Der Pharao war der wichtigste Mann im Lande Kemet. Und auch wenn der König nahezu gottgleich war, konnte er den Lauf der Zeit und sein Älterwerden dennoch nicht aufhalten. Aber nichts war schlimmer als ein vom Alter gezeichneter, schwacher Herrscher.
Zu groß war die Gefahr, dass Ägypten dadurch ins Chaos stürzen konnte. Dies sah auch schon Pharao Narmer aus der Prädynastischen Epoche und ersann verschiedene Rituale, die dem Pharao neue Kräfte geben sollten. So entstand das Hebsed – das Sedfest (Heb bedeutet Fest, die Bedeutung von Sed ist unbekannt).
53 Pharaonen
Wir wissen von 53 Pharaonen, die ihr Sedfest gefeiert haben. Davon haben nur 13 auch wirklich das 30. Regierungsjahr erreicht.
Wann wurde das Sedfest gefeiert?
Ein Herrscher konnte offiziell nach 30 Jahren sein Sedfest feiern, und da die Kräfte im Alter schneller schwinden, wiederholte man die Abstände danach in kürzeren Intervallen. Da die Dauer von 30 Jahren für die kurzlebigen Ägypter eine sehr lange Zeit war, hielten sich die meisten Herrscher nicht an diesen Zeitrahmen. Das Hebsed war eine Demonstration von Macht und Stärke und so hielten viele Pharaonen es für legitim, den Zeitpunkt des Festes einfach um einige Jahre vorzuverlegen. Eine davon war die Königin Hatschepsut, die sich mit einem schlauen Trick behalf. Zu ihren 16 Regierungsjahren addierte sie einfach die 14 Jahre ihres Vaters hinzu.
14 Sedfeste
Pharao Ramses II. feierte in seiner 66-jährigen Regierungszeit 14 Sedfeste
Der Ablauf des Sedfestes
Der genaue Ablauf der Rituale ist strittig. Die Quellen, Abbildungen und schriftlichen Zeugnisse sind schwierig zu interpretieren, die Reihenfolge unterschiedlich. Der Ablauf war im Ungefähren folgendermaßen:
Tod und Wiederauferstehung
Der Pharao entzündete in seiner Hebsed-Kapelle eine Fackel, die mehrere Begleiter feierlich in andere Göttertempel trugen, wo sie mit der Fackel weitere entfachten.
Der Pharao legte sich in ein Leichentuch gewickelt auf eine Bahre. Hinter ihm lagen seine Insignien und eine Reihe von Uschebtis (Dienerfiguren für das Jenseits). Der Pharao war nun symbolisch tot. Doch nach einiger Zeit erhob er sich aus seiner Totenstarre und setzte sich auf seinen mit Löwenfüßen verzierten Thron, von wo aus er seine Herrschaft über das ganze Universum bekräftigte: „Horus (der Pharao) vereinigt viermal den Himmel und die Erde.“1 Der Herrscher war nun wiedergeboren und seine Kräfte waren wieder erstarkt.
Vor den Augen seines Hofstaates krönte man den Pharao erneut, in dem man ihm die Pschent-Krone Ober-und Unterägyptens aufsetzte. Nach der Krönungszeremonie folgten rituelle Reinigungen, Opfergaben und Gebete an die Götter des Landes.
Der sportliche Teil
Nach diesen langwierigen und monotonen Ritualen, durfte sich der Pharao nun endlich sportlich betätigen. Dazu zog er sein langes Festgewand aus, tauschte es mit einem sportlichen kurzen Schurz und rannte um ein abgestecktes Feld, das symbolisch für sein Reich stand. Durch diese sportliche Leistung konnte nun jeder sehen, dass der Pharao wieder genügend Kraft hatte das Land zu regieren.
Pfeil und Bogen
Als letzte Kulthandlung nahm der Pharao Pfeil und Bogen zur Hand und schoss in alle 4 Himmelsrichtungen jeweils einen Pfeil. Dies waren Warnschüsse für alle Völker der Erde und ein Zeichen, dass der Pharao der mächtigste Mann auf Erden war.
Nachfolgende Sedfeste
Nach seinem ersten Hebsed konnte der Pharao je nach Lebensdauer noch viele weitere feiern, die sich jedoch in den rituellen Handlungen von dem ersten unterschieden. Ein wichtiges Ritual bei späteren Hebseds war das Aufrichten des Djed-Pfeilers. Der Djed-Pfeiler stand für Dauer und Stabilität und war ein Symbol des Totengottes Ptah-Sokar-Osiris. Mit Hilfe von Seilen richtete der Herrscher diesen Pfeiler auf, was ein Symbol für die Wiederauferstehung des Totengottes und damit auch für seine Wiedererstarkung war.
1M.-A. Bonheme/A. Forgeau, Pharao. Sohn der Sonne, S. 264