Kleopatra – Letzte Königin Ägyptens

Die Geschichte von Kleopatra beginnt mit ihren Vorfahren. Als der berühmte Grieche Alexander der Große, 332 v. Chr. Ägypten von der verhassten persischen Herrschaft befreite, wurden die eroberten Reiche nach seinem Tod 323 v. Chr. unter seinen drei Generälen aufgeteilt.

Kleopatras Vorfahr Ptolemaios setzte sich die Krone Ägyptens auf. Seine Frau Arsinoë stammte aus einer Seitenlinie des makedonischen (nordgriechischen) Herrscherhauses. Hauptstadt und neues Machtzentrum in Ägypten war die von Alexander gegründete Stadt Alexandria.

Kleopatra in Hieroglyphen
Kleopatra in Hieroglyphen. Hinter ihrem Eigennamen Kleopatra steht noch das Epitheton (Beiname) netjeret mer(et) ites, was so viel wie: „Göttin, Geliebte ihres Vaters“ heißt.

Kleopatras machtgierige Vorfahren – Die Ptolemäer

Die Dynastie der makedonischen Ptolemäer war geprägt von Machtgeplänkel, Inzest und Mord. Um an die Macht zu kommen oder seinen Thron zu sichern, schreckte man auch nicht vor Mord in der eigenen Familie zurück. Wenn die Kinder oder Geschwister zu aufmüpfig wurden oder die Eltern nicht vom Thron weichen wollten, mussten halt andere Mittel und Wege gefunden werden.

So geschehen bei Ptolemaios VIII., den man hinter vorgehaltener Hand Physkon („Bierbauch“) nannte. Er tötete seinen leiblichen Sohn und Widersacher und schickte ihn zerstückelt an seine Mutter Kleopatra II. Zuvor verführte und heiratete er aber noch ihre Tochter (seine Stieftochter und Nichte) Kleopatra III.

Der Name war bei den Ptolemäern nicht Programm

Ironischerweise legten sich die Ptolemäer Titulaturen wie Philadelphos („Bruder/Schwester liebend“), Philopator („Vaterliebend“) und Philometer („Mutterliebend“) zu. Um ihre gute Einstellung zum Volk zu zeigen, hatten manche Beinamen wie Euergetes („Wohltäter“), Soter („Retter“), Epiphanes („Gott erscheinend“) oder Philopatris („Vaterland liebend“).

Heirat unter Geschwistern

Geheiratet wurden stets die Schwestern, so wie Ptolemaios II. Philadelphos es eingeführt hatte. Gestört hat das niemanden, denn diese Sitte war auch schon bei den ägyptischen Pharaonen bekannt. Vielleicht nahmen sie auch die mythologische Geschwisterehe von Isis und Osiris oder von den griechischen Göttern Zeus und Hera zum Vorbild. Immerhin behaupteten die Ptolemäer, vom Göttervater Zeus selbst abzustammen.

Ptolemaios VII mit Arsinoe
Einer von Kleopatras Vorfahren der sich, wie alle anderen Prolemäer, trotz seiner griechischen Herkunft im pharaonischen Stil abbilden ließ.
Tempel von Deir el-Medina
Ptolemäerzeit

Reich und Einfluss der Ptolemäer

Man huldigte auch weiterhin den ägyptischen Göttern und baute ihnen zu Ehren Tempel im pharaonischen Stil mit griechischen Einflüssen. Ägyptisch lernte, außer der hier vorgestellten Kleopatra, keiner von ihnen.
Zum Reich der Ptolemäer gehörten, neben Zypern und Kyrene, auch Teile von Syrien, die aber nach dem 5. Syrienkrieg verloren waren. Als Gouverneur der Gebiete wurde immer die nahe Verwandtschaft, meistens die ehelichen oder unehelichen Söhne, eingesetzt.

Beim Volk unbeliebt

Das Volk zeigte sich nach der anfänglichen Freude über die Befreiung von den Persern allerdings nicht gerade angetan von den griechischen Herrschern, was sie in Revolten und Aufständen zum Ausdruck brachten. Zudem standen sie noch unter den Fittichen Roms und mussten ständig mit der Angst leben, von der Übermacht erobert zu werden.

