Opet-Fest und Talfest – Feste zu Ehren der Götter

Bei den Festen zu Ehren der Götter ließ sich die Bevölkerung nicht lumpen. Der Pharao und die reichen Leute des Landes spendeten Gold, Arbeiter, Ländereien und Tiere. Bei der einfachen Bevölkerung waren Blumenspenden sehr beliebt. Blumen waren für die alten Ägypter Symbole der Erneuerung und des Lebens. Dem Tempel des Amun in Karnak wurden innerhalb von knapp 3 Jahren fast 4,8 Millionen Blumenopfer gespendet.

Der Gott Amun-Re mit Blumen
Amun-Re mit einem Stabstrauß. Blumen waren nicht nur bei Götterfesten beliebte Opfergaben, denn nach dem Glauben der alten Ägypter entfaltete sich der göttliche Wohlgeruch in den Blüten. Zudem hatte das Wort „Strauß“ den gleichen Wortlaut wie „Leben“.
Tempel von Medinet Habu, Theben-West
Neues Reich, 20. Dynastie

Das Opet-Fest

Eines der schönsten und größten Feste des alten Ägyptens war ganz bestimmt das Opet-Fest. Jedes Jahr im Spätsommer begab sich der Gott Amun mit seiner Frau Mut und deren Sohn Chons auf den Weg vom Karnak-Tempel zum Luxor-Tempel der antiken Stadt Theben (griechisch, auf ägyptisch hieß sie Waset).

Götterschreine vor neugierigen Blicken geschützt

Der Weg führte teilweise durch die Straßen von Theben, streckenweise auf dem Wasserweg, wo die Barken auf prächtige Nilschiffe verladen wurden. Priester schulterten die 3-4m langen Schiffsbarken mit den Statuen der Götter auf große Tragestangen und schleppten sie durch die jubelnde Menschenmasse. Zu sehen bekam das einfache Volk ihre Götter jedoch nicht, denn sie waren in vergoldeten Schreinen vor den Blicken der einfachen Menschen geschützt.

Ein Fest fürs Volk

Das tat der Stimmung aber keinen Abbruch. Das Volk erfreute sich an der Nähe des höchsten Staatsgottes Amun und seiner Familie, die ansonsten im tiefsten Inneren ihrer Tempel verborgen blieben. Großer Jubel brandete auf, wenn die Barken mit einem Gefolge an Priestern, Opfertieren und Mitgliedern der königlichen Familie an den Zuschauern vorbeizogen. Die Ägypter lauschten den Gesängen und Gebeten und bestaunten die Vorführungen der Tänzer und Akrobaten. Auch die Ärmsten konnten sich beim Opet-Fest endlich mal satt essen, denn es wurden kostenlos Speisen und Getränke verteilt.

Amun-Barke beim Opet-Fest in der Roten Kapelle der Hatschepsut
Während der Prozession des Opet-Festes hielt die Barke des Amun an verschiedenen Stationen, wo Priester unterschiedliche Kulthandlungen durchführten. Auf dem Bild steht sie gerade in der 4. Barkenstation. Links unten ist der Name der Station vermerkt. Rechts sieht man ihr Symbol – die Lattichpflanzen. An den beiden Enden der Barke sind Widderköpfe befestigt – das Tier des Amun. Ein Baldachin bedeckt den Schrein, der mit schützenden Uräusschlangen verziert ist. Der Schrein ist teilweise von einem Schleier umhüllt, der von Geierflügeln gehalten wird. Die Besatzung der Barke besteht aus kleinen goldenen Götter- und Königsfiguren. Ihnen voran steht die Göttin Nebet-wia, die „Herrin der Barke“. Flankiert wird die 4. Station von zwei Osiris-Figuren der Hatschepsut.
In der Roten Kapelle der Hatschepsut, von der dieses Relief stammt, wurde einst die Barke des Amun aufbewahrt und an hohen Festtagen, wie zum Opet-Fest oder zum Talfest herausgeholt.
Rote Kapelle der Hatschepsut, Karnak
Neues Reich, 18. Dynastie

Göttliche Kräfte an den Pharao

Im Luxor-Tempel angekommen, traf sich der Pharao mit dem Gott Amun. Durch verschiedene Rituale übergab Amun seine Ka-Seele und somit seine göttlichen Kräfte an den Pharao. Verstärkt und mit göttlicher Energie aufgeladen, trat der Pharao aus dem innersten Heiligtum des Tempels wieder heraus, wo ihn seine Familie, die Priester und sein Hofstaat begeistert empfingen.

