Mesechenet – Göttin der Geburt

Zwei ziegelförmige Gestalten der Göttin Mesechenet sind über der Waage abgebildet
Tempel von Deir el-Medinah

Die Tage vor einer Geburt waren eine aufregende und auch sorgenvolle Zeit im alten Ägypten. Die Kindersterblichkeit war sehr hoch und daher hofften und bangten die Eltern, dass sowohl Mutter als auch Kind die Geburt überleben würden.
Es verwundert also nicht, dass die Ägypter eine ganze Reihe von Gottheiten um Schutz und Kraft für die Geburt baten.

Eine dieser Gottheiten ist die Göttin Mesechenet. Auf den ersten Blick hat sie sicherlich eine der ungewöhnlichsten Erscheinungsformen in der Götterwelt des alten Ägypten. Als Ziegel mit einem Frauenkopf, wurde sie als Göttin der Geburt verehrt. Vor dem Hintergrund, dass Frauen sich bei der Geburt auf Ziegel hockten, um den Geburtsvorgang zu erleichtern, machte diese Darstellungsform jedoch durchaus Sinn.

Mesechenet unterstützt die Frauen bei der Geburt, sorgt aber auch schon im Mutterleib für das Wohl des Kindes, indem sie die Ka-Seele formt und somit gleichzeitig das Schicksal des Neugeborenen bestimmt. Im Papyrus Westcar ( Pharao Cheops und die Zaubermärchen) steht sie bei der Geburt der ersten drei Könige der 5. Dynastie – Userkaf, Sahure und Neferirkare – der werdenden Mutter hilfreich zur Seite und prophezeite ihren Kindern die Zukunft als Könige Ägyptens.

Darstellung der Göttin Mesechenet im Tempel von Philae

Mesechenet im Totengericht

Mesechenet ist oft in Darstellungen des Totengerichtes zu sehen, vor dem sich der Verstorbene mit seinem Herzen gegen die Feder der Maat behaupten musste ( Vor dem Totengericht des Osiris). Hier steht sie als Symbol für die Wiedergeburt und den Zugang des Verstorbenen in das ewige Leben. Mesechenet war am Anfang des Lebens dabei und ist es auch am Ende beim Übergang in ein neues Leben nach dem Tod.

Darstellung

Mesechenets Symbol auf dem Kopf sind zwei Schleifen am Ende zweiter vertikaler Striche. Am Anfang wurde dieses Symbol als Palmentriebe interpretiert, doch passt die Bedeutung eines Kuh-Uterus wahrscheinlich besser zu der Geburtsgöttin. Sie erscheint recht häufig in ihrer Form als Ziegelstein mit Frauenkopf. Selten ist sie auch als Göttin mit Ziegelstein auf dem Kopf zu sehen

Der Name Mesechenet

Der Name bedeutet „Geburtsstätte“ oder auch „Geburtsziegel“ oder „Ruhestätte“

Mesechenet in Hieroglyphen

Weitere Namensformen

Meschenet, Meskhenet, Mesenet, Meskhent, Meshkent

Orte und Zeiten der Verehrung

Mesechenet war bei den einfachen Menschen genauso beliebt, wie bei den Königen, die die Göttin in rituellen Geburtsszenen darstellten. Im Tempel von Deir el-Bahari begleitet sie Hatschepsut bei ihrer göttlichen Geburt und verspricht der Pharaonin, sie auch in Zukunft „wie Re“ zu beschützen.

Im Tempel von Esna exisitiert ein Hymnus, in dem vier Mesechenets an der Seite des Schöpfergottes Chnum das Böse durch ihre Beschwörungen abwehren .

Gebärziegel wurden mit magischen Sprüchen belegt und Opferungen vor ihnen abgehalten, damit die Frau eine leichte Geburt hatte. Ziegelsteine gab es als Amulette und überall in Ägypten wurden Ziegel mit Namen und Bildnis der Göttin gefunden