Endlich hatte der Franzose Jean Francois Champollion (1790 – 1832) den Stein von Rosette in der Hand! Diesen wichtigen Stein, der einen Text in Hieroglyphen, in demotischer (eine Weiterentwicklung der hieratischen Hieroglyphenschrift (Schreibschrift)) und in griechischer Schrift enthält. Champollion vermutete schon früh, dass alle Texte denselben Inhalt haben. Der griechische Text war einfach zu entschlüsseln. Aber die ägyptischen Zeichen und Symbole bereiteten ihn Kopfzerbrechen.
Die Theorien
- Bei Zeichen, die in einem Oval – einer Kartusche – eingeschlossen sind, handelt es sich um einen ägyptischen Eigennamen.
- Ein Name in einer Kartusche wurde schon als der des Ptolemäus erkannt, wenn auch noch nicht entziffert.
- Die Hieroglyphen sind eine ideografische Schrift, also jedes Zeichen steht für ein bestimmtes Wort.
- Die Hieroglyphen sind eine syllabische Schrift, also jedes Zeichen steht für die Silbe eines Wortes.
- Die Hieroglyphen sind Lautzeichen, also jedes Zeichen steht für einen Laut/einen Buchstaben.
Für keine der Theorien gab es bisher konkrete Beweise und die galt es nun zu finden.
Die Namen von Ptolemaios und Kleopatra
Also beschäftigte sich Champollion intensiver mit dem Stein von Rosette und kam zu folgendem Schluss: Der Stein enthält 486 griechische Wörter und 1419 Hieroglyphen. Also schloss er schon mal aus, dass jedes Zeichen für ein Wort steht.
Er schaute sich die Kartusche des Pharaos Ptolemaios nun genauer an. Er war sich sicher, hier die Lösung des Rätsels zu finden. 8 Hieroglyphen standen für 10 griechische Buchstaben. Champollion vermutete hinter der Hieroglyphenschrift eine Lautschrift, jede Hieroglyphe stand also für einen Laut.
P | |
T | |
O | |
L | |
M | |
Y | |
S |
Einige Zeit später schaute sich Champollion die Abschrift eines Obelisken aus Philae genauer an. Er wusste, dass zwei Kartuschen den Namen Kleopatra enthielten.
Nun konnte er versuchen seine Thesen zu bekräftigen. Wird das „l“ wirklich mit einem Löwen geschrieben? Das „p“, „t“ und „o“ genauso, wie es bei dem Namen Ptolemaios der Fall ist? Und tatsächlich! Er konnte sogar noch die fehlenden Hieroglyphen ergänzen. Er hatte es also tatsächlich geschafft! Champollion begann nun, sich mit Namen aus römischer Zeit zu beschäftigen und schaffte es auch recht bald alle zu lesen.
Der Durchbruch – die Hieroglyphen entschlüsselt!
Aber was war mit den altägyptischen Namen? Vielleicht wurden ja nur griechische und römische Namen mit dieser Lautschrift geschrieben?! Champollion begann mit folgender Kartusche zu arbeiten
Die letzten beiden Hieroglyphen kannte er schon von dem Namen Ptolemaios, standen also schon mal für s-s.
Er schaute sich nun den Anfang an. Das erste Symbol sah aus wie eine Sonne. Champollion musste an das koptische Wort (Kopten = christliche Nachfahren der alten Ägypter) für Sonne: ra denken. Ra-_-s-s. Er dachte sofort an den Namen Ramesses, der in einer um 300 v. Chr. entstandenden griechischen Schrift über die Geschichte Ägyptens zu lesen ist.
Die Hieroglyphe kann also eigentlich nur für den Laut mes stehen. Champollion erinnerte sich, diese Hieroglyphe außerhalb einer Namenskartusche auf den Stein von Rosette gesehen zu haben. Also musste er auch eine Bedeutung haben. Er verglich wieder den griechischen Text und erkannte, dass dieses Symbol für „geboren“ stehen könnte, und auch das koptische Wort für „geboren“ ist mise.
Champollion kombinierte Re-mes-s-s: „Die Sonne ist der, der ihn geboren hat.“
Nun war also klar, dass die Hieroglyphen aus folgenden Teilen bestanden
Phonogramme: = s (Hieroglyphen stehen für einen Laut)
Ideogramme: = Ra, „Sonne“, Hieroglyphe s = mise „geboren“ (Hieroglyphen haben eine Bedeutung)
Champollion war auch die Bedeutung des Koptischen für die Entschlüsselung der Hieroglyphen bewusst. Mit diesen Erkenntnissen legte er den Grundstein für seine weiteren Nachforschungen.
Im Juli 1828 machet er sich auf den Weg nach Ägypten und versuchte erfolgreich, die alten Texten auf den Obelisken, Stelen und Tempeln des Landes zu lesen.
Die Hieroglyphen waren nun kein Geheimnis mehr.