11 Tage feiern

Das Opet-Fest feierten die Ägypter 11 Tage lang, unter Ramses III. dauerten die Feierlichkeiten sogar 27 Tage. Die Königin Hatschepsut führte dieses Fest in den altägyptischen Kalender ein. Belegt ist es bis zur Herrschaft von Pianchi in der 25. Dynastie.

Das Talfest / Das schöne Fest im Wüstental

Bis zu 40 Priester trugen die Amun-Statue beim Talfest (oder auch das schöne Fest im Wüstental) in einer feierlichen Prozession bis an das Nilufer. Dort verfrachtete man den Gott in seinem Schrein auf ein riesiges Schiff (zur Zeit Ramses III. war es 68m lang) und brachten ihn zum gegenüberliegenden Westufer nach Deir el-Bahari, dem so genannten „Wüstental“. Und von dort aus dann weiter zu allen dort gelegenen Totentempeln.

Feiern mit den verstorbenen Lieben

Das Volk nahm nicht an der Götterprozession teil. Sie feierten ihr Talfest, wie die Feierlichkeit auch genannt wurde, zusammen mit ihren verstorbenen Lieben auf der westlichen Seite des Nils.

Die Familienmitglieder versammelten sich dazu vor den Grabeingängen ihrer dahingeschiedenen Verwandtschaft, wo sie ein großes Festmahl abhielten. Der Verstorbene soll ebenfalls mit anwesend gewesen sein, wenn auch in einer anderen Sphäre.

Um in sie hinabzugleiten, versuchte die Verwandtschaft sich in einen Rauschzustand zu versetzen, was ihnen mit jeder Menge Alkohol gelingen sollte.

12 Tage feiern

Das Talfest fand beim ersten Neumond des zehnten Monats des Jahres statt. Nach 12 Tagen endete das Fest und die Barke Amuns kehrte nach Theben zurück.

Das Schöne Fest im Wüstental ist seit der 18. Dynastie bekannt.

Musikantinnen im Grab des Nacht
Eine beliebte Darstellung in den Gräbern der Noblen ist das Talfest. Hier sieht man drei Musikantinnen mit Flöte, Laute und Harfe, die zur Unterhaltung der Gäste spielten.
Grab des Nacht (TT52), Theben-West
Neues Reich, 18. Dynastie

Das Fest der Katzengöttin Bastet

Den Ablauf dieser Feierlichkeit kennen wir von dem Griechen Herodot, der im 5. Jh. v. Chr. eine Pilgerreise zum Fest der Bastet machte.

Er fuhr mit mehreren anderen Pilgern per Nilschiff bis nach Bubastis, wo man die Katzengöttin ganz besonders verehrte. Während der Fahrt „begrüßten“ die Frauen an Bord die Bewohner an Land mit wüsten Beschimpfungen. Sie tanzten und hoben dabei ihre Röcke hoch. Wahrscheinlich war dies eine Art Fruchtbarkeitsritual, bei dem die Frauen auf dem Schiff ihre Fruchtbarkeit zu denen auf dem Land übertragen wollten oder umgekehrt.

In Bubastis angekommen, sollen laut Herodot 700 000 Besuchern zu den Feierlichkeiten gekommen sein. Es wurde viel geopfert, gesungen, getanzt, mit Flöten und Kastagnetten musiziert und natürlich viel gegessen und noch mehr Wein getrunken.

Bei Festen wurde natürlich auch eifrig getanzt und im Takt mitgeklatscht, wie hier auf einem Relief zu sehen ist
Rijksmuseum van Oudheden

Das ägyptische Neujahrsfest

Bevor es mit den Feierlichkeiten für das Neujahrsfest losging, kamen erst noch die fünf Schicksalstage – die Epagomenen

Die fünf Schicksalstage

Im alten Ägypten hatte jeder Monat 30 Tage, also bestand ein ägyptisches Jahr aus insgesamt 360 Tagen. Damit das Jahr 365 Tage hatte, ergänzten die Ägypter ihr Jahr am Ende noch um weitere fünf Tage, die als Geburtstage der Götter Osiris, Haroeris, Seth, Isis und Nephthys galten.

