Die Göttin Selket ist Schutzgöttin und Magierin, die in vielen Zaubersprüchen angerufen wurde. Die Ägypter erbaten von ihr die Heilung von gefährlichen Bissen, doch gegen Skorpionstiche wurde seltsamerweise die Göttin Isis angerufen, die aber in enger Verbindung mit Selket stand.
Seit der 1. Dynastie sind die Titel „cherep Selket“ (Zepter der Selket) und seit der 5. Dynastie „Sa Selket“ (Schutz der Selket) bekannt. Wahrscheinlich trugen diese Titel Ärzte mit magischen Fähigkeiten, die sich auf giftige Bisse spezialisiert haben.
Den Sonnengott unterstützt Selket mit Zaubersprüchen gegen seine Feinde. Das Gift, was sie gegen die Feinde des Re ausspeit, verbindet sie mit der Uräusschlange.
Selket im Totenkult
Seit dem Mittleren Reich schützt sie zusammen mit Isis, Nephthys und Neith die Eingeweide der Verstorbenen und ihre Schutzgötter.
Selket ist für den Schutz des Gottes Kebehsenuef verantwortlich, der die Gedärme des Toten bewacht. Auf den Kanopenkästen finden wir Namen und Schutzformeln der vier Göttinnen, wobei Neith und Selket ein Paar bildet und Isis und Nephthys das andere. Erst im Neuen Reich sind sie auch auf den Särgen abgebildet. Dort umfangen sie schützend den Toten „vertreiben das Böse an seinem Fleische, bestrafen die gegen ihn kommen und setzen seine Zaubersprüche gegen sie“ (Hayes, Royal Sarcophagi, 122)
Schon in den Pyramidentexten bewacht sie den verstorbenen König. „Isis ist meine Mutter, Nephthys ist meine Amme […], Neith ist vor mir, Selket ist hinter mir“ (PT 555).
Im „Zweiwegebuch“ aus dem Mittleren Reich wacht sie über eine gefährliche Wegegabelung.
Selket die Muttergöttin und Beschützerin des Pharaos
In vielen Gebieten des Nahen Ostens galt der Skorpion als Symbol der Mutterschaft und auch schon ihr oben erwähnter Beiname „die Große, die göttliche Mutter“ zeugt von ihrer Aufgabe als Muttergöttin.
Im Geburtsraum von Amenophis III. im Luxor-Tempel trägt sie zusammen mit Neith die Königsmutter und den Gott Amun, die sich für die Zeugung des Herrschers vereinen.
Selkets sieben Skorpione
In der Geschichte von Isis und Osiris wacht sie zusammen mit Nephthys über das Kindbett von Horus. Um Isis und ihren Sohn zu schützen, schickt Selket ihre sieben Skorpione. Doch Isis nutzt die Skorpione als Racheinstrument und befiehlt ihnen den Sohn einer Frau zu stechen, die ihr zuvor Zuflucht verwehrt hatte. Doch als die Frau sie voller Reue um Heilung bittet, schickt sie ihre Skorpione weg und heilt den Sohn wieder.
Selket in den Pyramidentexten/bei heiligen Handlungen
In den Pyramidentexten nährt Selket den König (PT 565) und auf den Königsdarstellungen in den Tempel befindet sich ihr Skorpion schützend neben dem Pharao.
Selten ist Selket bei heiligen Handlungen, wie der Gründungszeremonie eines Tempels zu sehen.
Darstellung
Ein Skorpion erhebt sich auf dem Kopf der Göttin Selket, die hauptsächlich in Frauengestalt dargestellt wurde. Das Tier auf dem Kopf der Selket wird üblicherweise interpretiert als ein verstümmelter Skorpion, der aus magischen Gründen ohne Beine, Stacheln und Scheren gezeichnet wurde (wie auch Schlangenhieros z.B. häufig unschädlich gemacht werden).
Ein Wasserskorpion?
Diese Interpretation ist bei manchen Ägyptologen umstritten, denn hieroglyphisch gesehen hätte man den Skorpion auch ähnlich wie bei den Schlangen mit Messer im Rücken zeichnen können, was aber nie passiert ist. Außerdem erscheint in der Hieroglyphenschrift des Alten Reichs ursprünglich erst diese „verstümmelte“ Darstellung, später auch ein Skorpion in kompletter Gestalt.
Da beide Hieroglyphen von der Körperform her komplett anders aussehen, könnte es sich bei dem ersten um einen Wasserskorpion (aus der Familie der Wasserwanzen) handeln, bei der letzten um einen richtigen Skorpion. Die Verwandtschaft beider Tiere werden die Ägypter sicherlich bemerkt haben, daher der Wechsel.
In einem Papyrus aus der 21. Dynastie wird sie als „Selket, die Große, die göttliche Mutter“ mit Messern bewaffnet und zwei Köpfen dargestellt. Der Kopf eines Löwen schaut geradeaus, während der eines Krokodils die Rückenansicht bewacht. In den Unterweltsdarstellungen der Königsgräber kann sie auch als eine aufbäumende Schlange dargestellt werden.
In späterer Zeit sehen wir sie in der seltsamen Gestalt eines Skorpions mit einem Frauenkopf, die eine Sonnenscheibe mit einer aufbäumenden Kobra trägt.
Der Name Selket
Der Name srq.t ist die Nebenform von srq.t Hty.t, „die, die Kehlen atmen lässt“
Selket in Hieroglyphen
Weitere Namensformen
Serket, griechisch: Selkis
Erste Erwähnung des Namens
In der 1. Dynastie wird sie auf einer Grabstele des Merika aus Sakkara erwähnt
Familie
Selket galt als Tochter des Re und im Alten Reich als Mutter des Schlangengottes Nehebu-Kau
Verbindungen mit anderen Göttern
Es besteht eine enge Verbindung zu Isis. Die Göttin kann den Skorpion der Göttin Selket auf dem Kopf tragen und im Edfu-Tempel gibt es die Sondergestalt Isis-Selket.
Orte/Zeiten der Verehrung
Ursprünglich stammt die Göttin Selket vielleicht wie Neith aus der Stadt Sais. Sie hat keine eigenen Tempel doch im Edfu-Tempel besaß sie einen Gastkult.
Es ist nicht ganz gesichert, ob Amulette in Form eines Skorpions der Göttin zugeordnet werden können. Amulette aus der späteren Zeit zeigen die Göttin menschengestaltig.