Bevor Amun zu einer der mächtigsten Gottheiten des alten Ägypten hinaufstieg, war er ein unbedeutender Lokalgott von Theben. Seine Funktion war zunächst, die anderen Götter mit seinem Schatten zu schützen.
Amuns Aufstieg
Den Titel „König der Götter“ trug er erst ab der 12. Dynastie (erstmals gesichtet auf der Weißen Kapelle von Pharao Sesostris I., die heute im Freilichtmuseum in Karnak zu sehen ist).
Mehrere Pharaonen trugen nun Namen wie Amenemhat („Amun ist an der Spitze“) und Amenhotep („Amun ist zufrieden“, griechisch: Amenophis).
Geliebt von Amun
Die Könige Ägyptens schrieben nun meri-Amun („geliebt von Amun“) als Zusatz zu ihren Namen. In Verbindung mit Re wurde er zum Sonnengott Amun-Re.
Die Königin Hatschepsut traf eine Übereinkunft mit den Priestern des Amun-Re und legitimierte ihre Thronbesteigung sodann dadurch, dass sie sich als direkte Tochter Amuns darstellte. Von da an war Amun endgültig zum Reichsgott geworden.
Schöpfergott
Als Schöpfergott gehört er zu der Achtheit von Hermopolis und wird, wie die drei anderen männlichen Gottheiten, als Schlange dargestellt (die weiblichen als Frösche). Sein Ipet-sut Tempel (Karnak-Tempel) wird von Königin Hatschepsut auf ihrem Obelisken „Hügel des Ursprungs“ genannt, von wo aus Amun den Kosmos erschaffen haben soll. Im späten Neuen Reich soll er Himmel und Erde nur durch seine Gedanken hervorgebracht haben.
„Stier seiner Mutter“ – Amun als Fruchtbarkeitsgott
In der 12. Dynastie erhielt er den Beinamen Kamutef – „Stier seiner Mutter“. Der Stier war mit seiner sexuellen Kraft ein Symbol für Fruchtbarkeit, weshalb Amun auch als Fruchtbarkeitsgott verehrt wurde. Die Nilüberschwemmung und der Nordwind stammten von ihm und die Ägypter glaubten, dass sich Amun in der Luft manifestierte.
Der „Herr des Sieges“
Als „Herr des Sieges“ wurde er nach einer erfolgreichen Schlacht gepriesen und hatte daher auch als Kriegsgott seine Bedeutung. Ramses II. bezeichnete sich bei der Schlacht von Kadesch selbst als „Sohn des Amun“ und erbat seine Hilfe, die ihm natürlich gewährt wurde. Auf Abbildungen, wie im Tempel Ramses III. in Medinet Habu, sieht man den König, wie er die Feinde am Schopf packt und vor Amun führt.
Amun als Schutzgott
Laut Totenbuch kannte Amun viele wirksame Sprüche, um den Körper zu erhalten und die Augen vor Verletzungen zu schützen. Auch im Diesseits wurde der Gott für die Heilung von Augen, aber auch von Skorpionstichen angerufen. Zum Schutz vor Krokodilen sprachen die Ägypter magische Sprüche über ein Bild von Amun, der auf einem Krokodil steht und von den anderen Göttern der Achtheit von Hermopolis angebetet wird.
Das Volk sah in ihm den „Beschützer der Armen“. Amun wurde bei Gerichtsverhandlungen und Krankheiten angerufen, um für Gerechtigkeit und Gesundheit zu sorgen.
Darstellung
Als Kopfschmuck trägt Amun eine Doppelkrone mit Federn, die ihn als Windgott auszeichnet, weshalb man ihn auch mit blauer Hautfarbe sieht.
In Tiergestalt erscheint er als Widder oder Mensch mit Widderkopf. Er kann aber auch als Gans, Löwe oder seltener auch als Schlange dargestellt werden.
Der Name Amun
Die gängige Vermutung was der Name übersetzt heißt, ist „Der Verborgene“, denn es hieß, selbst die anderen Götter würden seine wahre Erscheinung nicht kennen.
Amun in Hieroglyphen
Amun Amun-Re
Weitere Namensformen
Amon, Ammon, Amen
Erste Erwähnung des Namens
Amun wird erstmals in den Pyramidentexten des Alten Reiches (am Ende der 5. Dynastie) erwähnt, in denen der König als Sohn des Geb auf dem Thron Amuns sitzen soll.
Familie
Seine Gattin war ursprünglich die Göttin Amaunet, bevor sie von Mut abgelöst wurde.
Zusammen mit Mut und deren Sohn Chons bildeten sie die Triade von Theben.
Verbindungen mit anderen Göttern
Um seine neue Macht zu unterstreichen, verbanden die Ägypter ihn mit dem alten Reichsgott Re zu Amun-Re. Desweiteren wurde er wie Min mit erigiertem Glied dargestellt, wobei es keine Namensverbindungen wie Amun-Min oder Min-Amun gab.
Orte der Verehrung
Amun genoss ab dem Neuen Reich in ganz Ägypten und in allen Bevölkerungsschichten Verehrung. Der große Tempel in Karnak, der Luxor-Tempel sowie viele weitere Tempel des Landes sind ihm gewidmet und viele andere besaßen zumindest Kultbereiche wie die in Deir el-Bahari oder Medinet Habu.