Tag 5 – Mit Mut in den Morgen, mit Memnon in den Abend

Was wir gestern nicht geschafft haben, holten wir heute nach. Und heute musste es schnell, schnell gehen, weil der gestern verpasste Mut-Tempel eigentlich so gar nicht in unseren Zeitplan passte. Und deshalb Taxi statt Kalesche.

Mit Fozzie-Bär zum Mut-Tempel

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Unser Taxifahrer hatte zwar kaum noch Zähne, dafür aber viele Autoersatzteile auf seinem Amaturenbrett liegen. Dieses und seine Sitze waren mit einem braunen Teddystoff bezogen. Wir tauften das Taxi daraufhin Fozzie-Bär-Taxi. Der englische Wortschatz des Fahrers beschränkte sich auf „Hello“. Ob er unser Ziel Mut-Tempel verstanden hatte wussten wir daher nicht, doch wir kamen tatsächlich an. Wir versuchten ihm irgendwie klarzumachen, dass er uns in einer Stunde wieder abholen soll, doch wir ahnten schon, dass er uns nicht verstanden hatte.

Mut war gut

Der Mut-Tempel besteht aus einem weitläufigen zentralen Bereich mit vielen löwenköpfigen Mut-Sachmet Statuen und einem kleinen Nebentempel Ramses III., der hinter dem großen heiligen See liegt. Der Bezirk der Mut besteht heute nur noch aus vielen Steinblöcken, aus dem man den Grundriss erahnen kann. Wir staunten über die überlebensgroße Granitstatue der Göttin, die in einem bemerkenswerten Zustand ist.

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Im vorderen Bereich waren amerikanische Archäologen gerade dabei, Keramikscherben zu katalogisieren und zu kleben. Archäologie ist Fummelarbeit.

„What? That’s crazy!“ antwortete die Chefarchäologin auf unsere Frage, ob sie vielleicht wüsste, warum es das Ticket für den Mut-Tempel nur in Dollar gibt. Auch hier wusste niemand eine Antwort.

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Geschäftsmodell Sackgasse

Unser Fozzie-Bär-Taxi war natürlich nicht da, also schlenderten wir das kurze Stück der Sphingenallee Richtung Tempel entlang und hofften, einen Weg um den Karnak-Tempel herum zu finden. Unser Blick fiel sofort auf eine sehr gut erhaltene Widder-Sphinx ziemlich am Ende, kurz vor der Müllhalde der ansässigen Bewohner. Nach vielen Fotos (ich), Selfies (Nadine) und Bewundern (Jolly) gingen wir weiter und sahen seitlich am Ende der Sackgasse, etwa 4m über uns eine alte Frau auf der Mauer sitzen.

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Unser Weg führte entweder über den Hof der alten Frau, in der meckernde Zicklein und inzwischen laut kläffende Hunde waren, oder die Sphingenallee zurück Richtung Mut-Tempel.

Als die alte Frau uns kommen sah, nahm sie sofort ein kleines Zicklein in den Arm und fing an etwas auf Arabisch zu reden, was wir als „Guck mal, wie süß“ (=Foto gegen Bakschisch) interpretierten. Als wir ihr Angebot ignorierten und sie unsere suchenden Blicke sah, hatte sie einen Plan B. „Karnak, Karnak?“ fragte sie und machte eine einladene Gäste, dass wir über den Schotterhaufen an der Mauer zu ihr heraufkommen sollten.

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Noch bevor wir einen Fuß auf ihren Boden gesetzt hatten, fiel das Wort Bakschisch. Jolly drückte ihr aus Dankbarkeit für die Abkürzung 1 Pfund Wegegeld pro Person in die Hand. Damit war Jolly durch, aber die alte Frau noch nicht. „Bakschisch, Bakschisch“, rief sie weiterhin. Wir nahmen die Beine in die Hand, stoppten aber einige Meter später wieder verdutzt vor 40 Broten, die die vermutliche Enkelin der alten Frau vor sich auf dem Boden ausgebreitet hatte.

Als Nadine ihre Kamera zückte, rief die Alte der jungen Frau etwas zu, in dem auch wieder das Wort Bakschisch vorkam, was der Enkelin sichtlich unangenehm war.

