Isis – „Herrscherin im Himmel, Königin auf Erden“

Die Göttin Isis war eine der mächtigsten Gottheiten im alten Ägypten. Isis meistert in den Mythen der alten Ägypter jede Situation, mag sie zuerst noch so hoffnungslos erscheinen. Das macht sie zur Identifikationsfigur und Hoffnungsträgerin der Menschen damals (wie heute) und ist vielleicht auch das Geheimnis ihres Erfolges.

Isis im Osiris-Mythos

Wir kennen sie vor allem aus dem Osiris-Mythos als starke Ehefrau und treusorgende Mutter. Ihrem Bruder und Gatten Osiris schenkt sie nach seinem Tod neues Leben und ihren gemeinsamen Sohn Horus beschützt sie vor der Verfolgung seines Onkels Seth.

Isis mit Kuhgehörn und Sonnenscheibe. Auf ihrem Schoß sitzt der kleine Sethos I. Tempel von Abydos Neues Reich, 19. Dynastie
Isis mit Kuhgehörn und Sonnenscheibe. Auf ihrem Schoß sitzt der kleine Sethos I.
Tempel von Abydos
Neues Reich, 19. Dynastie

Isis – „Die Zauberreiche“

Die Magie spielte in den Mythen um Isis eine wichtige Rolle und nur wegen ihrer magischen Fähigkeiten konnte sie Osiris zu neuem Leben erwecken und Horus vor bösen Mächten beschützen.

Darstellung eines Tjit-Knoten Grab des Pay und Raia in Sakkara Neues Reich, 18. Dynastie
Darstellung eines Tjit-Knoten
Grab des Pay und Raia
in Sakkara
Neues Reich, 18. Dynastie

Res geheimer Name

In einem anderen Mythos spielt die Magie der Göttin ebenfalls eine große Rolle. Um Re seinen geheimen Namen zu entlocken, erschafft Isis eine magische Schlange. Als Re von der Schlange gebissen wird, bittet er Isis um Hilfe. Doch sie will ihn erst heilen, wenn er sein Geheimnis verrät. Re knickt schließlich ein und nennt Isis seinen geheimen Namen und verleiht ihr dadurch noch mehr Weisheit und Macht.

Die Schutzgöttin

Ärzte beschworen die Göttin bei ihren Behandlungen. Mütter erflehten von Isis Schutz für ihre Söhne. Männer rezitierten Liebeszauber und erhofften sich dadurch, die Angebetete würde ihn so lieben, wie Isis ihren Mann Osiris.

Den Tjit-Knoten verehrten die Menschen als Symbol der Göttin Isis und in den Mumien des Neuen Reiches fand man oft diesen so genannten Isisknoten zwischen den Mumienbinden.

Während Anubis den toten Körper von Osiris einbalsamiert, knien die Göttinen Isis (links) und ihre Schwester Nephthys vor seiner Totenbahre. Ihre Hände sind auf dem Schen-Ring - ein Zeichen für Ewigkeit - gelegt. Grab des Maya Neues Reich, 18. Dynastie
Während Anubis den toten Körper von Osiris einbalsamiert, knien die Göttinen Isis (links) und ihre Schwester Nephthys vor seiner Totenbahre. Ihre Hände sind auf dem Schen-Ring – ein Zeichen für Ewigkeit – gelegt.
Grab des Maya
Neues Reich, 18. Dynastie

Göttin im Totenkult

Die trauernde Isis, die zusammen mit ihrer Schwester Nephthys, ihren verstorbenen Gatten Osiris beweint, ist ein typischen Bild auf Tempelwänden und in Gräbern.

Isis fliegt in ihrer Form als Gabelweihe (Rotmilan) über den Körper von Osiris Tempel von Abydos Neues Reich, 19. Dynastie
Isis fliegt in ihrer Form als Gabelweihe (Rotmilan) über den Körper von Osiris
Tempel von Abydos
Neues Reich, 19. Dynastie

Die Gabelweihe

Manchmal wird Isis auch als Gabelweihe abgebildet, die über den toten Körper des Osiris fliegt. Dieser Vogel ist für seinen besonders schrillen Schrei bekannt und könnte die Ägypter an das Klagen von Frauen erinnert haben. Außerdem ist die Gabelweihe ein Aasfresser, der die Nähe der Toten sucht und Isis soll sich in Gestalt dieses Vogels auf der Suche nach ihren Gemahl gemacht haben.

Die Göttin Isis schützt mit ihren Flügeln ihren Gemahl Osiris Tempel von Philae Griechisch-römische Zeit
Die Göttin Isis schützt mit ihren Flügeln ihren Gemahl Osiris
Tempel von Philae
Griechisch-römische Zeit

Begleiterin der Toten

In ihrer Rolle als fürsorgliche Mutter wird Isis auch im Totenkult verehrt. Sie beschützt und begleitet den Verstorbenen in das Totenreich. In den Pyramidentexten sorgt sie sich um den Verstorbenen, wie sie es für ihren Sohn Horus tat.

