Ein schönes Jenseits nur für die Reichen?

Riesige Pyramiden! Bis zu 120 m lange Gräber in den Fels gehauen! Eine teure → Mumifizierung und kostbare Grabbeigaben! Im alten Ägypten konnte sich aber nur ein kleiner Teil der Bevölkerung ein prunkvolles Grab mit protziger Grabausstattung leisten.

Klar, dass sich viele Ägypter Gedanken darüber machten, ob das Leben nach dem Tod überhaupt besser war als das jetzige Leben. Keine oder kaum Uschebtis, die ihnen bei der Feldarbeit zur Hand gingen, kaum Spiele und Schmuck, an denen man seine Freude haben konnte. Kein teures → Totenbuch, das half, die Gefahren des Jenseits zu überwinden.

Aber wie wurde die arme Bevölkerungsschicht überhaupt bestattet?

Eine Einbalsamierung konnte sich natürlich kaum einer leisten, einen schmuckvollen Sarkophag schon gar nicht. Also vergrub man den Toten auf einem Holzbrett oder einer Sisalmatte im heißen Wüstensand, der den Körper vor dem Verfall schützen musste (denn nur so konnte der Verstorbene ewig leben). Und nur ein paar Glasperlen und Tonkrüge mussten für das Wohl der Verblichenen reichen.

Amenemipet opfert zusammen mit seiner Frau vor den Göttern
In feinstem, durchsichtigem Leinen gehüllt, opfert Amenemipet zusammen mit seiner Frau vor den Göttern Nefertem und Maat sowie Re-Harachte-Atum und Hathor (nicht im Bild)
Grab des Roy (TT255), Theben-West
Neues Reich, 18. Dynastie

Ein schönes Jenseits für ein ehrenhaftes und gesetzestreues Leben

Aber auch für die Ärmsten der Armen war ein Platz in den „Seligen Gefilden“ reserviert, wie das Jenseits der Toten auch genannt wurde. Einige alte Texte sprechen davon, dass es nicht um eine möglichst pompöse Grabausstattung ging sondern darum, ob man ein ehrenhaftes und gesetzestreues Leben geführt hatte.

Besser erhalten als so manche Königsmumie

Zur Sicherheit vergrub man die Armen allerdings gerne in der Nähe der Reichen, damit der „Geist des ewigen Lebens“ bis zu ihren Gräbern herüberstrahlte und sie sich von deren Totenopfern mit ernähren konnten.

Tröstend für die armen Ägypter wäre wahrscheinlich auch die heutige Tatsache, dass sich die Toten im heißen Wüstensand weit besser gehalten haben, als so manche Königsmumien, die teuer und mit viel Aufwand mumifiziert und deren Grabbeigaben eh schon nach ein paar Jahren oder Jahrzehnten geraubt worden waren.