Jagd und Sport

Alle Sportarten, bei denen gestandene Mannsbilder ihre Kräfte messen konnten, waren im alten Ägypten sehr beliebt. Vor allem das Ringen scheinen die Männer mit Begeisterung ausgeübt zu haben, wie zahlreiche Abbildungen dieser Sportart zeigen.

Ringen

Die Technik ist dabei ähnlich, wie die heutige. Es gab auch schon früher Schwünge und Würfe, wobei der Griffansatz am ganzen Körper erlaubt war. Nur der Bodenkampf war damals eher unüblich. Leider lassen sich anhand der Abbildungen keine Regeln erkennen. Es lässt sich nicht mehr feststellen, wann ein Sieg errungen war, denn leider gibt es keine schriftlichen Belege. So ist es auch nicht sicher, ob es den Berufsringer gab. Eine Ringerausbildung musste aber jeder Soldat über sich ergehen lassen. Auch als Amüsement für den Pharao wurden Ringkämpfe veranstaltet.

Ringer und Stockfechter im Tempel von Medinet Habu
Ringer und Stockfechter
Tempel von Medinet Habu, Theben-West
Neues Reich, 20. Dynastie

Stockfechten

Auch das Stockfechten scheint neben dem Ringen eine beliebte Kampfsportart gewesen zu sein. Im Grab des Tutanchamun fand man 1m lange Stöcke. Abbildungen lassen uns den Ablauf ungefähr rekonstruieren. Vor dem Kampf verneigten sich die Fechter vor dem Publikum. Bevor der Kampf losging, kreuzten die Gegner noch mal die Waffen, bis schließlich der Schlagabtausch begann. Für alle Kenner der Materie: das heutige Säbelfechten kommt dem antiken Stockfechten am nächsten. Als Schutz diente ein schildartiges Brett oder ein (Leder?-) Band, das Kinn und Stirn bedeckte.

Faustkampf

Die dritte und letzte Kampfsportart ist Boxen. Es gibt nicht viele Abbildungen von Boxern. Dies könnte darauf hindeuten, dass diese Art von Zeitvertreib nicht sehr populär war. Geboxt wurde mit bloßen Fäusten.

Schwimmen und Fischerstechen

Obwohl die Quellen sehr rar sind, können wir doch bei dem heißen Land Ägypten davon ausgehen, dass alles, was irgendwie mit Wasser zu tun hatte, zu den Lieblingsbeschäftigungen der alten Ägypter gehörte.

Schwimmen

Geschwommen wurde im Nil und bei den Reichen im privaten Gartenteich. Auf Abbildungen wird eine Art Kraulschwimmen gezeigt, wobei die Beine von oben nach unten ’strampelten‘. Die Ägypter waren der Meinung, dass sie als einziges Volk des Schwimmens mächtig waren. In der Schlacht von Kadesch unter Ramses II. wird der Fürst von Kadesch nur durch das beherzte Eingreifen seiner Männer gerettet, die ihn aus dem Wasser herausziehen und ihn peinlicherweise auf dem Kopf stellen, damit das von ihm geschluckte Wasser aus ihm herausfließen konnte.

Schwimmunterricht

Zumindest für die Kinder des Königs und der Adligen gehörte Schwimmunterricht zu einer guten Ausbildung. Der Gaufürst Cheti aus Assiut, der in der 1. Zwischenzeit lebte, berichtet in einer Grabinschrift stolz, dass er zusammen mit den Königskindern in Schwimmen unterrichtet wurde. Aber auch das niedere Volk war des Schwimmens mächtig. Vor allem für die Fischer war es überlebenswichtig. Sie schwammen neben den Booten und tauchten nach den Fischernetzen, um nach dem Rechten zu sehen und sie einzuholen. Natürlich mussten sie dabei immer vorsichtig sein, denn in der Nähe lauerten oft gefräßige Krokodile.

Fischerstechen

Fischerstechen im Grab Nianchchnum und Chnumhotep
Wenig zimperlich ging es beim Fischerstechen zu.
Grab des Grab Nianchchnum und Chnumhotep, Sakkara
Altes Reich, 5. Dynastie

Mit dem heutigen gemütlichen Angeln kann man ‚Fischerstechen‘ nun gar nicht vergleichen. Die Männer teilten sich in mehreren Gruppen auf und bestiegen mit drei oder vier Männern ein kleines Papyrusboot. Mit spitzen Holzstäben versuchten die Männer pfeilschnell die Fische aufzuspießen. Der am Bug stehende Insasse versuchte mit seinem Holzstab, den anderen aus dem gegnerischen Boot in den Fluss zu stoßen. Auch die anderen Männer halfen manchmal mit und sie waren dabei nicht gerade zimperlich. Sie schrien sich Sprüche zu wie „Öffne ihn an seinem Kasten!“1, was so viel heißt wie „Schlag ihm den Schädel ein!“

Großwildjagden, Fische fangen, Vögel erlegen – Freizeitvergnügungen der Oberschicht

Die Großwildjagd war in den ersten Jahrhunderten ein Privileg des Pharao. Er jagte Großtiere wie Löwen, Wildstiere, Nilpferde, Nashörner oder Elefanten. Besonders beliebt war die Jagd nach Nilpferden, die mit einer Harpune erstochen wurden.