Die geflügelte Isis

Auf Sarkophagen sehen wir Isis, wie sie schützend ihre geflügelten Arme ausbreitet und den Toten damit lebensspendende Luft zufächert. Sie beschützt zusammen mit Amset und anderen Göttern die Eingeweide des Verstorbenen

Himmelsgöttin

Isis galt wie die Göttin Hathor als „Auge des Re“. Während Osiris mit dem Sternbild Orion gleichgesetzt wurde, war Isis das Sternbild Sirius

“Hafengöttin“

In Alexandria erhielt sie den Beinamen Pharia und galt als Beschützerin der Seefahrer. Nach überstandener Seefahrt opferten die Seefahrer ein Abbild der Göttin im Tempel.

Darstellung

Die Göttin Isis wird in Menschengestalt als Frau dargestellt. Auf ihrem Kopf trägt sie einen Thron – die Hieroglyphe ihres Namens.

Auf vielen Darstellungen besteht ihr Kopfschmuck auch aus einem Kuhgehörn mit Sonnenscheibe.

Isis kann in verschiedenen Tiergestalten gezeigt werden, wie Skorpion, Gazelle, Sau, als Vogel oder als Rind.

Im Grab Thutmosis III. sieht man sie als Baumgöttin, aus deren Brust der Pharao die göttliche Milch trinkt.

Der Name Isis

Der Name Isis bedeutet „Sitz“ oder „Thron“. Sie verkörperte vielleicht ursprünglich die Macht des königlichen Thrones

Isis in Hieroglyphen

Isis in Hieroglyphen

Weitere Namensformen

Aset

Erste Erwähnung des Namens

In den Pyramidentexten wurde sie als Beschützerin des Pharaos angebetet

Familie

Ihre Eltern waren der Luftgott Schu und die Himmelsgöttin Nut. Ihre Geschwister Seth, Nephthys, Haroeris und Osiris, der gleichzeitig auch ihr Gemahl war.

In griechischer Zeit galt sie als Gemahlin des griechischen Gottes Serapis (der mit Osiris gleichgesetzt wurde).

Verbindungen mit anderen Göttern

Am offensichtlichsten ist Isis Verbindung mit der Göttin Hathor, von der sie ihre Kopfembleme Sonnenscheibe und Kuhgehörn übernommen hat.

Auch mit der Erntegöttin Thermutis (Renenutet) wurde sie in der Spätzeit gleichgesetzt und übernahm ihre Attribute als Naturgöttin und mütterliche Feldgöttin.

Andere Verbindungen gab es mit Bastet, Astarte und Nut. Zahlreiche andere Verbindungen mit ägyptischen wie auch griechischen Göttern bezeugen die Wichtigkeit der Göttin.

Orte/Zeiten der Verehrung

Über die Grenzen Ägyptens hinaus verehrten die Menschen der Antike die Göttin Isis. Sogar im römischen Reich, als das Ägypten der Pharaonen den Untergang geweiht war, war Isis eine beliebte Göttin – auch wenn viele Römer mit Argwohn auf die „orientalische“ Göttin schauten und ihre Heiligtümer immer wieder zerstört wurden. Auch in Griechenland und selbst in England und Deutschland (siehe unten) fand man Spuren ihrer Verehrung.

Iseum (Behebeit el-Hagar)

Ein Tempel im nordöstlichen Delta. Obwohl der Ort schon in den Pyramidentexten Erwähnung fand, konnten die Archäologen nur Spuren aus der Spätzeit und der Ptolemäerzeit finden.

Tempel der Isis in Gizeh

In der 21. Dynastie errichtete man Isis, der „Herrin der Pyramide“ zu Ehren ein kleines Heiligtum

Deir el-Shelwit

Am Westufer von Theben erbauten die römischen Eroberer ein Tempel zu Ehren der Göttin

Tempel des Augustus in Dendera

Ein kleines Heiligtum, in dem die Geburt der Isis gefeiert wurde

Tempel von Abydos

Eine Kapelle in dem Tempel war der Göttin Isis geweiht

Isis-Tempel in Philae

Der bekannteste und größte Tempel der Isis auf der Insel Philae aus der griechisch-römischen Epoche

Isis in Deutschland

Der Isis-Kult verbreitete sich erst um die Mitte des 2. Jh. in Deutschland, also relativ spät. Insbesondere in Köln scheint die Göttin sehr populär gewesen zu sein. Sie spielte eine Rolle bei den römischen Saturnalien in Köln, die als Vorläufer des Karnevals angesehen werden. Auf einem bunt dekorierten Schiffskarren, dem so genannten carrus navalis (wovon sich vielleicht das Wort Karneval ableitete) wurden die Kultstatuen der Göttinnen Isis und der germanischen Fruchtbarkeitsgöttin Nerthus durch die Straßen Kölns gefahren.

Im Mainzer Stadtzentrum wurde im Jahr 1999 während der Arbeiten an einer Tiefgarage ein der Isis und der römischen Göttin Magna Mater geweihter Tempel entdeckt.