Ursprünglich ein Fruchtbarkeitsgott, wurde der Apis-Stier durch sein Kultzentrum in Memphis schon früh mit Ptah verbunden und galt als seine Manifestation auf Erden oder auch als sein Sohn oder Herold.
In ihm vereinten sich die Zeugungskraft eines Stiers und die schöpferische Kraft Ptahs, weshalb die Kraft des Pharaos mit Apis gleichgesetzt wurde.
Der Apis-Sier läuft auf Darstellungen des Sedfestes neben dem Pharao, um die Verjüngung und Stärkung des Königs zu beeinflussen.
Apis‘ Inkarnation auf Erden
Im Memphis, südlich des Ptah-Tempels, konnte die göttliche Inkarnation des Apis-Stieres von den Gläubigen bewundert werden. Prozessionen und religiöse Rituale bestimmten den Alltag des Tieres, der in der Kultstätte mit seinem eigenen Kuh-Harem die angenehmen Seiten des Lebens genoss.
Ein ehrenvoller Tod…
Umstritten ist, ob der Apis-Stier in seinem 25. Lebensjahr feierlich getötet wurde. Der tote Stier wurde jedoch wahrscheinlich von den Priestern in allen Ehren einbalsamiert und im Serapeum in Sakkara bestattet. In den Katakomben fand man große Granitsarkophage – einige waren mehr als 70t schwer. Die Trauer der Ägypter über den Tod des Stieres soll so groß gewesen sein wie beim Ableben ihres Pharaos.
…auch für die heilige Mutterkuh
Die Mutter des auserwählten Apis-Stieres, die Isis Kuh, wurde ebenfalls nach Memphis gebracht und dort ehrenvoll gehalten. Nach ihrem Tod wurde sie im Iseum bestattet, das ganz in der Nähe des Serapeums lag.
Apis und der Totenkult
Nach dem Tod verschmolz Apis mit Osiris und wurde zu Apis-Osiris oder Osirapis. In hellenistischer Zeit entstand daraus der anthropomorphe Serapis. In Verbindung mit dem Totengott Osiris wurde der Lebende Apis-Stier auch als Ba des Osiris bezeichnet.
In manchen Totentexten drischt der Apis-Stier mit dem Verstorbenen das Getreide, aber in der Regel erhofft sich der Verstorbene durch Apis Kraft und sexuelle Potenz auch in seinem jenseitigen Leben.
In den Pyramidentexten erhofft sich der Pharao durch die aufwallende Kraft des Stierphallus, in den Himmel zu steigen (PT 1313)
Darstellung
Darstellungen des Gottes Apis zeigen ihn als schreitenden Stier. Eine Sonnenscheibe, seltener eine Mondscheibe, mit einer aufbäumenden Uräusschlange trägt er ab dem Neuen Reich zwischen seinen Hörnern.
Die Sonnenscheibe verbindet ihn mit dem Sonnengott Re, die Uräus-Schlange mit dem Pharao. Um seinen Hals kann er ein Halsband tragen, auf seinem Rücken kann ein rechteckiges Tuch mit Rautenmuster liegen.
Selten sehen wir ihn als Mann mit Stierkopf.
Besondere Fellzeichnungen
Auf dem Fell des Apis-Stieres können verschiedene Markierungen angebracht sein, wie eine dreieckige Blesse auf der Stirn, die bei Statuen oft in Silber eingearbeitet wurde. Seinen Rücken zieren flügelartige Markierungen, die von dem griechischen Geschichtsschreiber Herodot als „Adler“ bezeichnet wurden. Vermutlich sollten die Markierungen aber Schwingen eines Falken oder eines Geiers symbolisieren.
Laut dem Geschichtsschreiber Herodot war seine Inkarnation auf Erden immer schwarz, mit einer skarabäusartigen Wölbung unter der Zunge und einem Schwanz, dessen Haare sich in zwei Stränge teilen.
Der Name Apis
Die Bedeutung des Namens ist unbekannt
Apis in Hieroglyphen
Weitere Namensformen
altägyptisch: Hep
Erste Erwähnung des Namens
Der Gott Apis kann bis zum Beginn der prädynastischen Zeit zurückverfolgt werden. Der Palermostein aus der 5. Dynastie deutet darauf hin, dass Apis bereits während der Herrschaft des Den in der 1. Dynastie gehuldigt wurde.
Familie
In der Mythologie stammt Apis von einer jungfräuliche Kuh ab, die Ptah befruchtet hat.
Verbindungen mit anderen Göttern
Apis wurde mit verschiedenen Göttern wie Osiris und Atum verbunden. In den Schriften befindet sich sogar ein Osiris-Apis-Atum-Horus
Orte/Zeiten der Verehrung
Sein Kult in Memphis bestand bis in die Römerzeit. Votivbronzen des Stieres sind seit der Spätzeit weit verbreitet. Es existieren einige Skarabäus-Amulette mit dem Kopf eines Stieres und den Rumpf eines Skarabäus.
Nach den Pyramidentexten und dem Totenbuch wurde Apis auch in Sais und in Athribis im Delta verehrt