Seth war das Böse schlechthin. Gewalt, Hass und Bösartigkeit waren Eigenschaften, die man mit ihm verband. Für alle negativen Einflüsse, wie Krankheit, Leiden, Aufstände, Krieg, Chaos und Vernichtung war er verantwortlich.
Er galt als Verursacher von Naturkatastrophen, wie Erdbeben, Unwettern und Stürmen. Er war der Gott des tosenden, unheimlichen Meeres. Im Jenseits lauerte er den Verstorbenen auf, um ihre Seelen zu ergreifen und ihnen somit den endgültigen Tod zu bereiten.
Im → Osiris-Mythos tötete er aus Eifersucht seinen eigenen Bruder Osiris und schlug dessen Sohn Horus bei einem Kampf das Auge aus.
Seths Stärke
Seth wurde eine unglaubliche Stärke zugewiesen. Sein Zepter soll fast 2000kg gewogen haben. Eisen, das härteste Metall, das die Ägypter kannten, nannten sie „die Knochen des Seth“. Mit seiner ungeheuren Kraft war er wie geschaffen dafür, als Helfer des Sonnengottes am Bug seiner Barke zu stehen, um während der Nachtfahrt den bösen Schlangengott Apophis mit seiner Lanze zu erstechen. Und auch Pharaonen assoziierten sich mit Seths Kraft, wie der erfolgreiche Feldherr Thutmosis III., der sich „Geliebter des Seth“ nannte.
Seth und der Pharao
Als Hauptgottheit von Oberägypten besaß er eine besondere Verbindung zum Königtum. Auf Darstellungen sehen wir ihn zusammen mit Horus bei Thronbesteigungen, Segnungen des Königs, Reinigungen, die dem Pharao göttliche Kräfte verleihen sollten und beim Verknoten der Wappenpflanzen, das symbolisch die Reichseinigung zwischen Ober- und Unterägypten darstellte. Pharaonen der 19. /20. Dynastie, wie Sethos und Sethnacht trugen seinen Namen.
Gehasst und gefürchtet
Nach der 20. Dynastie assoziierten die Ägypter ihn immer mehr mit den verhassten Fremdherrschern (wie den Assyrern) und seine Popularität nahm dadurch immer weiter ab. Ab der 25. Dynastie kommt die Verehrung für Seth praktisch zum Erliegen und er wird als Gott der Wüste und der Fremdländer immer mehr gehasst und gefürchtet. Die Nilpferdjagd, in der ein Nilpferd (=Seth) von dem Pharao (=Horus), getötet wird, gab es zwar schon seit der 1. Dynastie, sie wurde in späterer Zeit aber besonders häufig praktiziert.
Darstellung
Ursprünglich stellte man den Gott nur in Gestalt eines Seth-Tieres dar – mit aufgestellten rechteckigen Ohren, einer langgezogenen, gekrümmten Schnauze und einem aufgerichteten, pfeilartigen Schwanz. Nach einiger Zeit setzten die Ägypter den Kopf des Seth-Tieres auf einen menschlichen Körper. Teilweise trug er die weiße Krone Oberägyptens oder die Doppelkrone des gesamten Landes.
Seth konnte in der Gestalt von Tieren, wie Esel, Antilope, Nilpferd, Krokodil, Schwein, Ziege und verschiedenen Fischen verehrt bzw. verachtet werden.
Der Name Seth
Die Bedeutung des Namens ist unbekannt
Seth in Hieroglyphen
Weitere Namensformen
Setech, Sutech
Erste Erwähnung des Namens
In der prädynastischen Zeit
Familie
Seth war der Sohn der Himmelsgöttin Nut und des Erdgottes Geb. Seine Geschwister waren Osiris, Isis und Nephthys (die gleichzeitig seine Gemahlin war). Weitere Gemahlinnen, die man ihm zuordnete, waren Taweret, Neith, Astarte und Anat.
Verbindungen mit anderen Göttern
Während der Fremdherrschaft der Hyksos setzten diese Seth mit ihrem Gott Baal gleich, die Griechen mit ihrem Gott Typhon.
Orte/Zeiten der Verehrung
Als Schutzgottheit von Oberägypten genoss er dort die größte Verehrung. Ab dem Mittleren Reich war er ein bedeutsamer Gott, der in das Pantheon der wichtigsten Götter eingefügt wurde.
Hauptkultzentrum Ombos
Eines der ältesten Kultzentren lag in Ombos (ägypt.: Nubt), nördlich des heutigen Luxors. Sein wichtigstes Zentrum lag aber im 11. oberägyptischen Gau, der das Seth-Tier als sein Wappen führte. In der Wüste, die als Wohnstätte des Seth galt, verehrte man ihn genauso, wie in den darin liegenden Oasen.
Ein unglückseliger Tag
Seth blieb im Laufe der Geschichte aber immer der bösartige, rachsüchtige Gott, der von den meisten eher gefürchtet, denn verehrt wurde. Sein Geburtstag galt als besonders unglückseliger Tag, an dem man besser zu Hause bleiben sollte.