Die Titanic und der Fluch der Mumie

Auch heute noch, 100 Jahre nach dem Untergang der Titanic, fasziniert uns diese tragische Geschichte. Am 14. April 1912, um 23.40 Uhr, kollidierte die Titanic mit einem Eisberg. Mehr als 1500 Menschen starben in dem eiskalten Wasser des nordatlantischen Ozeans.

Die Menschen damals wie heute waren schockiert. Wie konnte so etwas nur passieren? Galt die Titanic nicht als unsinkbar? Da mussten höhere Mächte im Spiel gewesen sein. Erklärungen und Spekulationen machten die Runde, und um Unerklärliches irgendwie erklärbar zu machen, war es schon bald der „Fluch der Mumie“, der in manchen Köpfen als Erklärung für den Untergang der Titanic herhalten musste.

Echnatons Priesterin

By F.G.O. Stuart (1843-1923) [Public domain], via Wikimedia Commons
Titanic By F.G.O. Stuart (1843-1923) [Public domain], via Wikimedia Commons

Mit an Bord der Titanic war die Mumie einer Priesterin aus der Zeit des häretischen Pharaos Echnaton. Der reiche Lord Canterville wollte sie von England nach New York bringen. Natürlich sollte seine kostbare Fracht möglichst sicher verstaut werden und so lagerte man sie in einer Holzkiste hinter der Schiffsbrücke. Magische Kräfte, die von der Mumien ausgingen, sollen den Verstand des Kapitäns so beeinflusst haben, dass er mehrere unglückliche Entscheidungen traf und die Titanic somit schnurstracks auf den Eisberg zusteuerte. Auf einem Amulett der Mumie, das hinter ihrem Kopf befestigt war, standen folgende Worte: „Erwache aus der Ohnmacht, in der du schläfst, und im selben Augenblick wirst du über alle Widersacher triumphieren“

Vorbild?
Schon 1869 schrieb Louisa May Alcott die Geschichte eines Schiffsuntergangs nieder, der durch den Fluch mehrerer Mumien an Bord ausgelöst worden war.

Die „unglückselige Mumie“

Eine andere Variante der „Fluch der Mumie“-Geschichte bringt die berüchtigte „unglückselige Mumie“ aus dem British Museum in London mit ins Spiel.

von Pearson's Magazine (Pearson's Magazine of 1909) [Public domain], via Wikimedia Commons
Cover des „Pearson’s“ Magazin von 1909, das sich mit dem Fluch der „unglückseligen Mumie“ beschäftigte.
von Pearson’s Magazine (Pearson’s Magazine of 1909) [Public domain], via Wikimedia Commons

Streng genommen handelt es sich hierbei nicht um eine Mumie, sondern um den Sarkophagdeckel einer Priesterin des Amun aus der 21. oder 22. Dynastie (ca. 1000 v. Chr.). Bevor dieser auf die Titanic gebracht wurde, sorgte die Priesterin mit ihren „Flüchen“ für jede Menge Wirbel. Eine Spur des Unglücks zieht sich hinter der Geschichte dieses Deckels her, und er soll Verursacher von Unfällen und Todesfällen gewesen sein.

Hausbrände, Selbstmorde, mysteriöse Todesfälle

Die hauptsächlichen Opfer sollen nicht gerade respektierlich mit der antiken Dame umgegangen sein. Eine Frau, die besonders rüde Worte über den Sargdeckel von sich gegeben haben soll, stürzte sogleich die Treppe hinab und verstauchte sich den Fußknöchel. Ein Journalist, der in seinem Bericht über den Deckel der Priesterin scherzte, starb ein paar Tage später eines unerwarteten Todes. Schon der erste Besitzer, Douglas Murray, der den Sarkophag 1860 in Ägypten erworben hatte, soll ein Opfer des „Fluchs der Mumie“ geworden sein, als seine Pistole plötzlich explodierte und seinen halben Arm mitriss. Über die Flüche der „unglückseligen Mumie“ gibt es eine ganze Liste, die von Hausbränden, über Selbstmorde bis hin zu mysteriösen Todesfällen in der Familie reichen.

Klopfen und Jammern

Nach mehreren Besitzerwechseln landete sie schließlich im British Museum. Dort hörten die seltsamen Vorfälle aber nicht auf und die Mitarbeiter des Museums hätten schwören können, dass jede Nacht ein Klopfen und Jammern vom Sargdeckel ausging. Schließlich landete der Deckel der Priesterin im Keller des Museums, wo sie der amerikanische Archäologe William T. Stead erwarb und mit an Bord der Titanic brachte. Der Rest der Geschichte ist bekannt…

Die Wahrheit hinter dem ‚Fluch der Mumie‘

So und so ähnlich erzählten sich die Menschen damals die Geschichten über die Mumie, die für das Unglück der Titanic verantwortlich gewesen sein soll. Ob jemand an den „Fluch der Mumie“ glaubt und somit an eine übernatürliche Kraft, die Unglücksfälle hervorrufen und den Verstand von Menschen beeinflussen kann, bleibt jedem selbst überlassen.

Doch ein Problem bleibt sowohl für die Abergläubigen als auch für die Zweifler: Es gibt keinerlei Belege dafür, dass es wirklich eine Mumie an Bord der Titanic gegeben haben soll. Es wurde zwar viel gemunkelt, so soll auch die berühmte Molly Brown, die für das Leben vieler Besatzungsmitglieder gekämpft hatte und gerade von einer Reise nach Ägypten kam, mehrere ägyptische Schätze mit an Bord genommen haben, aber ob darunter auch eine Mumie war, konnte nie bewiesen werden.

Molly Browns Uschebti
Es darf zwar bezweifelt werden, ob wirklich eine ägyptische Mumie an Bord der Titanic war, aber mindestens ein ägyptisches Artefakt soll wirklich „Zeuge“ des Untergangs gewesen sein: ein kleiner Uschebti, den die „unsinkbare“ Molly Brown als Glücksbringer in ihrer Tasche hatte.

Exorzismus

Die „unglückselige Mumie“ machte ihrem Ruf wirklich alle Ehre. Aber waren die Unglücksfälle nicht doch alles nur Zufälle? Oder wurden da vielleicht Sachen aufgebauscht, nach denen eigentlich kein Hahn gekräht hätte, wäre da nicht eine Mumie im Hintergrund gewesen? Wie dem auch sei, die Menschen glaubten daran und im British Museum wurde damals sogar ein Exorzismus durchgeführt, wie auch heute noch ein grünlicher Hauch auf dem Gesicht der Priesterin belegt.

Nach dem Exorzismus soll übrigens Ruhe gewesen sein. Den Sarkophagdeckel kann man auch heute noch im British Museum besichtigen, denn er hat seinen Standort nie verlassen. Dieser Sarkophagdeckel war also definitiv nicht am Unglück der Titanic beteiligt.