Kleopatras Familie

Kleopatra kam um das Jahr 69 v Chr. zur Welt. Wir haben bisher noch keine Hinweise gefunden, wer ihre Mutter war. Eventuell könnte ihr Vater nach dem Tod seiner ersten Frau eine ägyptische Frau geheiratet haben. Zumindest könnte das erklären, warum sie als einzige der Ptolemäer fließend Ägyptisch sprach.

Ihr Vater – der „Flötenspieler“

Kleopatras Vater Ptolemaios XII., der vom Volk wegen seiner Vorliebe für Musik, den Beinamen „der Flötenspieler“ erhielt, kam 80 v. Chr. an die Macht. Sein Vorgänger Ptolemaios XI. Alexander II. wurde zuvor von einem wütenden Mob umgebracht, da er die beim Volk beliebte Mitregentin Kleopatra Berenike III. getötet hatte.

Die Römer im Nacken

Ptolemaios XII. hatte die Römer ständig im Nacken, denn ein Testament von einem seiner Vorgänger soll angeblich Rom als seinen Nachfolger benannt haben. Während Rom eine ganz Zeit lang mit innerpolitischem Machtgeplänkel zu kämpfen hatte, konnte Ptolemaios XII. seinen Thron bald nur noch mit jeder Menge Bestechungsgelder an den Senat Roms sichern. 6000 Talente überzeugten schließlich die Machthaber Gaius Julius Caesar und Gnaeus Pompeius Magnus (zum Vergleich: der zu dieser Zeit reichste Mann Roms, Marcus Linius Crassus, soll 7000 Talente besessen haben). Ptolemaios XII. war nun „Freund und Verbündeter Roms“

Doch leider hörten die Probleme für ihn damit nicht auf. Die Römer nahmen die damals zu Ägypten gehörige Insel Zypern gewaltsam in ihre Hand. Ptolemaios wagte nicht, dagegen zu protestieren, was den Unmut des Volkes erregte. Auch die hohen Steuergelder (irgendwer musste ja für die Bestechungsgelder an Rom aufkommen) und die ständige Angst vor Roms Machthunger trugen nicht gerade zu einer guten Stimmung unter den Bürgern Ägyptens bei.

Ptolemaios flieht nach Rom

Von den einflussreichen Personen am Hofe Ägyptens wurde Ptolemaios XII. schließlich gezwungen, zu flüchten. Er fand in Pompeius‘ Villa in Rom Unterschlupf. Während seiner Abwesenheit regierten seine Frau Kleopatra VI. (starb 57 v. Chr.) und seine Tochter Kleopatra Berenike das Land, bis er 55 v. Chr. zurückkehrte.

Dies verdankte er nur der Unterstützung Roms und seinen einflussreichen römischen Geldgebern. Ihnen war wahrscheinlich klar, dass sie ihr geliehenes Geld – die gigantische Summe von 17,5 Millionen Dinaren – wahrscheinlich nie wieder sehen würden, wenn nicht ihr Schuldner auf den Thron Ägyptens säße. Einer von ihnen, ein gewisser Gaius Rabirius Postumus wurde sogar der Finanzminister Ägyptens.

Krieg um den Thron

Ptolemaios‘ Tochter Berenike hatte jedoch Gefallen an der Macht gefunden und weigerte sich standhaft, den Thron zu räumen. Ptolemaios konnte nur durch zwei Schlachten, mit tatkräftiger Unterstützung von Pompeius und eines römischen Heeres unter der Leitung von Marcus Antonius (sowie weiteren Bestechungsgeldern), seine Ansprüche wieder geltend machen. Seine Tochter ließ er – ganz in der Tradition seiner Vorfahren – wegen ihrer Aufmüpfigkeit töten. Ein Teil der römischen Truppen blieb in Alexandria zurück.

Ptolemaios Testament

Als Nachfolger setzte Ptolemaios im Testament seinen 10-jährigen Sohn Ptolemaios XIII. und seine Tochter Kleopatra VII. Philopator (und dies ist die berühmt gewordene Kleopatra) fest, die auch schon in seinem letzten Regierungsjahr Mitregentin war. Die beiden Geschwister mussten heiraten und sahen ein katastrophales Ägypten vor sich. Durch die hohen Abgaben an Rom, die dank Ptolemaios’ immenser Bestechungsgelder die Staatskasse belasteten, litt das Volk an großen Hungersnöten, die Leute flohen vom Land in die Stadt und die Kriminalität hatte erschreckende Ausmaße angenommen.

Kleopatras Schönheit – Ein Mythos?

