Hieroglyphen sind heute hauptsächlich auf Monumenten aus Stein, auf Tempel- und Grabwänden, aber auch auf Stelen und Alltagsgegenständen zu sehen. In Hieroglyphen wurden religiöse Texte, Biografien und Annalen geschrieben. Alles, was die Ewigkeit überdauern sollte.
Die kunstvollen Zeichen waren zwar sehr schön anzusehen, aber sie hatten auch einen Nachteil: man konnte mit dieser Druckschrift einfach nicht schnell schreiben. Also entwickelte sich mit der Zeit Schreibschriften, mit denen die Ägypter viel leichter und schneller schreiben konnten.
Hieratisch
Nicht immer hatten die alten Ägypter genügend Zeit und Muße, die Hieroglyphen im perfekten Ausmaße zu zeichnen. Daher entwickelte sich schon in der Prädynastischen Zeit eine Art „Schreibschrift“ , die schnell und kursiv niedergeschrieben werden konnte. Diesen Schreibstil findet man hauptsächlich auf Papyrus, Holz und Ostraka. In der griechisch-römischen Zeit wurde die Schrift größtenteils für religiöse Texte auf Papyrus benutzt, daher auch der Name hieratisch, nach dem griechischen Wort hieratikos = priesterlich. Die gefundenen Übungstexte der Schüler bestanden hauptsächlich aus dieser Schreibschrift.
Demotisch
Vielen Schreibern ging die Schreibschrift immer noch nicht schnell genug von der Hand. Sie kürzten komplexe hieratische Wörter einfach ab oder erfanden neue, einfachere Zeichen dafür. Ganze Zeichengruppen verschmolzen sie miteinander. Wie die Beamten bei uns die Stenografie erfanden, setzte sich diese Eigenart hauptsächlich in der Verwaltung durch. Irgendwann verstand nur noch der Schreibende selbst, was er da zu Papier gebracht hatte. Aus diesem Grund führte Pharao Amasis in der 26. Dynastie (um 650 v. Chr.) eine Schreibreform ein, aus der das demotische entstand. Demotisch wurde hauptsächlich in der Verwaltung und für literarische Texte geschrieben. In seltenen Fällen verwendete man die Schrift auch für religiöse Texte. Der Name leitet sich vom griechischen Wort demotikos = populär ab, da diese Schrift weniger im religiösen, sondern eher im alltäglichen Leben benutzt wurde.
Entwickelte sich um 650 v. Chr. aus dem Neuägyptischen und war bis zum 5. Jh. n. Chr. in Gebrauch.
Die Schrift der ägyptischen Christen – Koptisch
Ist dem demotischen nahe verwandt und entwickelte sich im 1. Jh. n. Chr. Koptisch ist ursprünglich eine griechische Schrift mit 7 altägyptischen Zeichen. Wo vorher nur mit Konsonanten geschrieben wurde, nahmen nun auch Vokale Einzug in die ägyptische Schrift. In seiner ursprünglichen Form sprach man Koptisch bis hinein ins 11. Jh. n. Chr. Noch heute findet man in den koptischen Kirchen Ägyptens diese Schrift.
Veränderungen von Grammatik und Sprache
Nicht nur der Schreibstil änderte sich in der Geschichte Ägyptens, sondern auch Grammatik und Sprache unterlag vielen Veränderungen, wie es bei den meisten Kulturen der Fall ist. Genauso wie wir unsere Sprache in Althochdeutsch, Mittelhochdeutsch, usw. unterteilen, tun dieses auch die Ägyptologen mit der ägyptischen Sprache.
Wenn man Bücher aus den letzten Jahrhunderten liest, merkt der Leser sofort, wie sich unsere Sprache verändert hat. Wir sprechen heute ganz anders als die Menschen noch vor 100 Jahren. Und so war es auch bei den alten Ägyptern. Grammatik und Wörter veränderten sich im Laufe der Zeit, so dass die Ägyptologen heute die Hieroglyphenschrift und Sprache in drei Bereiche unterteilen:
Altägyptisch
Die ersten schriftlichen Zeugnisse stammen aus der Zeit um 3000 v Chr. Die Schrift war damals noch nicht besonders hochentwickelt. Sie bestand hauptsächlich aus Namen und Symbolen. Zwischen 2600 – 2100 v. Chr. entwickelten die Ägypter dann ein komplexeres Schriftsystem.
Mittelägyptisch
Auch dieses „klassische Ägyptisch“ enthält noch viele Züge aus dem Altägyptischen. Erste Schriften mit Mittelägyptisch entstanden 2100 v. Chr. 500 Jahre lang wurde Mittelägyptisch gesprochen, die Schrift blieb bis zum Ende des antiken Ägypten Standard. Hieroglyphentexte fand man noch bis 394 n. Chr. im Isis-Tempel auf der Insel Philae. Zu diesem Zeitpunkt konnten die Texte nur noch von den allerwenigsten verstanden werden.
Neuägyptisch
Um 1600 v.Chr. löste das Neuägyptische das Mittelägyptische als Sprache ab und findet sich hauptsächlich in Nicht-religiösen Texten. Sie baute zwar auf ihren Vorgängern auf, weicht aber an vielen Stellen ab. Spuren des Neuägyptischen fand man schon in Texten vor 1600 v. Chr., aber erst 1300 v. Chr. wurde komplett in Neuägyptisch geschrieben und unterrichtet. Bis 600 v. Chr. nutzte man in Ägypten diese Form.
Spätägyptisch
Eine Schrift, die sich um das 1. Jahrtausend v. Chr. entwickelte. Die griechischen Ptolemäer schrieben in dieser Sprache.