Hinter der nächsten Kurve hörten wir lautes Kindergeschrei. Unser nächstes Hindernis? Eine Straße voller Kinder, die vermutlich gerade Pause hatten. Oh, Oh, das könnte ein Spießrutenlauf werden. Und sofort kam auch schon ein kleiner Junge und fragte nach Bonboni. Angesichts der Anzahl holten wir keine Bonboni heraus und gingen einfach weiter. Mutiger war ein Geschäftsinhaber, der den rangelden und drängelnden Kindern vor seinem Laden kleine Bonbons gab.

Endlich am Karnak-Tempel angekommen, schnappten wir uns ein Taxi und fuhren zur Fähre. Da es heute schnell gehen musste, wollten wir ein Motorboot nehmen. Zu unserem Erstaunen wurde es uns für 1 LE pro Person angeboten (genau wie die Fähre). Wir schlugen sofort zu, fragten uns aber auch warum der Preis so günstig war. Den Grund erfuhren wir auf der Fahrt. Ein neues Geschäftsmodell: Kombipaket Motorboot + Taxi.

Gräber-Hopping – Im Tal der Noblen

Der Mann am Ticketoffice staunte nicht schlecht als wir jeder einzeln, insgesamt 5 verschiedene Tickets kauften. Während der Ticketbeamte noch fieberhaft rechnete, wieviel er jedem von uns abknöpfen musste, hatte Nadine einen Händler von 20€ auf 20LE für einen handgroßen Skarabäus heruntergehandelt.

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Auf uns warteten wunderschöne Gräber, die von den wenigsten Touristenbussen angefahren werden. Ich hatte mich immer gefragt, warum stattdessen das Tal der Königinnen angesteuert wird, sind doch die Gräber dort so ähnlich wie im Tal der Könige. Als wir mühsam den Berg hochstiefelten wusste ich die Antwort.

Wir haben alle Gräber gesehen außer Ramose, Userhat und Chaemhet, da wir diese drei alle schon mal gesehen hatten. Neu und bisher noch nie besichtigt hatten wir die letzte Ruhestätte Amenemipets. Das Grab ist recht groß für ein Noblengrab und beginnt mit einem Vorhof mit 5 Säulen, die alle in der Gestalt des Grabherrn sind (zwei davon in einem besonders guten Zustand) Wir schauten auf die rußgeschwärzten Wände der Vorhalle und fragten uns, wie schön die Farben erst aussehen müssen, wenn Restauratoren ihr Werk vollbringen würden. In dem Schrein am hinteren Ende des Grabes sitzen Amenemipet und seine Frau in ewiglicher Würde und Schönheit. Ein Besuch lohnt.

Als wir auf das Grab des Menna zugingen, sahen wir eine Horde Männer fleißig am Arbeiten. Der Wächter erzählte uns, dass zwei Gräber in den nächsten Monaten eröffnet werden.
Überrascht blieben wir vor dem Schild mit den drei Grabherren aus el-Chocha stehen. So kurz hätten wir uns den Weg vom Tal der Noblen nach el-Chocha nicht vorgestellt.

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Das Ramesseum-Cafe

Nach insgesamt 8 Gräbern ließen wir uns erschöpft auf die Bänke des berühmten Ramesseum-Cafes fallen. Wir hatten mittlerweile 13.30 Uhr und nur noch ein Tempel stand auf dem Programm. Die morgendliche Hetze war umsonst gewesen. Dafür war jetzt noch Zeit für einen Minztee und ein Bier.

Merenptah – Man braucht viel Fantasie

So ausreichend gestärkt ging es an der Straße per pedes weiter Richtung Merenptah Tempel. Wären nicht die Hinweisschilder mit Skizzen, wie die Reliefs einmal ausgesehen haben könnten, könnte man sich nicht einmal mit viel Fantasie das Gesamtbild zusammenreimen.

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Böse Zungen könnten behaupten, der blühende Strauch, der aus dem heiligen See hervorragt, wäre das Schönste an dem Tempel. Nur die Israel-Stele, auf der Merenptah über seine Feinde triumphiert, ist einen näheren Blick wert.