Was in diesem Zeitraum passierte, galt als Vorzeichen für das kommende Jahr. Im „Buch von den fünf Zusatztagen“ wurde ausführlich darüber berichtet. An drei Tagen, nämlich an den Geburtstagen von Osiris, Nephthys und besonders an dem des Seth, sollte man nicht ohne Gebete und magische Formeln aus dem Haus gehen. An den Epagomenen entzündeten die Ägypter Fackeln an den Gräber ihrer verstorbenen Verwandten.

Das Fest des Neujahrs

In der Nacht vor dem ägyptischen Neujahrstag stellten die Priester die Götter auf dem Dach ihres Tempels. Die Sonnenstrahlen des neuen Morgens sollten den Göttern neues Leben einhauchen.

Natürlich begrüßten auch schon die alten Ägypter den ersten Tag des neuen Jahres mit einem rauschenden Fest. In Heliopolis erzählt uns eine Inschrift aus der 5. Dynastie von 100 600 Portionen Brot, Bier und Kuchen, die anlässlich des Neujahrfestes alleine für den Gott Re, seine Priester und dem königlichen Hofe verteilt wurden.

Weitere Götterfeste

Es gab aber noch weitaus mehr Götterfeste, denn schließlich musste jedem Gott gehuldigt werden.

Jede Menge Feiertage
Einige Festtagskalender sind uns bis heute erhalten geblieben. So verewigte Ramses III. in seinem Totentempel von Medinet Habu ganze 60 Feiertage für ein Jahr.

Das Relief zeigt des Fest des Gottes Min. In der Mitte steht die Statue des Gottes, unten die Priester- Links trägt eine Priesterprozession Lattichpflanzen, Symbol des Gottes Tempel von Medinet Habu, Theben-West Neues Reich, 19. Dynastie
Das Relief zeigt des Fest des Gottes Min. In der Mitte steht die Statue des Gottes, unten die Priester. Links trägt eine Priesterprozession Lattichpflanzen – Symbol des Gottes Min
Tempel von Medinet Habu, Theben-West
Neues Reich, 19. Dynastie

Das Fest des Min

Das Hauptfest des Fruchtbarkeitsgottes Min feierten die Ägypter am Neumondtag des ersten Schemu-Monats. Bei dem mehrere Tage andauernden Fest entließ der Pharao Vögel in alle vier Himmelsrichtungen, als Symbol für die Macht Ägyptens. Zudem schnitt er mit einer besonderen Zeremonie-Sichel Kornähren und opferte sie dem Gott Min. Auf Abbildungen sehen wir, wie federgeschmückte Männer auf großen, schräg zusammengestellten Holzstangen klettern (wahrscheinlich um ein Festzelt aufzubauen)

Barkenprozessionen

Barkenprozessionen gab es bei dem Fest des falkenköpfigen Gottes Sokar. Während der rituellen Handlungen, wozu auch das „Aufhacken des Bodens“ und das Aufrichten eines Djed-Pfeilers gehörten, hingen sich die Menschen zu Ehren des Gottes Zwiebelkränze um den Hals.

Soweit nur einige Beispiele. Weitere Feste könnt ihr bei „Das Sedfest – Feste der Pharaonen“ nachlesen.

Die Horusbarke im Tempel von Edfu
Im Tempel von Edfu steht der Nachbau einer Horus-Barke, die zu wichtigen Festen aus dem Allerheiligsten geholt und in einer großen Prozession durch die Straßen geführt wurde. Im Schrein stand die Statue des Gottes – geschützt vor den Blicken des Volkes. Das wichtigste Fest in Edfu war der Sieg Horus über den bösen Gott Seth. Bei der Hochzeit des „Horus von Edfu“ mit der Göttin „Hathor von Dendera“, wurde die Statue der Hathor von Dendera bis nach Edfu gebracht, wo die beiden zusammen in einer Prozession die dortige Nekropole besuchten.