Fotografieren – Was darf ich, was nicht?

Wenn ihr einen Ägypter fotografieren wollt, solltet ihr ihn besser um Erlaubnis bitten. Das gebietet schon allein die Höflichkeit, denn stellt euch vor, ihr seit mit Kind und Kegel in eurer Stadt unterwegs und plötzlich stürmt eine Horde Touristen auf euch zu und schießt ungefragt Bilder…

Zu dieser allgemein gültigen Höflichkeitsregel kommt in Ägypten noch etwas anderes hinzu: die Religion. Im Islam gibt es ein umstrittenes Bilderverbot, an das sich strenggläubige Muslime strikt halten. Für sie ist Gott allein Schöpfer und kein Künstler darf irgendein Lebewesen erschaffen, weder ein Bild, noch eine Skulptur, und eben auch kein Foto. Anderenfalls würde der Künstler, sprich der Fotograf, Allah Konkurrenz machen, was schlichtweg als Blasphemie angesehen wird.

Alabaster Moschee
Wegen dem Bilderverbot im Islam sind viele Moscheen zwar reich verziert, wie hier die Alabaster-Moschee in Kairo, aber Bilder von Menschen und Tieren sind sucht man vergeblich.

Gut erkennbar ist diese Grundhaltung – die früher sehr viel strikter durchgesetzt wurde, in Moscheen: Dort gibt es – anders als in Kirchen – keine Abbildungen von Menschen oder Tieren, nicht einmal von Mohammed. Viele Gelehrten sehen das Bilderverbot aber mittlerweile als überholt an, denn es diente in früheren Zeiten hauptsächlich zur Vermeidung der Götzenverehrung. Bilder, die nicht zu Anbetungszwecken erschaffe werden, sind somit erlaubt.

Für den Fall, dass euer Wunsch nach einem Foto abgelehnt wird, ist es selbstverständlich, dass ihr diese Bitte respektiert. In den meisten Fällen aber haben die Ägypter nichts dagegen und drängen sich auch mal geradezu für ein Foto auf – natürlich gegen entsprechendes Bakschisch.

Wo dürft ihr NICHT fotografieren?

Was für Fotografieren gilt, gilt meist auch für Aufnahmen mit Videokameras

Ein Grabwächter hilft beim Fotografieren
In den dunklen Gräbern helfen die Grabwächter oft mit einem Spiegel aus, um das Sonnenlicht zu reflektieren und Licht ins Dunkel zu bringen.

Grundsätzlich könnt ihr überall in Ägypten fotografieren, außer in militärischen Gebieten, Bahnhöfen, Flugplätzen, Häfen, Brücken und dem Suezkanal. Ausnahmen gelten auch für Moscheen: Betende Menschen in Moscheen könnten sich gestört fühlen. Hier sollte besser nur aus der Ferne die Kamera gezückt werden. Bei verschleierten Frauen solltet ihr euch ebenfalls besser zurückhalten. Vor allem wenn ihr männlichen Geschlechts seid und der Ehemann in der Nähe ist.

An Ausgrabungsstätten wird man euch freundlich darauf hinweisen, hier nicht zu fotografieren.

Fotografieren in in historischen Stätten und Museen

Wohingegen man in den Tempeln Ägyptens ohne Probleme fotografieren durfte (Ausnahme der Tempel von Abu Simbel), war es noch vor wenigen Jahren fast unmöglich in den wunderschönen Gräbern zu fotografieren, es sei denn man steckte dem Grabwächter ein paar Pfund Bakschisch zu. Um den Einhalt zu gebieten und sich selbst an dem lukrativen Geschäft zu beteiligen gab das Antiken- und Tourismusministerium Fototickets heraus, mit denen man für eine gewisse Gebühr in Gräbern, Museen und im Tempel von Abu Simbel fotografieren durfte.

Mittlerweile hat das Antiken- und Tourismusministerium aber ein Einsehen und mit einem Handy darf man (fast) überall fotografieren (auf die Hinweisschilder achten, in manchen von Touristen selten besuchten Stätten herrscht weiterhin Fotoverbot). In Zeiten von Social Media hat das Ministerium vermutlich erkannt, dass ein Handybild auf Instagram und Facebook die beste Werbung für das Land ist. ABER: wer seine Kompaktkamera oder teure Spiegelreflexkamera mitnimmt, der muss (teilweise, siehe unten) weiterhin noch ein bis zu 300LE teures Fototicket kaufen. Richtig nachvollziehen kann man das nicht, machen doch die neusten Handykameras teilweise weitaus bessere Bilder als so manche kleine Kompaktkamera.

Doch die letzte Kamera-Bastion scheint zu fallen und in immer mehr Orten darf man auch ohne Fototicket seine Spiegelreflexkamera mitnehmen, so neuerdings auch im Tal der Könige, wie mir ein aufmerksamer Leser berichtete (Stand Mai 2022). Leider ist die neue Regelung noch nicht einheitlich durchgesetzt. So muss man im neuen National Museum of Civilization in Kairo noch ein Fototicket kaufen (noch mal zur Erinnerung: nicht fürs Handy!), wohingegen man im ebenfalls neuen Hurghada-Museum seine Kamera umsonst zücken darf.

Bekannt aus Film und Fernsehen (und hier darf man natürlich fotografieren) – Der große Säulensaal im Karnak-Tempel

Blitzlicht verboten!
Fotografieren mit Blitzlicht ist auch mit Fototicket weiterhin verboten. Mal davon abgesehen, solltet ihr farbige Reliefs eh NIE mit Blitz fotografieren, denn es bleicht die Farben der Malereien aus und zerstört sie unwiderruflich! Das gilt ebenso für das Berühren von Reliefs und Wandmalereien.

Fotografieren verboten in Kom el Hattan
Auch bei Ausgrabungen, wie hier am Tempel von Amenophis III. in Kom el Hattan (Theben-West) heißt es weiterhin: Fotografieren verboten!