War Kleopatra wirklich so eine Schönheit, wie es uns besonders durch die Hollywood-Verfilmungen immer weis gemacht wurde? Natürlich liegt diese Vermutung sehr nahe, schließlich hat sie ja die zwei mächtigsten Männer Roms betört.

Kleopatra
Büste der Kleopatra
40 – 30 v. Chr.
Vatikanisches Museum

Wenn man nach ihren Bildnissen geht, scheint Kleopatra aber keine Schönheit gewesen zu sein. Besonders ihre kräftige Nase sticht auf jedem Bild hervor. Natürlich muss das Aussehen auf solchen Bildnissen nicht der Wirklichkeit entsprochen haben. Das Schönheitsideal war auch nicht über die Jahrtausende hinweg gleich.

„Gar nicht so unvergleichlich“

Der Historiker Plutarch schrieb über ihr Aussehen, dass sie „gar nicht so unvergleichlich war und von der Art, dass sie beim ersten Anblick berückte.“ Der griechische Schriftsteller musste sich auf andere Aussagen verlassen, denn er lebte erst 76 Jahre nach ihrem Tod.

Eine intelligente und ehrgeizige Frau

Wie dem auch sei: Alle Historiker sind sich darüber einig, dass Kleopatra eine sehr intelligente und ehrgeizige Frau mit einer starken Ausstrahlung gewesen sein muss. Auch Plutarch schrieb weiter: „aber im Umgang hatte sie einen unwiderstehlichen Reiz, und ihre Gestalt, verbunden mit der gewinnenden Art ihrer Unterhaltung und der sie umspielenden Anmut, hinterließ ihren Stachel“.

Wie die letzte ägyptische Königin nun wirklich aussah, wird wohl schwer zu rekonstruieren sein. Aber in den Köpfen der Menschen wird sie auch weiterhin das sein, was sie auf etlichen Gemälden und in zahlreichen Filmen ist: eine betörende Schönheit.

Caesar und Kleopatra – Eine Legende beginnt

Die erste Zeit hielt die 18-jährige Kleopatra ihren 8 Jahre jüngeren Bruder Ptolemaios XIII erfolgreich aus den Regierungsgeschäften heraus. Doch an der Seite ihres Bruders stand der ehrgeizige und skrupellose Eunuch Pothinos, der es 49 v. Chr. schaffte, Kleopatra aus dem Palast zu vertreiben.

Julius Caesar
Büste von Julius Caesar
45 – 44 v. Chr.
Museo di Antichita Turin

Caesar in Ägypten – Die Ermordung Pompeius

In fernen Rom war Caesar der mächtigste Mann im Staat. Sein ehemaliger Verbündeter Pompeius war mittlerweile sein größter Widersacher. Nach langem Machtgeplänkel siegte schließlich Caesar und verfolgte Pompeius bis nach Alexandria, wo er beim minderjährigen Ptolemaios XIII. um der Freundschaft seines Vaters Willen, Unterschlupf suchte. Die Ägypter fanden aber, dass Caesar den mächtigeren Verbündeten abgab, lockten Pompeius in einen Hinterhalt, ermordeten ihn und übergaben Caesar seinen Kopf. Caesar verbarg seinen Unmut darüber, dass sich die Ägypter in die Staatsangelegenheiten Roms einmischten und ließ sich in Alexandria nieder.

Kleopatras List – Die Geschichte vom Teppich

Kleopatra witterte ihre Chance. Mittlerweile hatte sie ein Heer aus arabischen Söldern zusammengezogen und wartete auf die Armee ihres Bruders. Im Kampf um den Thron erhoffte sich Kleopatra bei Caesar Hilfe. Dieser war inzwischen im Palast von Alexandria, um eine vermittelnde Rolle zwischen Kleopatra und ihrem Bruder einzunehmen. Deren verstorbener Vater soll Rom darum gebeten haben, seinen letzten Willen bezüglich seiner Nachfolgeregelung durchzusetzen.

Erzählungen zufolge soll Kleopatra in einen als Geschenk überreichten Teppich eingerollt haben und so unentdeckt zu Caesar gelangt sein. Dieser war von der List so beeindruckt und amüsiert, dass er für sie Partei ergriff und ihr wieder den Thron neben ihrem Bruder zuwies. Ihr anderer Bruder Ptolemaios XIV. und ihre Schwester Arsinoe sollten weit weg von Alexandria in Zypern regieren und so ging diese Insel nach 10 Jahren wieder zurück an die Ptolemäer, was in Rom natürlich für Empörung sorgte. Doch viel mehr gärte es in Alexandria.

