Der Name Mut hat die gleiche Wurzel wie das altägyptische Wort für „Mutter“ und enthüllt uns einen Teil ihres Charakters, der ähnlich wie bei den Göttinnen Isis und Hathor, die Rolle der symbolischen Mutter des Pharaos einnimmt.
Sie war es, die schützt und die Leben gibt. Daher wurde auch die Gemahlin des Pharaos und Mutter des zukünftigen Thronfolgers mit der Göttin gleichgesetzt.
Die Gemahlin Amuns
Muts Aufstieg unter Hatschepsut
Die Göttin Mut hat ihren Ursprung in Theben, wo sie als unbedeutende Ortsgöttin an der Seite ihres Gemahls Amuns aufstieg und dabei dessen ursprüngliche Gattin, die Göttin Amaunet, verdrängte. Erst in Verbindung mit Hatschepsut taucht Mut häufiger auf, die sich als weiblicher Pharao mit der Göttin als Gemahlin Amuns und Patronin des Königtums identifizierte. Zusammen mit deren gemeinsamen Sohn Chons bilden Mut und Amun die Triade von Theben.
Nur bei Macht und Staatsangelegenheiten
Auf den Tempelwänden ist sie häufig in Begleitung ihres Gatten Amuns anzutreffen, doch gibt es erstaunlicherweise keine Szenen mit den beiden, die Erotik andeuten. In diese Rolle schlüpften andere Göttinnen wie Isis und Hathor. Nur wenn es um Macht und Staatsangelegenheiten ging, findet Mut Erwähnung.
Mut und der Pharao
Ihre Rolle als Muttergöttin macht sie auch zur Beschützerin des Pharaos. Mut ist die Göttin der Doppelkrone, die auf dem Haupt des Pharaos sitzt. Verräter gegen den König wurden in der zweiten Hälfte des Neuen Reiches in der „Kohlenpfanne der Mut“ durch Feuer verbannt, vielleicht ein Hinweis darauf, dass Mut nicht nur den König selbst sondern auch den Staat an sich schützte. Als „Herrin der Neunbögen“ bietet sie dem Pharao den Krummsäbel des Krieges an, damit er die Feinde Ägyptens vernichten kann.
Mut als Löwen- und Katzengöttin
Im Tempelbezirk der Mut im Karnak-Tempel standen einst zahlreiche Löwenstatuen der Göttin Sachmet. In ihnen sind beide Göttinnen verbunden. Die Göttin Mut als Gegenstück zu der im Norden verehrten Sachmet.
Als Löwengöttin wurde Mut wie so viele andere Göttinnen gleicher Gestalt als „Auge des Re“ verehrt.
Entwickelt aus dem Bild des Löwen, entstand die Verbindung mit der Katze. Ihr Name kann mit der Katze geschrieben werden und mit der im Norden verehrten Katze Bastet geht sie eine Verbindung ein zu Mut-Bastet.
Mut im Totenkult
Mut spielte nur eine sehr kleine Rolle im Totenkult. In einigen Fassungen von Spruch 164 des Totenbuches wird sie als Göttin beschrieben, die Seelen und Körper aus „dem Wohnsitz der Dämonen, die in der bösen Kammer sind“ erlöst.
In religiösen Texten erscheint sie in Heliopolis zusammen mit Re beim Spalten eines „Isched-“Baumes.
Darstellung
Die Göttin Mut wird als Frau dargestellt, die ein rot blaues Kleid mit einem federähnlichen Muster tragen kann. Wie viele anderen Göttinnen trägt sie häufig die Geierhaube, die auch wegen der Schreibung ihres Namens (mit dem Geier, s. Mut in Hieroglyphen) die bevorzugte Kopfbedeckung der Göttin war. In späterer Zeit kann Mut auch als Geier dargestellt werden.
Einige Darstellungen zeigen Mut auch als weiblichen Löwen oder als Frau mit Löwenkopf, was auf eine enge Verbindung mit der Löwengöttin Sachmet hinweist.
