Nefertem – Gott der Lotusblüte

Der Lotus, der des Nachts seine Blüten schließt und ins Wasser abtaucht, um am nächsten Morgen wieder aus dem Wasser aufzusteigen und neu zu erblühen, war für die Ägypter ein symbolträchtiges Bild des Sonnenzyklus. In einem der Schöpfungsmythen wird dieses Bild mit dem Gott Nefertem aufgegriffen. Dort ist er der blaue Lotus auf dem Urhügel, aus dem der Sonnengott Re emporsteigt. Aus seiner Einsamkeit heraus weinte Nefertem und aus seinen Tränen entstanden die ersten Menschen.

Nefertem mit seiner Mutter Sachmet
Tempel von Karnak (Ptah-Tempel)

So war Nefertem eng mit der Sonne, der Schöpfung und dem Lotus verbunden. Schon in den Pyramidentexten wird er als „Lotusblume an der Nase des Re“ (PT 249) bezeichnet. Er war nicht nur eng mit dem Sonnenkult verbunden, sondern als Gott des Wohlgeruchs auch mit allen wohlriechenden und angenehmen Dingen.

Nefertem als Symbol des Sterbens und der Wiedergeburt (die Lotusblüte, die abends untergeht und morgens wieder erscheint) spielte natürlich auch im Totenkult eine Rolle. Die Essenzen bei der Einbalsamierung waren ihm geweiht und die Hoffnung auf die Wiedergeburt des Verstorbenen war eng an Nefertem geknüpft. Im Totenbuch heißt es dazu, dass jeder Verstorbene die Hoffnung hatte „wie Nefertem aus dem Lotus aufsteigen zu den Nasenlöchern des Re“, so wie er jeden Tag morgens am Horizont hervortrat.

Vor dem Eintritt in das ewige Leben wenden sich die Verstorbenen an die Götter und beteuern ihre Unschuld von 42 Sünden. An Nefertem richten sie sich mit den hoffnungsvollen Worten „Sei gegrüßt, Nefertem, der aus Memphis kommt. Ich habe nicht betrügerisch gehandelt, und ich habe keine Bosheit begangen.“

Als Sohn sowohl der kriegerischen Sachmet – in Memphis war er Teil der Triade von Sachmet und Ptah – als auch der sanftmütigen Bastet hatte er sowohl zerstörerische als auch beschützende Aspekte. In späterer Zeit hofften die Eltern, dass Nefertem ihrem Neugeborenen keinen Schaden zufügt aber gleichzeitig war er als Glücksbringer sehr beliebt, wie zahlreiche Amulette und Statuen mit der Darstellung des Nefertem aus dieser Zeit belegen.

Als Kopfschmuck trägt Nefertem hier eine Lotusblüte mit zwei hohen Federn. Die Krone wird von Menat-Symbolen umrahmt, die auf seine Verbindung zu den Katzengöttinnen hindeuten. Hinter der Krone befindet sich eine dicke Aufhängeöse, ein typisches Merkmal der Nefertem-Statuen
Spätzeit – Ptolemäische Zeit
Metropolitan Museum of Art
Lizensiert unter Creative Commons Zero (CC0)

Darstellung

Tutanchamun steigt als Nefertem aus einer Lotusblüte hervor
Ägyptisches Museum, Kairo
Bild: Jon Bodsworth, gemeinfrei

Nefertem wird als männliche Gottheit mit dem Gesicht eines jungen, schönen Mannes dargestellt. Auf seinem Kopf trägt er eine Lotusblüte oder einen aufwändigeren Kopfschmuck, bestehend aus einer Lotusblüte mit zwei hohen Federn. In einer Hand kann er einen sichelförmigen Gegenstand tragen, was sowohl als chepresch-Schwert als auch als Straußenfederfächer interpretiert wurde.

Als Sohn der Göttin Sachmet sieht man ihn auch löwenköpfig oder gänzlich als Löwe.

In Bezug auf dem Schöpfungsmythos kann Nefertem auch als Kind dargestellt werden, das aus einer Lotusblüte emporsteigt.

Der Name Nefertem

„Der Schöne / der Jüngling, der geschlossen war“
(hier auch wieder im Bezug auf die Lotusblume, die sich des nachts schließt und beim Sonnenaufgang wieder öffnet)

Nefertem in Hieroglyphen

Weitere Namensformen

Nefertum, Nefertemu, Nephtemis (gr.)

Erste Erwähnung des Namens

In den Pyramidentexten

Familie / Verbindungen mit anderen Göttern

Nefertem wurde als Sohn des Ptah und der Sachmet angesehen. In Buto galt er als Sohn der Kobragöttin Wadjet. Auch als Sohn der Katzengöttin Bastet oder anderen weiblichen Katzen-/Löwengottheiten wurde er verehrt.

In seiner Darstellung als Löwe wird er mit dem Gott Mahes verbunden.

Orte der Verehrung

Nefertem besaß keine eigene Kultstätte, aber man sieht ihn auf Tempel- und Grabwänden. Er wurde in allen Zeiten der ägyptischen Geschichte verehrt und besonders aus der Spätzeit sind zahlreiche Statuetten von ihm hergestellt worden.