Caesar in Gefahr – Der Aufstand der Alexandriner

Die Einmischung der Römer und Caesars offensichtliche Absicht, die horrenden Schulden des verstorbenen Ptolemaios XII einzutreiben, gefiel den Alexandrinern gar nicht. Kleopatras Bruder sah sich durch die Gunst, die Caesar seiner Schwester schenkte, auf der Verliererstraße. Und so zettelte er zusammen mit Pothinus und seinem General Achillas einen Aufstand an, der im „Alexandrinischen Krieg“ endete.

Der Brand von Alexandria

Caesar sah sich einer fünffachen Überzahl gegenüber. Doch er nahm den Aufrührer Ptolemaios XIII. als Geisel und schaffte es trotz der Übermacht der Ägypter, Teile der Stadt Alexandrias unter seiner Kontrolle zu halten. Im Hafen steckte er Schiffe in Brand, aber das Feuer geriet außer Kontrolle und mehrere tausend in der Hafenanlage gestapelte Bücher fielen den Flammen zum Opfer (mittlerweile ist man von der Theorie abgewichen, dass die Bibliothek von Alexandria verbrannte).

Arsinoe – Kleopatras Schwester will den Thron

Kleopatras Schwester Arsinoe wollte nicht nach Zypern. Der Thron Ägyptens schien ihr ein viel lohnenswerteres Ziel zu sein und so verbündete sich Arsinoe mit General Achillas, den sie erfolgreich von ihren Thronansprüchen überzeugte. Doch das Volk hatte keine Sympathie für Arsinoe übrig und verlangte zudem die Freilassung seines Königs. Caesar ließ Ptolemaios aus umstrittenen Gründen tatsächlich frei. Vielleicht erhoffte er sich, dass Ptolemaios und Arsinoe, die ja ebenfalls ihren Anspruch auf den Thron geltend machte, das Lager der Ägypter tief spaltete. Die Freilassung entpuppte sich aber als Fehler, denn der Widerstand der Ägypter hielt unverändert an.

Rettung kam schließlich  aus Kleinasien. Der Feldherr Mithridates von Pergamon eilte Caesar mit seinem Truppen zu Hilfe und gewann 47 v. Chr. den Krieg.

Kleopatra am Ziel – Herrscherin über Ägypten

Ptolemaios ertrank bei der Entscheidungsschlacht im Nil. Sein Berater Pothinos wurde von Caesar hingerichtet. Sein Feldherr Achilles wurde nach einer Meinungsverschiedenheit mit Arsinoe von ihr aus dem Weg geräumt. Caesar schleppte sie mit nach Rom, wo sie in einem Triumphzug vorgeführt wurde. Doch das Volk Roms empfand Mitleid mit ihr und daher ließ Caesar Arsinoe nicht töten sondern verbannte sie nach Griechenland.

Nicht nur Liebe, sondern auch politisches Kalkül

Doch zuvor setzte Caesar noch Kleopatra auf Ägyptens Thron und sie machten ihre berühmte Lustfahrt auf dem Nil. Caesar machte seine Geliebte sicher nicht nicht nur aus reiner Liebe zur Königin Ägyptens. Es war vielmehr politisches Kalkül. Denn jede ausländische Provinz hatte einen eigenen Statthalter. Und wem in Rom konnte er dieses Land anvertrauen? Er hatte noch zu viele Feinde und in Ägypten, das reich an Gold und Korn war, könnten sich diese leicht zusammenrotten und gegen ihn zu Felde ziehen.

Außerdem konnte er Aufstände der Alexandriner gegen das verhasste Rom zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht gebrauchen. Also regierte von nun an eine Königin Ägypten, zusammen mit ihrem 12-jährigen Brudergemahl Ptolemaios XIV. Zu ihrem Schutz (und wahrscheinlich auch zu ihrer Beobachtung) ließ Caesar römische Truppen zurück und reiste 47 v. Chr. wieder nach Rom.

Caesarion

Kleopatra war zu dieser Zeit im 7. Monat schwanger von ihm. Am 23. Juni 47 erblickte Ptolemaios XV. Caesar das Licht der Welt. Die Bevölkerung nannte ihn liebevoll Caesarion (kleiner Caesar).