Einerseits war das Tier zwar der Schutzgöttin Taweret geweiht, andererseits fraß und zertrampelte es die Ernte der Bauern. Das männliche Nilpferd war auch ein Sinnbild des bösen Gottes Seth. Der Pharao zeigte mit der Nilpferdjagd seinem Volk: Ich bin stark genug, das Böse zu vernichten.

Ob die Ägypter das Fleisch der Nilpferde gegessen haben, wissen wir nicht genau. Aber aus den Zähnen wurden magische Amulette gemacht und außerdem wurden sie für Schnitzereien und Einlegearbeiten verwendet. Kot und Fett fanden ihre Verwendung in der Medizin. Aus der dicken Haut der Nilpferde verarbeiteten die Ägypter Gurte und Peitschen.

Nilpferdjagd im Grab des Kagemni
In den Gräbern des Alten Reiches war die Nilpferdjagd ein beliebtes Motiv. Zu dieser Zeit galt das männliche Nilpferd ganz besonders als böse und zerstörerische Kraft, die vernichtet werden musste.
Grab des Kagemni, Sakkara
Altes Reich, 6. Dynastie

Auf der Großwildjagd

Ab dem Neuen Reich kamen auch die kleinen, wendigen Streitwagen zum Einsatz, mit denen es einfacher wurde, schnelle Wildtiere zusammenzutreiben und sie mit Pfeil und Bogen, Speeren oder Lanzen zu erschießen. Das erforderte schon viel Geschick, kamen doch die Wagen bis auf eine Geschwindigkeit von 50 km/h.

Viele Inschriften und Abbildungen berichten vom Jagderfolg ihrer Majestät, als Beweis für seinen Mut, seine Kraft und Geschicklichkeit. Amenophis III. berichtete auf einem Gedenkskarabäus, der bis in den Libanon und sogar auf Zypern bei Ausgrabungen gefunden wurde, stolz, dass er von seinem 1. bis 10. Regierungsjahr 102 wilde Löwen erlegt hat.

Der Grabherr Nacht bei der Vogeljagd
Auf der linken Seite jagt der Grabherr Vögel mit dem Wurfholz. Hinter ihm auf dem Schilfboot steht seine Frau. Unter ihm kniet seine Tochter, während sein Sohn ihm ein neues Wurfholz reicht. Rechts ist der Grabherr mit zwei seiner Töchter nochmal abgebildet. Dieses Mal mit einer typischen Speerhaltung (leider auf diesem Bild nicht zu sehen, der Speer wurde vom Maler vergessen), um die zwei Fische, die vor ihm in einer Wasser-„Ausbeulung“ zu sehen sind, aufzuspießen. Ursprünglich waren auf dem Bild noch zwei Gänse zu sehen, die aber, da sie ein Symbol des Gottes Amun waren, von Anhängern des „Ketzers“ Echnaton herausgehackt wurden.
Grab des Nacht (TT52), Theben-West
Neues Reich, 18. Dynastie

Jagd auf Fische und Vögel

Die adlige Gesellschaft traf sich in Sumpfdickichten des Nildeltas, um dort Jagd auf Fische und Vögel zu machen. Zu diesem gesellschaftlichen Großereignis trafen sich ganze Familien mit Müttern und Kindern auf kleinen Schiffen und hielten Ausschau nach guter Fangbeute. Die Fische wurden mit zweispitzigen Speeren im Wasser aufgespießt, die Vögel erschlug man mit Wurfhölzern, die wie ein Bumerang aussahen.

Abgerichtete Katzen

Auf Abbildungen tragen die Männer herumflatternde Vögel in der Hand, die wahrscheinlich als Lockvögel herhalten mussten. Die Jäger schickten auch abgerichtete Katzenarten in ein Dickicht um die Vögel aufzuscheuchen bzw. ihrem Herrn die erlegten Vögel zu bringen. Oder man schüttelte einfach heftig das Papyrusdickicht, um die Vögel aufzuscheuchen. Die Wahrscheinlichkeit, einen Vogel mit dem Wurfholz zu treffen, war bei einem Schwarm von Vögeln natürlich größer als bei einem einzelnen.

1W. Gu­gliel­mi, in: LÄ II (1977) 243, zi­tiert aus Wolf­gang De­cker: Sport und Spiel im Alten Ägyp­ten, S.110