Anubis war der schakalsköpfige Gott des Totenkultes. Warum gerade Schakale in Verbindung mit dem Totenkult gebracht wurden, hängt mit deren Verhalten zusammen. Die Ägypter haben schon seit der Vorzeit die Beobachtung gemacht, dass die aasfressenden Schakale sich an die Verstorbenen vergangen haben, sich also den Toten einverleibt haben.
Beschützer der Toten, Gott der Einbalsamierung
Im Alten Reich besaß er sogar eine noch größere Bedeutung als der Totengott Osiris. Anubis galt als Beschützer der Toten und Gott der Einbalsamierung, denn er soll an dem toten Osiris die erste Mumifizierung durchgeführt haben. Priester trugen im Totenkult eine Anubis-Maske und führten die Einbalsamierung und verschiedene Totenriten, wie das „Mundöffnungsritual“ durch, damit der Verstorbene wieder sprechen, sehen, hören und riechen konnte.

Hathor-Tempel von Deir el Medinah, Theben-West
Ptolemäische Zeit
Anubis führt die Verstorbenen vor das Totengericht
Anubis führte die Verstorbenen in die Unterwelt und vor Osiris‘ Totengericht. Dort führte er die Wägeprüfung durch, bei der das Herz des Verstorbenen auf einer, die Feder der Maat (Gerechtigkeit und Ordnung) auf der anderen Waagschale gelegt wurde. Wenn das Herz genauso leicht war, wie die Feder, durfte der Tote ewig leben.
Anubis als kosmische Gottheit
In griechisch-römischer Zeit wurde Anubis zu einer kosmischen Gottheit, die über Himmel und Erde herrschte und das Licht zu den Menschen brachte. In den Katakomben von Alexandria sieht man ihn als Beschützer Osiris‘ in voller Rüstung.
Darstellung
Anubis‘ Vorbilder waren wahrscheinlich Schakale. In seiner Schakalgestalt sieht man ihn liegend, mit gespitzten Ohren und gesenktem oder nach oben stehendem, trapezförmigem Schwanz. Um den Hals trägt er ein magisches Band, und wie der Totengott Osiris wird er mit einer Geißel dargestellt.
Anubis wird auch mit menschlichem Körper und Schakalkopf abgebildet, sehr selten auch komplett anthropomorph, wie im Tempel Ramses II. in Abydos.
Schwarz wie die Körper der Verstorbenen
Seine unnatürlich schwarze Farbe wird mit dem Totenkult in Verbindung gebracht. Schwarz waren die Körper der Verstorbenen, nachdem ihnen bei der Mumifizierung alle Feuchtigkeit durch ein Natronbad entzogen worden war und man sie anschließend mit Salben und Ölen eingerieben hatte. Schwarz war auch die fruchtbare Erde, die der Nil nach der Überschwemmung zurückließ und aus der neues Leben hervorging. Und nach dem tiefen Glauben der Ägypter sollte ja auch auf den Tod die Auferstehung und ein neues Leben im Jenseits folgen.
Der Name Anubis
Die Bedeutung des Namens ist unbekannt. Eventuell wurde der Name von dem ägyptischen Wort für „verwesen“ abgeleitet.
Anubis in Hieroglyphen

Weitere Namensformen
Inpu/Anpu (altägyptisch)
Erste Erwähnung des Namens
In den Pyramidentexten
Familie
Die Ägypter sprachen Anubis im Laufe der Zeit viele familiäre Verbindungen zu:
- Auf Sargtexten war er der Sohn der Kuhgöttin Hesat oder der Katzengöttin Bastet
- Zudem konnte er noch der Sohn des Seth oder der Sohn des Re und der Nephthys sein
- Im Osiris-Mythos des Griechen Plutarch war er das Ergebnis eines Seitensprungs von Osiris und Nephthys. Osiris’ Frau Isis nahm ihn aber dennoch auf und zog ihn groß.
Orte der Verehrung
Anubis wurde in ganz Ägypten verehrt. Sein Hauptkultort war der 17. oberägyptische Gau, deren Hauptstadt die Griechen Kynopolis („Hundestadt“) nannten. In Memphis gab es ein Kultzentrum namens Anubeion.