Kleopatra in Rom und die Ermordung Caesars

Kleopatra folgte ihrem Geliebten nach Rom, um Caesar weiter an sich zu binden. Die Bürger Roms waren schockiert, konnten aber ihr Interesse an der „Orientalin“, nicht verbergen.

Caesars Testament

Kleopatra erreichte ihr Ziel nicht. Caesar setzte ein Testament auf, in dem er Caesarion und seine Mutter nicht berücksichtigte und machte seinen Adoptivsohn Octavian zu seinem Haupterben. In den Iden des März (15.3.) 44 v. Chr. wurde Caesar, der sich am Ende seines Lebens mit Titeln, z.B. „Diktator auf Lebenszeit“, überhäufen ließ und den Senat anfeindete, durch Senatsmitglieder ermordet. Kleopatra flüchtete mit ihrem Sohn zurück nach Ägypten.

Caesarion wird zum Mitregenten

Kurze Zeit später räumte Kleopatra ihren Bruder und Mann Ptolemaios XIV. aus dem Weg. Sie war nun alleinige Herrscherin über Ägypten. Doch weil die Tradition der ägyptischen Könige einen männlichen Gegenpart verlangte, ernannte sie ihren Sohn Caesarion im Alter von 3 Jahren offiziell zu ihrem Mitregenten.

Kleopatra und Caesarion
Schon im Alter von drei Jahren ernannte Kleopatra ihren Sohn Ptolemaios XV. Caesar (Caesarion) zu ihrem Mitregenten. Auf der Außenfassade des Tempels von Dendera ließ sich sich zusammen mit ihrem Sohn abbilden. Mutter und Sohn (links) stehen opfernd vor den Göttern (kleiner) Harsomtus, Isis, Harsomtus (und nicht mehr im Bild: Osiris, Horus und Isis)
Tempel von Dendera
Ptolemäerzeit

Marcus Antonius – Kleopatras große Liebe

Nach Caesars Tod schloss sich sein Erbe Octavian mit zwei Konsuln, Marcus Antonius und Marcus Aemilius Lepidus, zu einem Triumvirat zusammen. Caesars Politik sollte weiterverfolgt und seine Mörder gestellt werden.

Antonius hatte Karriere in Caesars Armee gemacht und hatte immer tatkräftig unterstützt. Kurz vor Caesars Tod bekleidete er mit ihm zusammen das Konsulat, das höchste Amt Roms. Antonius hatte es wegen seiner lockeren und manchmal auch spitzbübischen Art im Volk zu einiger Beliebtheit gebracht.

Das Triumvirat

Nachdem nun die Caesarmörder gestellt waren, teilten die drei Männer das Römische Reich in drei Teile. Antonius übernahm die Organisation des Ostens. Was Caesar angefangen hatte, wollte Antonius nun zu Ende führen. Er nahm seine Soldaten und reiste mit dem Schiff nach Syrien, um von dort aus gegen Parther (Volk im heutigen Iran) zu Felde zu ziehen.

Kleopatra sucht neue Verbündete

Kleopatra musste sich nach dem Tod Caesars neue Verbündete in Rom suchen. Zu groß war die Gefahr, dass die Römer Ägypten nun annektieren und sie ihre Macht verlieren würde. So reiste sie 41 v. Chr. in der Absicht, den als Frauenheld bekannten Antonius für sich zu gewinnen, an die Südküste Kleinasiens, nach Tarsos.

Die Verführung – Das Prunkschiff Kleopatras

Auf ihrem legendären Prunkschiff lud Kleopatra Antonius zu einem großartigen Festmahl ein. Der Römer war von der Pracht, die sich ihm bot, geblendet. Doch Kleopatra lächelte nur und machte ihm alles zum Geschenk. Am darauffolgenden Tag kam Antonius mit seinem Gefolge erneut zu einem Festmahl, das noch größer und prächtiger war als das erste. Alles was sie sahen, das Tafelgeschirr, die Teppiche und Regale und sogar die Sofas auf denen sie gesessen hatten, durften sie behalten. Und mit jedem Tag übertraf sich die Königin selbst. Sie soll sogar ihre größte und schönste Perle in einem Becher Wein aufgelöst haben. So schaffte sie es erneut, den mächtigsten Mann Roms zu betören.

Politisches Kalkül oder echte Liebe?

