das etwa alles gewesen sein? Nach 30m die Antwort: nein. In einer grünen Oase lag der eigentliche Hauptteil des Tempels, soweit er noch steht. Uns begrüßte ein kläffender Hund, der in dem Areal aus Tempel, heiliger See, Barkenstation, Anlegestelle und den restlichen Steinreihen, sein Revier verteidigen wollte.
Die Reliefs, sowohl auf den Steinblöcken als auch im Haupttempel waren überaus sehenswert. Überall schaute uns der falkenköpfige Gott Month entgegen.
Es war mittlerweile später Nachmittag und die Sonne stand so tief, dass sie die Reliefs des Tempels in ein atemberaubendes Lichtspiel tauchte. Was für ein märchenhafter Ort. Begleitet von Vogelgezwitscher wanderten wir durch das weite Areal. Als dann noch der Muezzin von seinem Minarett rief, waren wir völlig gefangen in der Atmosphäre dieses bezaubernden Tempels.
Wieder zurück im Hotel erwartete uns eine böse Überraschung. In ganz Luxor gab es kein Wasser aus der Leitung mehr. Hätten wir doch bloß keinen Tee getrunken…