Das Museum war wie immer geschlossen und unsere Hoffnung, es mit etwas Bakschisch öffnen zu können, war falsch. Da der Job im Merenptah Tempel vermutlich die Höchststrafe für einen Wächter ist, gaben wir ein großzügiges Bakschisch.

Viel Lärm um nichts – Das Open Air Museum Kom el-Hattan

Anschließend wollten wir die neuen Elemente im Totentempel von Amenophis III. von der Straße aus fotografieren. Da wir nun aber von der Rückseite her auf das Gelände kamen und hier keinerlei Absperrung war, versuchten wir einfach unser Glück und gingen auf der von der Straße abgewandten Seite entlang.

Obwohl wir natürlich nicht direkt über das Grabunsgsgelände liefen, kamen die Wächter sofort auf uns zugelaufen. Freundlich aber bestimmt zeigte man uns den Weg wieder zurück auf die Hauptstraße.

Hier konnten wir den neuen Zaun um das Gelände bewundern, der im Internet für einige Furore gesorgt hatte. Es stehen erst 50m aber selbst dort kann man noch gut durch das Gitter schaun. Zum Schutz des zukünftigen Open Air Museums unserer Meinung nach in Ordnung. Das war viel Lärm um nix.

Handmade by his mother – Die Memnonkolosse

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Wir gingen weiter bis zu den Memnon-Kolossen, wo gerade zwei Reisebusse ihren Inhalt ausspuckten. So blieben wir drei von den fliegenden Händlern aber erst einmal unbehelligt. Doch eigentlich wollte ich behelligt werden, denn ich brauchte noch ein paar Souvenirs. Nach wenigen Schritten die Händlergasse entlang kam auch schon einer auf mich zugestürmt und hielt mir zwei kleine Steintafeln mit König und Königin vor die Nase. Hmm, das könnte gut in unser neues Wohnzimmer passen.

Sein erstes Gebot von 30€ war natürlich völlig überzogen. Also einmal tief Durchatmen und ein ebenso (zumindest für ihn) überzogenes Gegenangebot machen: 20 LE, was natürlich einen Sturm der Entrüstung auslöste. „It’s handmade!!!“ gab er mir zu verstehen. Aber ich hatte mittlerweile etwas Übung im Feilschen und ging jetzt erst einmal desinteressiert weiter. Der Preis purzelte bei jedem Schritt.

Irgendwann hatte er die Nase voll und ich sollte ihm mein Gegenangebot nennen. 30 LE, woraufhin er entgegnete „30 LE? I buy it for 40 LE !“ Hah! Jetzt hatten wir ihn „So, also doch nicht handmade?“ , „Yes, yes, my mother made this“. Wir mussten alle herzlich lachen und selbst der fliegende Händler konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Danach einigten wir uns schnell auf 35 LE und waren beide zufrieden.

Unser Treffen mit Mena – Sprachliches Silicon Valley

Zeit wieder zurück ins Hotel zu gehen. Der nächste Minibus war unser und wir nahmen wieder das schnelle Motorboot anstatt die langsame Fähre.

Abends trafen wir uns mit Mena, dem Herausgeber der LuxorTimes, der uns ein paar interessante Infos gab. Darunter z.B., dass das Grab der Nefertari nach seiner Kenntnis tatsächlich für einen kurzen Zeitraum geöffnet wird. Den genauen Termin wusste er allerdings auch nicht. Auch schaute er uns nur ratlos an, nach unserer Frage, warum es die Tickets für den Mut-Tempel und Deir el-Schelwit nur gegen Dollar gibt.

Wir lernten sogar ein bisschen Arabisch. Das Grundvolkabular sei I B M? Wir schauten ihn verdutzt an. Die Computerfirma? Nein.

Inschallah (So Gott will)

Bokra (morgen)

Malesch (So ist das halt)

90% aller Lebenssituation lassen sich mit diesen Worten bewältigen.

Wir lauschten mit gespitzten Ohren seinen vielen Informationen und Anekdoten.

Nach einem anschließenden kurzen Besuch bei Sayed, um unsere bestellten Souvenirs abzuholen, fielen wir müde ins Bett.