Obwohl sich die beiden sicher geliebt haben, gab es durchaus auch ein politisches Interesse an ihrer Beziehung. Kleopatra brauchte Schutz und Macht. Antonius die ägyptischen Vorräte von Gold und Getreide für sein Heer. Trotzdem schien die Liebe der 28-jährigen und des 42-jährigen im Vordergrund zu stehen, wie Berichte erzählen. Im Jahre 40 v. Chr. kamen die beiden Zwillinge Alexander Helios und Kleopatra Selene zur Welt.

Kleopatras Kinder

In Rom war man empört über die Verbindung mit der „Orientalin“, doch Antonius‘ Treue gehörte zu diesem Zeitpunkt noch seinem Vaterland. Um die Verbindung mit Octavian zu bestärken, heiratete Antonius 37 v. Chr. dessen Schwester Octavia. Zwei Töchter, beide mit dem Namen Antonia, gingen aus der Ehe hervor (einfallsreiche Namensgebungen sowohl auf römischer als auch auf ägyptischer Seite). Aber er kehrte recht bald zu Kleopatra zurück und nahm sie 36 v. Chr. zur Frau. Ihr drittes Kind trug den Namen Ptolemaios Philadelphos.

Arsinoes Tod

Kleopatra hatte großen Einfluss auf Antonius und überredete ihn, ihre Schwester Arsinoe in Griechenland zu töten. 34 v. Chr. ernannte er Caesarion zum „König der Könige“ und Kleopatra zur „Königin der Könige“.

In Rom gärt es

Doch leider währte ihr Glück nicht lange, denn Antonius‘ Liebe zu Kleopatra wurde in Rom mit großer Skepsis verfolgt. Einem römischen Bürger war es untersagt, eine Ausländerin zu heiraten und außerdem war er noch mit Octavia verheiratet und Bigamie war im alten Rom verboten.

Octavians Propaganda

Octavian wollte Antonius mittlerweile nur noch loswerden, um seine Macht mit niemandem mehr teilen zu müssen.

Doch es gab noch viele Fürsprecher für den genialen und bei vielen Römern beliebten Feldherrn Antonius. So mancher einflussreiche Bürger hielt Octavian abschätzig seine geringe Abstammung und sein schwächliches Äußeres vor. Octavian wagte es daher nicht, direkt gegen Antonius zu sprechen, geschweige denn, gegen ihn in den Krieg zu ziehen, denn er fürchtete einen schlimmen Bürgerkrieg, wie Rom ihn in den letzten Jahrzehnten so oft ertragen musste. So hieß sein Opfer Kleopatra und er stachelte das Misstrauen gegenüber der ägyptischen Königin (und somit indirekt auch gegen ihren Mann) weiter an. Er ließ Geschichten verbreiten, sie hätte Antonius verhext und plane einen griechisch-asiatischen Feldzug gegen Rom.

Ein pikantes Testament

Doch als Antonius damit anfing, östliche Länder Roms an Kleopatra und ihre gemeinsamen Kindern zu verschenken und sich dann noch von seiner sehr beliebten römischen Frau Octavia scheiden ließ, brachte er das Fass zum Überlaufen.

Octavian nutzte die Chance, auch noch seine letzten Sympathisanten zu vergraulen und zwang die Vestalinnen (Priesterinnen), das angebliche Testament Antonius‘ herauszurücken. Ein Sakrileg! Doch was die Römer dort zu lesen bekamen, ließ den Frevel Octavians in den Hintergrund rücken. Octavian ließ vor dem gesammelten Volk verkünden, Antonius hätte seinen Kindern Teile des römischen Reiches vererbt, Caesarion als Sohn Caesars legitimiert und wünsche, statt in seiner Heimat Rom, in Ägypten neben seiner Königin bestattet zu werden. Das war zu viel!

Es war nun offensichtlich, dass Antonius den Bezug zu Rom komplett verloren hatte. Der Senat enthob Antonius all seiner Ämter. Doch Octavian blieb seiner Linie treu und hütete sich davor, einen Bürger Roms öffentlich anzufeinden. Schließlich erklärte man Kleopatra zur Staatsfeindin Nummer 1 und erklärte ihr den Krieg. Somit war auch Antonius‘ Untergang besiegelt.

Die Schlacht bei Actium – Der letzte Kampf

Am 2. September 31 v. Chr. kam es in Actium im Nordwesten Griechenlands zur entscheidenden Seeschlacht.

