Die ältesten Tempel in Ägypten sind im 3. Jahrtausend vor Chr. belegt. Sie waren nicht mehr als Lehmziegelgebäude mit einem kleinen Schrein in der Mitte.
Vor den Gotteshäusern standen lange Fahnenstangen mit kleinen Wimpeln, woraus die Hieroglyphe für Gott abgeleitet wurde. Die Tempel, die wir heute noch besichtigen können, bestehen zum größten Teil aus Sandstein. Die ägyptischen Tempel sahen aber nicht immer sandsteinfarben aus. In pharaonischer Zeit waren sie bunt bemalt und dekoriert
Die Lage
Die großen Tempelanlagen für die Götter lagen in der Nähe des Nils oder eines Kanals, von wo aus sie mit einem imposanten Anlegeplatz mit dem Nil verbunden waren. Vom Fluss bis zum Tempel führten große Prozessionswege, die mit schutzbringenden Statuen, wie z.B. Sphingen mit menschlichen oder Widder- / Falkenköpfen gesäumt waren.
Totentempel
Die Totentempel der Pharaonen, in denen der Totenkult für den jeweiligen Erbauer vollzogen wurde (was sehr wichtig war, denn ohne Opferdienst konnte der Pharao im Jenseits nicht weiterleben) wurden hauptsächlich am Westufer des Nils gebaut. Denn dort, so glaubten die Ägypter, befand sich das Totenreich, wo der verstorbene Pharao nun verweilte.
Die nachfolgende Beschreibung passt natürlich nicht auf jeden Tempel, aber doch auf sehr viele, wie sie in ganz Ägypten verteilt zu finden waren.
Außerhalb des Tempels
Um einen ägyptischen Tempel herum befand sich eine große Umfassungsmauer aus Lehmziegeln, die den Tempelbezirk abgrenzen aber auch vor inneren Unruhen und Aufständen schützen sollte.
Vor dem Tempel standen Obelisken, in die außergewöhnliche Taten des regierenden Pharaos eingemeißelt wurden. Die Herrscher stellten zudem noch riesige Statuen mit ihrem steinernen Abbild vor das Gebäude.
Pylone mit Abbildungen des Pharaos
Zwei gewaltige Pylone standen zwischen dem Eingangsportal. Auch hier verherrlichten sich die Pharaonen mit überdimensionalen Abbildungen, die sie als glorreichen Herrscher beim Erschlagen der Feinde zeigten. Manche ägyptische Tempel besaßen nicht nur ein Pylonenpaar, der riesige Tempel von Karnak besaß gleich zehn davon.
Kleine Schreine für die Bevölkerung
Vor dem Eingang oder an der Rückseite des Tempels befanden sich kleine Schreine. Dort hatte die einfache Bevölkerung die Möglichkeit, ihre Bitten und Gebete an den jeweiligen Gott zu richten. Speise- und Trankopfer, kleine Stelen, Zeichnungen und Statuetten ließen die Bürger dort zurück, um den Segen des Gottes zu erhalten.
Außenhof, Peristyl und Hypostyl
Durch das Portal hindurch kamen die Priester in den Außenhof, der komplett oder zumindest teilweise aus einem Säulenhof (Peristyl) bestand. Herrscher und bedeutende Persönlichkeiten stifteten für den Säulenhof Statuen mit ihrem Abbild, damit die Ka-Seele nach dem Tod dort wohnen und den Göttern ganz nah sein konnte.
Gespendete Statuen für ein ewiges Leben
Die alten Ägypter erhofften sich, dass der Name auf ihren Statuen ausgesprochen und sie so ewig weiterleben würden. Auf manchen standen sogar Sprüche wie: wenn du meinen Namen und die Opferformel (die Ägypter glaubten, dass Worte alleine sie schon magisch ernähren konnten) aussprichst, dann gebe ich deine Gebete an die Götter weiter. Vielleicht sollten die Statuen auch am „Opferumlauf“ (Speisen wurden den Göttern geopfert (und danach von den Priestern verspeist)) selbst teilhaben.
Viele, viele Statuen
Das Problem der Peristyle war, dass sich im Laufe der Zeit eine Unmenge an Statuen sammelten. Große Gruben wurden daher ausgehoben und die älteren Statuen einfach hineingelegt. Ein Glücksfall für Archäologen. So wurden im Nordhof des 7. Pylons des Karnak-Tempels über 900 Statuen gefunden, von der 20. Dynastie bis zur ptolemäischen Epoche.
Das Hypostyl – Ein Wald von Säulen
Über den Hof kamen die Priester in das Hypostyl. Ein dichter Wald aus Säulen trug eine steinerne Decke, die mit zahlreichen Sternen verziert war. Die oberen Enden der Säulen konnten die unterschiedlichsten Formen haben. Etwa 30 sind bis heute bekannt. Die häufigsten zeigen steinerne Papyruspflanzen oder Lotusblumen.
Das Allerheiligste, der heilige See und das Mammisi
Hinter dem letzten Säulenhof verbarg sich der wichtigste Teil des Tempels – das Allerheiligste. Dies war auch der dunkelste Teil des Tempels.
Kein einziger Sonnenstrahl war hier zu sehen. In den dortigen Nebenräumen bewahrte man verschiedene Kultgegenstände, goldene Schätze, Salben, Öle und Gewänder auf. Alles, was das Herz des Gottes erfreute.
Im Hauptraum befand sich der Naos, in dem die Statue des Gottes eingeschlossen wurde. Über einige Stufen gelangten die Priester auf die Tempelterrasse, auf der Schreine für verschiedene Kulte und Rituale standen
Der heilige See und das Mammisi
Neben dem Tempelgebäude befand sich ein heiliger See, wo die Priester sich waschen und den Reinigungsritualen unterziehen konnten. Ab der Spätzeit stand an dem Ufer des Sees das Mammisi – ein kleines Heiligtum, das dem Kind des Gottes und seiner Frau gewidmet war.