Einzige Göttin mit der Krone Ober- und Unterägyptens
Die Göttin Mut war eng mit dem Königtum verbunden, weshalb sie als einzige Göttin mit der Doppelkrone Ober- und Unterägyptens gezeigt wird. Weibliche Gottheiten erscheinen sonst stets nur mit einer der beiden Kronen.
Mut mit drei Köpfen
Im Spruch 164 des Totenbuches sehen wir in diesem Zusammenhang eine besondere Gestalt der Mut: „Zu sprechen über einer Gestalt der Mut mit drei Köpfen: einem der Pachet (Beiname der Uräusschlange und zugleich Name einer Löwen-gestaltigen Göttin) mit Doppelfeder, einem der Pat-Menschen (= Oberschicht) mit weißer und roter Krone, und einem des Geiers mit Doppelfeder; und mit Phallus, Flügeln und den Pranken eines Löwen.“ Hier vermischt sich die Gestalt eines männlichen Löwen mit den Symbolen des Königtums (Uräus-Schlange, Doppelkrone und Geier) zu einer mächtigen Schutzgottheit.
Die Darstellung als Löwe mit erigiertem Glied ist eine für eine Göttin sehr außergewöhnliche Darstellung und ist bisher nur in diesem Spruch des Totenbuches und im Hibis-Tempel belegt.
Der Name Mut
Der Name Mut bedeutet Mutter
Mut in Hieroglyphen
Erste Erwähnung des Namens
In Texten des Mittleren Reiches wird Mut als die „Herrin von Megeb“, ein Ort im 10. Gau Oberägyptens, bezeichnet, doch örtliche Belege wurden nicht gefunden. In Theben taucht die Göttin vor Ende des Mittleren Reiches nicht auf, doch möglicherweise verehrten die Bewohner die Göttin schon früher.
Familie
Zusammen mit ihrem Gemahl Amun und ihrem Sohn Chons bildeten sie die Triade von Theben.
Verbindungen mit anderen Göttern
Die Göttin Mut geht als Auge des Re und in ihrer Bedeutung als Gemahlin Amuns viele Verbindungen ein wie Mut-Wadjet, Isis-Mut, Mut-Nechbet, Mut-Bastet oder Mut-Hathor.
Die Griechen setzten sie mit ihrer Göttin Hera gleich.
Orte/Zeiten der Verehrung
Mut war zusammen mit Amun in vielen Tempeln Ägyptens präsent. Obwohl Theben ihr Hauptkultort war, besaß sie als Gattin des Reichsgottes auch weitere Heiligtümer in Heliopolis und Gizeh sowie einen großen Bezirk in Tanis. Durch ihre Verbindung mit Sachmet, Gemahlin des Ptah, existierte auch ein Mut-Kult in Ptahs Heimatstadt Memphis.
Die Göttin von Theben
Südlich des Karnak-Tempels erbaute ihr Amenophis III. einen eigenen Bezirk, wo sie zusammen mit dem Gott Amun-Kamutef verehrt wurde. Die Bautätigkeiten des „Ischeru“ reichten bis in die Ptolemäer-Zeit hinein. In der Ptolemäerzeit wurde die Göttin stets als „Mut, die Große, Herrin von Ischeru, Auge des Re“ angerufen.
In Theben war sie zusammen mit Amun Teil von vielen Festivitäten, bei der ihre Barke durch jubelnde Menschenmassen geführt wurde. Sie besaß auch eigene Feste wie das „Fest der Seefahrt der Mut“, der in ihrem Bezirk in Karnak gefeiert wurde. Ihr Bezirk war auch einer derjenigen, in der das „Niederwerfen des Apophis“ stattfand, bei dem Wachsfiguren mit den Namen der Feinde Ägyptens benannt und anschließend zerstört wurden.
Das einfache Volk konnte sich bei dem Tempelorakel der Göttin Rat und Beistand der „großen Mutter“ erhoffen. Weihestatuen und Amulette von ihr wurden in großer Zahl gefunden.