Kleopatras und Antonius‘ Flotte war nach einer Seuchen- und Malariaplage sowie etlichen Deserteuren, die auf die Seite Octavians herüberliefen, nur noch ein Schatten ihrer selbst. 230 römisch-ägyptische Schiffe mit stark dezimierter Mannschaft standen Octavians Flotte mit 400 Kriegsschiffen gegenüber. Was dann passierte, ist bis heute ungeklärt.

Verrat?

Ließ Kleopatra ihren Gemahl im Stich und floh mit ihrer Flotte gen Ägypten? Heute hat sich die Theorie durchgesetzt, dass Antonius ihr durch eine taktische Meisterleistung die Flucht ermöglicht hat: Er ließ seine Schiffe zusätzlich mit Segeln bestücken, was für Kriegsschiffe der damaligen Zeit völlig unüblich war. Als die Schlacht begann, hielt er Octavians Flotte mit Katapulten von sich fern. Antonius wusste, dass sich der Wind in der Bucht von Actium um die Mittagszeit drehte.

Kleopatras Flucht

Als der Zeitpunkt gekommen war, hisste Kleopatras Flotte ihre Segel und bahnte sich blitzschnell ihre Linie durch eine Lücke, die Antonius ihr freigemacht hatte. Nachdem Antonius seine Kleopatra in Sicherheit wusste, floh er ebenfalls. Zurück blieb ein völlig perplexer Octavian, der weder die beiden Geliebten noch die prallgefüllte Staatskasse der beiden in die Finger bekommen konnte.

Doch Octavians Propagandamaschine erklärte ihn als klaren Sieger. Und so sollte es letztendlich auch kommen.

Antonius‘ Selbstmord

Am 1. August 30 v. Chr. nahm Octavian Alexandria ein. Als Antonius vom angeblichen Tod Kleopatras hörte, stürzte er sich in sein Schwert. Er überlebte schwerverletzt und als er vernahm, dass Kleopatra doch noch lebte, ließ er sich in ihr Mausoleum bringen, wo sie sich verschanzt hatte. Er starb letztendlich in ihren Armen.

Kleopatras Tod

„(…) Sie blickt hinüber zum verlassenen Palast. Lächelnd, mit ruhiger Hand ergreift sie die bösen Vipern, bis tödliches Gift ihr in die Adern dringt.
Dann stirbt sie todesmutig, mutiger denn je,
zu stolz, um im Triumph davongeführt zu werden;
entthront, begleitet von den Schiffen Octavians.
Kleopatra war dazu nicht bereit.“
Horaz, Oden, I, 21 ff
nach Michael Grant: Kleopatra, S. 315

Kleopatra wurde in ihrem Mausoleum gefangen genommen und als gebrochene Frau vor Octavian geschleppt. Sie durfte aber sogar noch ein großes Begräbnis für ihren Gemahl Antonius ausrichten. Um der Schmach zu entgehen, in einem Triumphzug an Ketten durch Rom gezogen zu werden, tötete sie sich am 12. August 30 v. Chr. im Alter von 39 Jahren der Sage nach mit einer Giftschlange – dem ägyptischen Herrschaftssymbol.

Der Biss der Kobra?

Kleopatras Tod durch den Biss einer Kobra an ihrem Busen ist über Jahrtausende hinweg gemalt, beschrieben und letztendlich auch verfilmt worden. Doch die heutige Forschung weicht von dieser Theorie immer weiter ab. Zu grausam ist der Tod, der sich, begleitet von Erbrechen, Seh- und Sprachstörungen, Atem- und Schluckbeschwerden sowie Angst- und Panikattacken, über mehrere Stunden hinzieht. Die Lähmungserscheinungen des Körpers werden bei vollem Bewusstsein immer schlimmer, bis man schließlich durch Sauerstoffmangel das Bewusstsein verliert und stirbt.

Kleopatra war sehr belesen und gebildet. Sie wird mit Sicherheit gewusst haben, wie grausam ein Tod durch den Biss einer Kobra sein kann. Viel wahrscheinlicher ist die Theorie, dass sie durch einen Giftcocktail starb. Die Ägypter kannten wirkungsvolle Pflanzen, die zusammengemischt einen gnädigen und schnellen Tod bereiteten. Ihr Leibarzt Olympos könnte das Gerücht in die Welt gesetzt haben, seine Königin wäre durch den Biss einer göttlichen Kobra getötet worden – ein theatralischer Abgang für die letzte Königin Ägyptens.

