Nechbet – Schutzgöttin Oberägyptens

Die Göttin Nechbet galt als Hauptgöttin der Hauptstadt des 3. oberägyptischen Gaus Necheb (heute El-Kab). Durch die Nähe der alten oberägyptischen Hauptstadt Nechen (Hierakonpolis, heute Kom El-Ahmar) zählte sie zusammen mit der Kobragöttin Wadjet aus dem Deltagebiet zu den zwei Schutzgottheiten von Ober- (Nechbet) und Unterägypten (Wadjet).

Nechbet wurde mit der weißen Krone Oberägyptens gleichgesetzt und es bestand daher eine enge Verbindung mit dem Königtum. Auf Tempelszenen krönen Nechbet und Wadjet den Pharao und beide nahmen sie auf der Stirnseite der königlichen Kopfbedeckungen Platz. Schmuck mit dem Antlitz der Göttin zierte Hals und Ohren der Pharaonen, wie bei Pharao Tutanchamun, in dessen Grab Ohrgehänge und Amulette mit dem Abbild der Göttin lagen.

Genau wie ihre Schwestergöttin Wadjet galt auch Nechbet als „Auge des Re“.

Die geiergestaltige Göttin Nechbet Medinet Habu Neues Reich, 19. Dynastie
Die geiergestaltige Göttin Nechbet
Tempel von Medinet Habu
Neues Reich, 19. Dynastie

Muttergöttin

Die Pyramidentexte beschreiben Nechbet als „Große Weiße Kuh, die in Necheb verweilt“ mit hängenden Brüsten, die sie als Muttergöttin ausweist. In einigen königlichen Geburtsszenen wie im Totentempel des Sahure in Abusir existieren Darstellungen der Nechbet als schützende Amme des Pharaos.

Darstellung

Die beiden Göttinnen Nechbet und Wadjet krönen den Pharao Tempel von Kom Ombo, Griechisch-römische Zeit
Die beiden Göttinnen Nechbet und Wadjet krönen den Pharao
Tempel von Kom Ombo, Griechisch-römische Zeit

Das Tier der Göttin Nechbet ist der Geier, doch welche Gattung genau ist strittig. Die Deutungen schwanken zwischen dem Ohrengeier (Aegypius tracheliotus) oder den Gänsegeier (Gyps fulvus), Ersterer ist im heutigen Ägypten nur noch in kleinen Populationen erhalten, der Gänsegeier kommt in Ägypten überhaupt nicht mehr vor.

Darstellungen zeigen die Göttin mit einem oder zwei ausgebreiteten Flügeln, in der einen Kralle einen Schen (Ewigkeits-) Ring haltend. Die Geiergöttin steht in dieser Schutzhaltung vor den königlichen oder rituellen Szenen oder bewacht den Pharao, indem sie mit einem Flügel ausgebreitet über seinem Kopf schwebt.

Als Mischwesen zwischen Geier und Schlange stellten die Ägypter sie wegen ihrer engen Verbindung mit der unterägyptischen und schlangengestaltigen Göttin Wadjet dar. In der Königstitulatur stehen beide Göttinnen auf jeweils einem geflochtenen Korb vor dem Nebti-Namen des Pharaos.

In anthropomorpher Gestalt sehen wir Nechbet als Frau mit der Geierhaube oder mit der weißen Krone Oberägyptens.

Der Name Nechbet

Der Name bedeutet „Die von Necheb“

Nechbet in Hieroglyphen

Nechbet in Hieroglyphen

Weitere Namensformen

Nekhbet

Erste Erwähnung des Namens

In den Pyramidentexten

Verbindungen mit anderen Göttern

Die Griechen setzten Nechbet mit ihrer Geburtsgöttin Eileithyia gleich, weshalb die Stadt Necheb bei den Griechen den Namen Eileithyiaspolis („Stadt der Eileithyia“) trug.
Die Ägyptern verbanden sie auch mit der Göttin Hathor. Wegen ihrer Geiergestalt verschmolz sie mit der thebanischen Geiergöttin Mut.

Orte/Zeiten der Verehrung

Ein großes Heiligtum, von dem heute leider nicht mehr viel zu sehen ist, besaß Nechbet in ihrer Heimatstadt Necheb. Ein Schrein stammt aus der Zeit des Mittleren Reiches, einige Teile auch aus der 18. Dynastie. Doch die meisten Blöcke datierten die Archäologen auf die Zeit der 29. – 30. Dynastie.

Das einfache Volk verehrte Nechbet im Neuen Reich und in der Spätzeit als Beschützerin und Geburtsgöttin.