Selbst bei Octavian rief der von ihr gewählte Tod Bewunderung hervor. Sogar der Schriftsteller Horaz, der für Kleopatra vorher nur bösartige Worte über ihre Machtgier und ihren Ehrgeiz übrig hatte, zollte der Königin hierfür Tribut (siehe oben).

Kleopatras Grab
Aufsehen erregte eine Meldung von 2009. Kleopatras Grab stände im Tempel von Taposiris Magna, in der Nähe von Alexandria, kurz vor seiner Entdeckung. Die Suche dort dauert jedoch über 10 Jahre später immer noch an.

Das Schicksal von Kleopatras Kindern

Octavian bewies dem ägyptischen Volk seinen Großmut und ließ Kleopatra in allen Ehren neben ihrem Gemahl Antonius in ihrem Mausoleum bestatten. Octavian ließ es sich aber nicht nehmen, ihre Kinder in einem opulenten Triumphzug dem Volk zur Schau zu stellen. Seine Schwester und Antonius‘ ehemalige Gemahlin Octavia zog die drei Kinder danach groß.

Bei Caesarion, den Sohn von Caesar und Kleopatra, ließ er keine Milde walten und tötete ihn bei seiner Flucht aus Alexandria.

Kleopatra Selene wurde 20 v. Chr. mit Juba II. von Mauretanien verheiratet. Das Schicksal der beiden Brüder ist unbekannt. Wahrscheinlich folgten sie ihrer Schwester nach Mauretanien.

Das Ende des pharaonischen Ägyptens

Mit ihrem Freitod besiegelte Kleopatra nicht nur ihr eigenes Schicksal sondern auch das Ende des pharaonischen Ägyptens. Das Land am Nil war nun eine römische Provinz, die dem Kaiser unterstand und durch einen von ihm entsandten Statthalter (Präfekten) geführt wurde.

Octavian änderte seinen Namen 27 v. Chr. in Augustus und ging als erster römischer Kaiser in die Geschichte (und in die Bibel) ein. Über drei Jahrhunderte blieb Ägypten die Kornkammer des römischen Reiches, bis es 395 n. Chr. Teil des Oströmischen Reiches wurde und die christliche Religion die ägyptische nach und nach verdrängte.

Was wäre ohne Kleopatra gewesen?

Kleopatra ist in den Köpfen vieler Menschen die große Verführerin, die durch ihre Machtgier und Skrupellosigkeit Ägypten dem Untergang geweiht hat. Das Land am Nil hatte seine Glanzzeit durch zu viele Unruhen und Fremdherrscher auf Ägyptens Thron aber schon lange hinter sich. Kleopatra hat für ihr Land viel riskiert, sie wollte es im alten Glanz und in alter Stärke erblühen lassen. Rom war eine Weltmacht und wenn dein Feind zu stark ist, verbünde dich lieber mit ihm, so mag die Königin gedacht haben. Letztendlich hat sie zu hoch gepokert und alles verloren: ihren Mann, ihren Sohn, ihr Leben und Ägyptens Unabhängigkeit.

Octavian hätte auch so Ägypten erobert

Octavians Macht war gefestigt und seine Herrschaft ging als das „goldene Zeitalter“ in die Geschichte ein. Wo Julius Caesar aufgrund seiner unsicheren Machtposition noch zögerte, wäre es nun auch mit einer passiv gebliebenen Kleopatra ein Leichtes für Octavian gewesen, das von skrupellosen Herrschern und inneren Aufständen geschwächte Land für Rom einzuverleiben.

Was wäre wenn Kleopatra antonius nicht verführt hätte?

Doch wäre Octavian auch dann an die Macht gekommen, wenn Kleopatra Antonius nicht verführt hätte, was ihm in Rom ja viele Feinde beschert hatte? Octavian hätte sicherlich auch so Mittel und Wege gefunden, Rom alleine zu beherrschen, denn die Staatsform der Republik, mit einem Senat und zwei Konsuln an der Spitze, war schon mit Julius Caesars Ausrufung zum Diktator auf Lebenszeit so gut wie tot. Und wenn nicht Octavian, dann hätte ein anderer Römer die alleinige Macht an sich gerissen.

Ägyptens Untergang wäre auch ohne Kleopatra nur aufgeschoben gewesen.